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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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erst heute verfügbar ist?», fragte sie.
    Travis ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. Durchaus einleuchtend.
    «Eine neue Entität etwa?», sagte er. «Etwas, das erst kürzlich eingetroffen wäre?»
    «Keine Ahnung. Unter den neuartigen Entitäten, die in letzter Zeit eingetroffen sind, war keine, die besonders mächtig oder gefährlich wäre. Unseres Wissens nach.»
    Beide verstummten wieder. In der Stille hörte Travis, wie sich die Luftaustauschanlage des Gebäudes mit einer Art Seufzen anschaltete. Sein Gesicht ruhte an Paiges Haar, und mit jedem Atemzug nahm er ihren Duft wahr.
    Schließlich brach er das Schweigen. «Es gibt etwas, das mich noch mehr beunruhigt als all das hier.» Er überlegte, wie er am besten anfangen sollte. «Wir sind uns einig, dass Pilgrim eigentlich gar nicht der Feind ist, richtig? Was nicht heißen soll, dass er unschuldig ist. Das Flüstern dürfte ihn ausgewählt haben, weil es wusste, zu was er alles imstande war. Aber egal, was Pilgrim sich einreden mag, hier zieht nur einer die Fäden, nämlich das Flüstern. So weit, so gut, richtig?»
    «Richtig.»
    «Aber das Flüstern bleibt trotzdem eine Maschine. Ein Werkzeug, und ein Werkzeug sucht sich seinen Zwecknicht selbst aus. Das dürfte jemand anderes getan haben.»
    Paige antwortete erst nach längerem Schweigen. «Du meinst, jemand auf der anderen Seite des Portals.»
    «Ja.»
    Unter seinem Arm spürte er, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief.
    «Falls das zutrifft», sagte sie, «hatten wir nie auch nur den Hauch einer Chance.»
    Sosehr er auch überlegte, eine beruhigende Antwort darauf wollte ihm nicht einfallen. Also zog er sie einfach enger an sich, worauf sie sich auch ganz fest an ihn schmiegte. Er lag da, lauschte auf ihre Atemzüge und spürte, wie ihn tiefe Müdigkeit überkam. Während er weiter über all die Fragen nachgrübelte und darüber, mit wem – oder was – sie es hier wirklich aufzunehmen hatten, schlief er schließlich ein.
     
    Kurze Zeit später schreckte er mit einem extrem merkwürdigen Gefühl aus dem Schlaf. Als hätte er eben irgendeine Eingebung gehabt. Oder hatte er bloß davon geträumt? Er dachte angestrengt nach, um sich zu erinnern, aber dadurch entfernte sich eher alles von ihm. Also entspannte er sich, um es einfach zu sich zurückkommen zu lassen. Kurz schien es, als würde das sogar gelingen. Ein bildlicher Eindruck stellte sich ein: die Videoaufnahmen der Hochleistungs-Pumpanlage in Cooks Haus auf Grand Cayman. Die Eingebung, wenn man es so nennen konnte, hatte irgendwie damit zu tun. Damit, warum Cook diese Anlage überhaupt brauchte. Mehr aber wollte ihm nicht einfallen. Gleich darauf war der letzte Fetzen der Erinnerung fort.
    Paige murmelte neben ihm vor sich hin, als wäre sie halb aufgewacht. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, worauf sie sich zu ihm drehte, ihn sanft am Hals küsste und dann wieder in seinen Armen einschlief. Beruhigt durch ihren Herzschlag an seiner Brust, schloss er die Augen und überließ sich ebenfalls wieder dem Schlaf.

34
    Ein Telefon klingelte. Irgendwo im Dunkel. Travis spürte, wie Paige aufwachte. Sie drehte sich zum Nachttisch um – dem Wecker nach war es gerade kurz nach vier   –, knipste die Lampe an, langte zum Telefon hinüber und drückte die Taste für die Freisprechanlage. Noch während sie sich mit ihrem Namen meldete, glitt sie wieder zurück unter die Bettdecke und kuschelte sich an ihn.
    Die Stimme, die aus dem Telefon drang, klang ängstlich. «Paige, hier Crawford. Ich befinde mich gerade im Sicherheitsspeicher auf B31.   Die diensthabenden Kollegen haben mich verständigt. Hier geht irgendetwas vor sich. Sie sollten vielleicht besser mal hier runterkommen.»
    Sie sah Travis erschrocken an.
    «Paige?», fragte Crawford.
    «Ich bin dran.» Sie löste sich von Travis, richtete sich auf und schwang seitlich die Beine aus dem Bett, während sie bereits eilig ihre Kleidung zusammensuchte. «Beschreiben Sie, was genau vor sich geht.»
    «Das wissen wir nicht so richtig. Es hat etwas mit demGegenstand zu tun, den Sie aus Zürich mitgebracht haben. Mit dem schwarzen Würfel.»
    «Der Verstärker», ergänzte Paige und wechselte einen weiteren Blick mit Travis.
    Aus dem Telefonlautsprecher drang eine Art Brummen, von irgendwoher aus dem Hintergrund. Als würde jemand sehr tief vor sich hin summen. Genau das Geräusch, das sie auch im achten Stock des Gebäudes in der Theaterstraße gehört hatten, ehe dann die Hölle

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