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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Amerika angereist, um die Märtyrer um Heilung seiner Flechte zu bitten! Er zelebrierte eine Messe, danach vermischte er Erde aus den Höhlen mit Weihwasser, trug die Paste auf die betroffenen Hautstellen auf und war sofort geheilt. Ein Bischof! Die Leute berichten von noch viel mehr Heilungen und Wundern am Sacromonte.«
    »Aber Don Pedro …«, warf Hernando spöttisch ein.
    »Sieh mal«, unterbrach ihn der Lehnsherr von Campotéjar. Inzwischen hatten sie fast die Höhleneingänge erreicht. »Das ist das Ergebnis deiner Arbeit.«
    Ein Wald aus mehr als eintausend Kreuzen stand vor dem Eingang in das verzweigte Höhlensystem. Dort versammelten sich zahllose Wallfahrer um die winzigen Kapellen und die Wohnhäuser der Kapläne. Die beiden Männer hielten die Pferde an, Hernandos Fuchs tänzelte unruhig auf der Stelle. Hernando ließ den Blick über den Hügel schweifen und betrachtete die Kreuze und die gläubigen Christen, die davor knieten. Zumeist waren es einfache Holzkreuze, aber einige große Kreuze waren aufwendig aus Stein gemeißelt und standen auf mächtigen Sockeln.
    »Das Ergebnis meiner Arbeit«, flüsterte Hernando ergriffen.
    Bei der Übergabe der ersten Bleitafeln an seine Gefährten in Granada hatte er noch am Sinn seiner Anstrengungen gezweifelt, aber die Leichtgläubigkeit der Menschen überwog bei Weitem die Irrtümer, die er beim Verfassen der Bücher begangen haben konnte.
    »Beeindruckend«, stellte er voll Bewunderung fest.
    »Die meisten Kirchen der Stadt haben hier eigene Kreuze errichtet«, erklärte Don Pedro. »Die Klöster haben ihnen nachgeeifert, ebenso der Rat der Stadt, die Beiräte, die Zünfte und die Bruderschaften – seien es die Wachszieher, Schmiede, Weber oder Zimmerer – und natürlich das Obergericht und die Notare, alle haben sie Kreuze aufgestellt. Zum Klang der Pauken und Flöten kommen sie in Prozessionen hier herauf, und die Ehrenwachen, die sie begleiten, stimmen das Te-Deum an. Andauernd finden Wallfahrten zum Sacromonte statt.«
    Hernando schüttelte erneut den Kopf.
    »Ich kann es nicht fassen.«
    »Allerdings habe ich erfahren«, fuhr Don Pedro fort, »dass Alonso bei der Übertragung der Texte auf den Bleiplatten an seine Grenzen stößt.«
    Hernando war erstaunt. Welche Probleme sollten dem erfahrenen Übersetzer entstanden sein?
    »Der Erzbischof kontrolliert seine Arbeit höchstpersönlich«, erklärte Don Pedro, »und sobald ein zweideutiger Satz muslimischen Glaubensgrundsätzen zu entsprechen scheint, korrigiert er ihn nach seinem Dafürhalten. Dieser Mann strebt danach, aus Granada eine Stadt zu machen, die noch heiliger ist als Rom. Und trotzdem, wenn der Sultan erst einmal das Barnabas-Evangelium bekanntmacht, wird über allem die Wahrheit leuchten: Dann werden alle«, sagte der Adlige und zeigte auf die Frömmler vor ihnen auf dem Hügel, »gezwungen sein, ihre Irrtümer einzugestehen.«
    »Der Sultan?«, fragte Hernando. »Ich glaube nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist, dem Türken das Evangelium zu schicken«, setzte er sogleich nach. Don Pedro sah ihn verwundert an. »Nein«, bekräftigte Hernando, »die Türken haben immer noch nichts für uns getan …«
    »Aber das Barnabas-Evangelium«, unterbrach ihn Don Pedro, »betrifft nicht mehr nur uns Morisken in al-Andalus, sondern alle Muslime.«
    Hernando ging nicht weiter auf den Einwand des Aristokraten ein.
    »Die Türken haben seit Jahren keine Flotte mehr zusammengestellt, um die Christen im Mittelmeer anzugreifen. Sie kümmern sich nur noch um ihre eigenen Interessen im Osten. Manche meinen sogar, dass der neue spanische König deswegen in der Lage ist, Algier anzugreifen, und dafür bereits Vorbereitungen trifft.«
    »Du hast doch damals selbst vorgeschlagen, das Evangelium zum Sultan zu schicken.«
    »Ja, schon«, musste Hernando zugeben. »Aber jetzt denke ich, dass wir vorsichtiger vorgehen müssen. Du sagst doch, dass die Bleibücher immer noch nicht übersetzt sind, oder?« Don Pedro nickte. »Die Stellen, die sich auf das Stumme Buch beziehen, besagen nur, dass die Offenbarung durch einen König der Araber geschehen wird. Gewiss, damals dachte ich an den Türken, aber der Sultan kehrt uns hartnäckig den Rücken. Es gibt doch noch andere Herrscher, die genauso bedeutend oder sogar noch mächtiger sind als der Osmane: In Persien regiert Abbas I., und in Indien ist Akbar der Große an der Macht. Dort sind die Jesuiten tätig, und ich habe erfahren, dass Akbar, obwohl er selbst

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