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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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mit ihr unter einem Dach zu wohnen. Seine Hoheit, der Herzog von Monterreal, und sein Sohn sind bei der Verteidigung der Sache der Katholiken ums Leben gekommen.«
    Hernando schloss die Augen. Plötzlich war er wieder am Bach in den Alpujarras. Er sah den Funkenschlag und hörte das metallische Klirren, als der verletzte Don Alfonso mit einem Hieb seines Schwertes die Fußfesseln sprengte. Mit seinem Tod befreite ihn der Herzog nun noch einmal: diesmal von den Fesseln der Untergebenheit, die er selbst nicht zu sprengen gewagt hatte.
    »Bitte übermittelt der Herzogin mein tief empfundenes Beileid«, sagte er nur.
    »Ich denke nicht, dass das angebracht ist«, hielt ihm der Sekretär säuerlich entgegen.
    »Ihr irrt Euch«, erwiderte Hernando. »Womöglich ist es die einzige aufrichtige Anteilnahme, die sie in diesem Haus erfährt.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Hernando atmete tief durch.
    »Was darf ich mitnehmen und was nicht?«, fragte er dann.
    »Du kannst deine Kleider behalten. Die Herzogin will sie nicht mehr im Palast sehen. Das Pferd …«
    »Das Pferd, der Sattel und das Zaumzeug gehören mir. Niemand hat darüber zu bestimmen«, beschied ihm Hernando. »Und was meine Schreibsachen angeht …«
    »Was für Schreibsachen?«, fragte der Sekretär hämisch.
    Hernando seufzte verärgert. Wollten sie ihn etwa bis zum bitteren Ende demütigen?
    »Sie sind Euch wohlbekannt«, erwiderte er. »Ich spreche von den Schriften, die ich für den Erzbischof von Granada anfertige.«
    »Einverstanden. Die gehören dir.«
    Hernando war über den Tod von Don Alfonso zutiefst erschüttert. Er hatte tatsächlich auf die baldige Rückkehr seines Freundes gehofft, der so viel für ihn getan hatte. Gerade jetzt hätte er seine Hilfe bitter nötig. Er hatte den Namen des Adligen im Alcázar zwar unzählige Male erwähnt, um endlich vorgelassen zu werden, aber bei der Inquisition schien sich niemand dafür zu interessieren.
    Bestimmt kontrollierte Silvestre ihn bei seinem Auszug aus dem Palast. Also musste er sich für die wichtigsten Dinge entscheiden. Hernando eilte sogleich zum Versteck im ehemaligen Minarett. Er nahm die Fatimahand und betrachtete den goldenen Anhänger eine Weile lang. Er erinnerte sich daran, wie das Schmuckstück zwischen den Brüsten seiner Frau geschimmert hatte und jeder ihrer Bewegungen gefolgt war: Seit Fatimas Tod kam ihm der Anhänger kälter vor, genau wie sein Leben. Dann wandte er sich den Büchern zu: Er würde nur das alte arabische Barnabas-Evangelium mitnehmen, alles andere, selbst seine eigene Abschrift des Evangeliums und Ibn Muqlas Abhandlung über die Schreibstile wollte er vernichten. Er konnte keinesfalls riskieren, dass man das Traktat bei ihm fand, außerdem kannte er es ohnehin auswendig. Die kunstvollen Buchstaben und die Zeichnungen mit den vollkommenen Proportionen erschienen vor seinen Augen, wann immer er das Schreibrohr dem Papier näherte. Zuletzt ging er in sein Gemach. Dort öffnete er die Truhe, um seine Ersparnisse an sich zu nehmen. Hernando suchte zwischen seinen wenigen persönlichen Gegenständen. Der Beutel fehlte.
    »Diese gierigen Christenhunde!«, flüsterte er.
    Wie damals in den Alpujarras hatten sie zuallererst die Beute an sich gerissen. Nun blieben ihm nur die wenigen Münzen, die er bei sich führte. Er verfluchte sich, seine Ersparnisse nicht in Sicherheit gebracht zu haben, und schnürte seine Kleider zu einem Bündel. Die Seiten des Evangeliums legte er unauffällig zwischen seine Niederschriften über die Märtyrer. Die Fatimahand würde er am Körper verborgen tragen. Dann wusch er sich für das Gebet. Er stand mitten im Zimmer und überlegte. Wie sollte es nun weitergehen?
    »Ich brauche Geld.«
    Pablo Coca zuckte bei Hernandos Worten nicht einmal mit der Wimper. Die Spieler hatten die Spelunke inzwischen verlassen, nur die schwarze Sklavin aus Guinea säuberte noch den Raum und brachte die Tische für den nächsten Tag in Ordnung.
    »Wir alle brauchen Geld, mein Freund«, war schließlich seine Antwort. »Aber was ist passiert?«
    Hernando sah in Pablo noch immer den jungen Burschen von damals, der sein Gesicht zu aberwitzigen Grimassen verzog, um mit dem Ohrläppchen wackeln zu können wie Mariscal, sein großes Vorbild. Er entschied, ihm zu vertrauen, und schilderte ihm seine neue Lage. Wie er am Morgen bei seinem Auszug aus dem Palast die Kontrolle des Sekretärs umgangen hatte, behielt er allerdings für sich.
    »Und was ist das?«, hatte ihn Don

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