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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Silvestre argwöhnisch gefragt und auf die Blätter gezeigt, die Hernando in der rechten Hand hielt. Mitten im Patio und vor den Augen aller Diener wühlte der herzogliche Sekretär im Bündel mit den Kleidern, als wäre der Moriske ein gemeiner Dieb.
    »Das ist mein Bericht für das Domkapitel von Granada.« Der Sekretär gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er ihm die Papiere aushändigen solle. »Don Silvestre, der Bericht ist geheim«, mahnte Hernando. »Darin stehen vertrauliche Dinge, die nur die Kirche in Granada etwas angehen. Wenn der Erzbischof erfährt, dass Ihr …«
    »Einverstanden!«, lenkte Silvestre sofort ein.
    »Und, willst du mich jetzt auch noch ausziehen?«, spottete Hernando. Die Fatimahand hatte er in seinen Beinkleidern versteckt. »Würde dir das gefallen?«, provozierte er den Sekretär und öffnete verführerisch die Arme. Silvester wurde rot. »Keine Sorge, ich bin als armer Mann in den Palast gekommen, und genauso werde ich ihn wieder verlassen.« Hernando grinste hämisch. War der Sekretär der Dieb?
    Der Stallbursche weigerte sich, Volador für Hernando aufzuzäumen. Aus seinem Gesicht sprach der gesamte Groll der letzten Jahre, in denen er diesem Morisken hatte dienen müssen. Also tat Hernando es selbst, nur um sein Pferd kurz darauf im Hof der Posada del Potro wieder abzuzäumen, wo er Unterkunft suchte. Von den zahlreichen Gasthöfen rings um den Platz entschied er sich für diese Posada, weil ihn der Wirt dort nicht kannte. Volador, der doppelt so groß war wie jeder Esel oder jedes Maultier im Patio der Herberge und noch dazu das Brandzeichen des königlichen Marstalls trug, sowie Hernandos erlesene Kleidung sorgten dafür, dass man ihm das beste Zimmer zuwies, das er mit niemandem teilen musste. Wie ein reicher Mann zahlte er im Voraus, auch wenn er dabei feststellen musste, dass ihm nur noch ein paar wenige Zwei-Reales-Münzen blieben. Er setzte sich in seinem Zimmer an den Tisch und schrieb – auf leeren Blättern, die er aus dem Palast mitgenommen hatte – einen langen Brief an Don Pedro de Granada Venegas, in dem er ihm seine Situation schilderte und von der Verhaftung seiner Mutter berichtete. Abschließend bat er ihn inständig um Hilfe, denn in dieser miserablen Lage, so seine Worte, könne er kaum etwas für seine Glaubensbrüder ausrichten. Er gab den Brief einem Maultiertreiber, der im selben Gasthof Quartier machte und ohnehin nach Granada unterwegs war. Dafür hatte sich sein Geldbeutel allerdings weiter geleert.
    »Aber das meiste Geld«, erklärte er Pablo Coca, »habe ich dem Kerkermeister der Inquisition gegeben, um das Essen für meine Mutter zu bezahlen. Und jetzt …«
    »Heute Abend kannst du ein wenig gewinnen«, versuchte Pablo ihn aufzumuntern. Hernando verzog das Gesicht. »Damit kommst du zumindest über die Runden«, bekräftigte Pablo. »Wenigstens hast du damit genug für deine Unterkunft.«
    »Palomero«, sprach Hernando ihn mit seinem Spitznamen aus der Jugendzeit an, »ich brauche viel Geld, verstehst du? Ich muss in nächster Zeit einige Gefälligkeiten im Alcázar bezahlen.«
    »Bei der Inquisition wirst du mit Geld wenig ausrichten. Weißt du, einmal haben sie Don Alonso de Aguilar festgenommen, einen Verwandten des Marquis von Priego! Glaub mir, die Angelegenheit ließ sich mit keinem Geld der Welt klären – Don Alonso kam erst nach dem Verfahren frei. Das Adelshaus hat sich sogar mit den Erzbischöfen …«
    »Aber meine Mutter ist doch nur eine unbedeutende alte Frau, Pablo.«
    Pablo Coca überlegte. Er ließ seinen Finger auf dem Becherrand kreisen. Die beiden saßen vor einem Krug Wein, den ihnen die schwarze Sklavin gebracht hatte.
    »Manchmal ruft man mich, damit ich eine größere Spielerrunde veranstalte«, gestand er schließlich zögerlich. »Mir gefällt das Ganze eigentlich gar nicht. Manchmal gebe ich nach und mache mit, aber … An diesen Abenden kommt alles, was Rang und Namen hat: Adlige, Amtsschreiber, Büttel, Jurados, Söhne aus den angesehensten Familien und sogar Pfaffen! Es geht dabei um viel Geld. Sie machen wahnwitzige Wetteinsätze, betrügen und ziehen sofort den Degen, wenn man ihnen ihre plumpen Finten und harmlosen Tricks vorwirft. Sie tun so, als könnten sie mit der Ehre, auf die sie so viel geben, selbst ein gezinktes Blatt noch rechtfertigen.«
    »Aber warum bitten sie dich dann um Hilfe?«
    »Sie brauchen immer einen von uns. Erstens ist es unter ihrer Würde, selbst Glücksspiele auszurichten, und

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