Die Pfeiler des Glaubens
zu bewegen.
Acht Tage nach dem Abend bei Arbasia wurde Hernando zum Herzog gerufen, der auf dem Weg von Madrid nach Sevilla in Córdoba Station machte. Hernando erhielt die Mitteilung im herzoglichen Marstall, als er gerade auf Volador – der Dahinfliegende – ausreiten wollte. Der prächtige Grauschimmel war ein Geschenk des Herzogs und trug das königliche Brandzeichen der neuen spanischen Rasse. Don Alfonso hatte Hernando – da er vom Vorfall mit Azirat erfahren hatte – wieder und wieder versichert, dass dieses Pferd für immer sein Eigentum bleiben würde, was auch geschehen mochte. Als Nachweis hatte Hernando ein Dokument erhalten, das der Palastsekretär aufgesetzt und der Herzog von Monterreal persönlich unterzeichnet hatte.
Hernando überließ Volador dem Stallburschen und stiefelte dem Pagen hinterher, der ihm die Nachricht des Granden übermittelt hatte. Als sie im Vorzimmer des Herzogs ankamen, warteten dort bereits zahlreiche Menschen darauf, vom Aristokraten empfangen zu werden. Hernando wurde auf dem Weg ins Audienzzimmer von den wütenden Blicken der Wartenden – darunter Geistliche, ein Veinticuatro, zwei Jurados und drei Hidalgos – durchbohrt: Dem Morisken wurde offensichtlich eine Vorzugsbehandlung zuteil.
»Hernando!« Der Herzog erhob sich hinter seinem Schreibtisch und hielt Hernando erfreut die Hand entgegen.
Der Sekretär und der Schreiber zogen die Augenbrauen hoch.
»Don Alfonso«, sagte Hernando zur Begrüßung und drückte die angebotene Hand herzlich.
Sie nahmen am anderen Ende des Raumes in bequemen Ledersesseln Platz. Der Herzog erkundigte sich nach Hernandos Befinden, und der Moriske beantwortete erfreut seine Fragen. Die Zeit verstrich, doch die vor dem Audienzzimmer wartenden Bittsteller schienen den Aristokraten nicht weiter zu interessieren. Besonders leidenschaftlich erörterte Don Alfonso die Bestände seiner Bibliothek, bis er abrupt das Gesprächsthema wechselte.
»Ich hätte auch gern so viel Zeit für die Lektüre«, meinte der Adlige auf einmal wehmütig. »Genieß deine Stunden in der Bibliothek, denn bald wirst du dafür keine Zeit mehr haben.« Dem Herzog entging Hernandos überraschter Gesichtsausdruck nicht. »Keine Sorge, du kannst so viele Bücher mitnehmen, wie du willst. Silvestre!«, rief er den Sekretär herbei. »Bring mir den Geleitbrief für Hernando.« Als er das Dokument in Händen hielt, wandte er sich wieder an Hernando. »Obwohl ich – wie du weißt – die Ehre habe, dem Staatsrat Seiner Majestät anzugehören, möchte ich mit dir über ein Problem des Finanzrats sprechen. Den Beamten dieser Rätekammer gelingt es einfach nicht, die vom König benötigten Mittel zu beschaffen, weshalb der König jedes Mal an ihnen herummäkelt, wenn sie ihm die erwünschten Gelder verweigern. Die Alpujarras!«, wechselte Don Alfonso erneut das Thema und überreichte Hernando das Dokument. »Du hast mich doch um eine Aufgabe gebeten, oder?«, fragte er und lächelte. »Die Alpujarras gehören fast vollständig der Krone, und Seine Majestät ist außer sich, weil sie nicht den erhofften Ertrag einbringen. Dabei hat der König die neuen Siedler sogar von den Verkaufssteuern befreit. Trotzdem lassen die Abgaben an die Krone, die der Finanzrat eintreibt, mehr als zu wünschen übrig. Seine Majestät ist darüber äußerst erzürnt. Da kam mir die Idee, dass du – als Ortskundiger – vielleicht einige Nachforschungen anstellen könntest, die Seine Majestät dann mit dem Bericht des Finanzrates sowie mit dem Bericht der Institution in Granada, die die Neuansiedlung betreibt, vergleichen kann. Dem König gefiel der Vorschlag sofort. Er würde den Beamten des Finanzrats nur zu gern eine Lektion erteilen.«
»Die Alpujarras!«, flüsterte Hernando. Er saß unbehaglich aufrecht im Sessel und strich nervös über das Dokument, das ihm Silvestre soeben überreicht hatte. Don Alfonso schlug ihm tatsächlich gerade eine Reise in seine Heimat vor!
»Nach der Vertreibung der Neuchristen aus den Alpujarras schickte der König zahlreiche Beamte nach Galicien, Asturien, Burgos und León, um Männer und Frauen zu finden, mit denen das Gebiet wieder besiedelt werden konnte. Die neuen Bewohner erhielten Häuser, Felder und Vieh. Zwar ist diese Neuansiedlung noch nicht in allen Dörfern und Städten der Alpujarras erfolgreich durchgeführt, aber … diese Leute erwirtschaften einfach nicht das, was man erwartet hatte. Es ist erschütternd. Wenn du demnächst in das Gebiet
Weitere Kostenlose Bücher