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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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das Uran gar nicht erst komprimiert würde und der gesamte Vorgang damit unterbunden wäre.
    So zumindest lautete die Theorie. Ausprobiert hatte das natürlich noch nie jemand.
    Sie platzierte die Handgranate zwischen dem Mantel aus Hohlladungen und einer der Aluminiumstreben rings um den Fissionssprengkopf, hielt sie dort mit der linken Hand fest und zog mit der Rechten den Pin heraus. Der Schalthebel schnappte vor, und sie hörte, wie die Zündschnur sich mit einem Zischen entzündete.
    Sie wandte sich um und rannte davon, so schnell sie konnte. Sie rannte in dem von gleißendem weiß-orangefarbenen Licht erfüllten Raum vorbei an der Bodenaufschrift,vorbei an dem Nest aus Drähten mit dem Ares, dem Verstärker und dem silbrigen Band, das sie miteinander verknüpfte, rannte bis an die hinterste Wand im Raum, um so weit weg zu sein wie nur möglich, wenn gleich die Handgranate explodierte. Und fragte sich, ob sie vielleicht bloß den ersten Knall wahrnehmen würde, ehe ihr Leben dann abrupt zu Ende wäre.

30
    Travis bildete die Nachhut, zwei Stufen unter den anderen Schützen, während die Menge gerade einmal sechs Stufen unter ihm nachrückte. Auf dieser Treppe, die um etliches breiter war als die Kellertreppe, war es wesentlich schwieriger, die Meute halbwegs in Schach zu halten.
    «Absatz!», warnte ihn einer der Schützen von oben, und mit dem nächsten Schritt war er auf dem Treppenabsatz im ersten Stock angelangt, wo er sich rasant um das Geländer herumschwang. Als er rückwärts die nächste Treppe in Angriff nahm, ging ihm prompt die Munition aus. Er riss das Magazin heraus, holte ein frisches aus der Jackentasche und schob es gerade hinein, da spürte er, wie das Gebäude von einer gewaltigen Explosion erschüttert wurde, hoch oben im achten Stock.
     
    Kurz vor der Explosion hatte Paige sich abgewandt und die Augen zugemacht. Jetzt schlug sie sie vorsichtig wieder auf. Wolken von Geröllstaub erfüllten den Raum, und es roch beißend nach Sprengstoff. Dort, wo sich dieTüren befunden hatten, klaffte jetzt eine riesige Öffnung in der Wand, als wären durch die Handgranate doch ein paar der Hohlladungen gezündet worden. Trotzdem, nicht wirklich ein Problem. Wenn man bedachte, dass es auch etwa fünf Megatonnen schlimmer hätte enden können.
    Sie schaute zum Ares hinüber: Er lag unversehrt im Nest und war nach wie vor durch den seltsamen Kanal aus silbrigem Licht mit dem Verstärker verbunden. Inmitten der vielen Sensoren, mit denen das Drahtgeflecht gesichert war und die jetzt vollkommen harmlos waren. Ohne lange nachzudenken, spurtete sie los und versetzte dem Ares aus vollem Lauf heraus einen Tritt wie damals beim Fußballtraining in der Highschool, als sie Elfmeterschießen übten. Der Würfel wurde in hohem Bogen von seinem Platz geschleudert und polterte und schlitterte über den Fußboden davon – ohne dass die Verbindung zu dem Verstärker jedoch unterbrochen wurde. Der silbrige, plasmaartige Kanal verlängerte sich einfach und folgte dem Ares kreuz und quer durch den ganzen Raum, mühelos wie ein Lichtstrahl, der einem Ziel folgt. Am Ende knallte der Ares gegen die Wand neben der aufgesprengten Tür, prallte ein ganzes Stück davon ab und blieb dann im umherwirbelnden Geröllstaub liegen.
    Das orange-weiße Licht erfüllte weiterhin den Raum. Unten im Haus ging das Knattern der Gewehre ununterbrochen weiter.
    Paige hatte noch nie eine Entität zerstört; das war in den Vorschriften streng verboten. Aus einleuchtenden Gründen. Wer wusste schon, welche Folgen das haben könnte?
    Das würde sie jetzt gleich herausfinden.
    Sie nahm ihr Gewehr von der Schulter, legte an und feuerte dann eine ganze Salve von Schüssen ab.
    Als der Ares zerbarst, war ein gellendes Geräusch zu vernehmen, fast wie ein menschlicher Schrei. Halbdunkel senkte sich über den Raum, als das Licht erlosch, das von ihm ausgegangen war, und auch der Plasmakanal zu dem Verstärker war mit einem Mal verschwunden. Dort, wo eben noch der Ares gelegen hatte, zuckten jetzt nur noch letzte orange glühende Reste von Elektrizität wie Finger hektisch über den Boden, gleichsam Halt suchend. Dann wurde das Flackern zusehends schwächer, bis es schließlich ganz erlosch.
     
    Schlagartig ging eine Veränderung mit der Menge vor sich. Travis nahm den Finger vom Abzug, schnellte herum und stieß den Lauf des einzigen Gewehrs in seiner Nähe, das noch feuerte, beiseite.
    Die Menschen auf der Treppe unter ihnen wichen zurück. Ihre Wut war

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