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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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irgendwo außerhalb des Schachts angefertigt und dann hier unten eingepasst worden sein.
    Das war es, was Meffridus hier getan hatte: Er hatte das Einpassen der Tür beaufsichtigt. Was immer sich hinter ihr verbarg, es musste ihm wichtiger als alles andere sein, das Constantia bisher mit ihm in Verbindung gebracht hatte.
    Sie probierte die Tür. Sie hatte nicht erwartet, dass sie sich öffnen lassen würde. Der Riegel davor hätte auch ein Burgtor schützen können. Es war, als hätte sie versucht, ein ganzes Gebäude wegzuschieben.
    Sie hob die Laterne und leuchtete die Umgebung der Tür ab. Zu ihrem Erstaunen sah sie, dass sich die Beschaffenheit der Wände schon einige Schritte vorher geändert hatte.
    Die hölzernen Verschalungen der Wände hatten Backstein Platz gemacht. Der Gang war kein Erdtunnel mehr, er war ein Gewölbe. Constantia blickte nach unten. Unter dem Dreck und den Hobelspänen sah sie, dass auch der Boden hier mit Backstein gepflastert war.
    Sie zog sich zurück und stapfte wieder hinaus. Als sie auf etwas trat, das knirschte, blickte sie nach unten und leuchtete mit der Laterne, aber dann ging sie weiter. Sie blies die Laterne aus und stellte sie zurück, kletterte die Leiter nach oben, schloss die Falltür, zerrte die Deckung wieder darüber und schlüpfte aus dem Turm. Die Nachtluft war nach der stickigen, erdigen Wärme im Tunnel kalt, die Brise fuhr ihr unter Mantel und Hemd und ließ sie zittern. Sie starrte blicklos zum dunklen Bau der Klosterruine hinüber. Ihre Gedanken schienen zum Halten gekommen zu sein.
    Der Tunnel führte zum Kloster hinüber.
    Aber es war nicht der Anblick der schweren Tür mit dem Riegel, der ihr vor Augen stand. Es war der Anblick des Dings, das sie auf dem Tunnelboden zertreten hatte. Es war weiß gewesen, eine kleine, weiße Krabbe.
    Nur, dass es keine Krabbe gewesen war.
    Es war die skelettierte Hand eines Kindes gewesen.
    9.
WIZINSTEN
     

     
    Der Tag, an dem der See sich Godefroy holte, begann so strahlend, als habe der Herbst sich eine Anleihe am Sommer genommen. Rogers hing an einem von zwei Tauen, die über einen niedrigen Doppelgalgen liefen – eine Konstruktion, die sich Godefroy ausgedacht hatte. Zwei Männer konnten damit auf einmal den Steinbruch hinuntergelassen werden, mit nur einem Helfer an der Sicherung, in dessen Hand die Taue über Umlenkrollen zusammenliefen. Godefroy hatte es einen römischen Kran genannt und damit Marquard glücklich gemacht, der zwei Tage lang friedlich auf dem Hügel gesessen und die Rollen geschnitzt hatte.
    »Das Problem ist«, rief Godefroy, der neben Rogers an dem anderen Tau hing und mit einem schweren Hammer an dem von allem Bewuchs befreiten Steinabbruch herumklopfte, »dass ich keine Ahnung habe, wie wir die Steine bergen sollen. Beliebig große Blöcke herunterzuhauen ist einfach – aber sie werden alle in den See fallen.«
    »Wenn wir so viele hineinfallen lassen, bis wir darauf stehen können?«
    »Ich hab die Tiefe mit einem Tau gemessen, so weit ich hinauskonnte. Es war nicht weit; und selbst dort in Randnähe habe ich drei bis vier Mannslängen gemessen. Da kannst du viele Steine reinwerfen, bis die über die Oberfläche herausschauen. Außerdem steigt der Pegel des Sees ja mit.«
    »Weshalb? Wenn ich mein Brot in Milch tauche, steigt der Milchpegel ja auch nicht.«
    »Rogers, wann hast du das letzte Mal Milch getrunken?« Godefroy schüttelte den Kopf. »Tatsächlich steigt er schon, nur wird die Milch nach kurzer Zeit vom Brot aufgesaugt, und dann sinkt er sogar. Ein Stein kann aber kein Wasser aufsaugen. Das Wasser, das zuvor da war, wo jetzt der Stein liegt, muss aber irgendwo hin. Also steigt der Pegel an. Wenn wir den halben Berg abtragen würden, würde der Wasserspiegel tatsächlich so weit steigen, dass der See über den Rand tritt.«
    Rogers stieß sich von der Wand ab und spähte zu der Wiese hinunter, in der das Fachwerk des Klausurgebäudes stand wie das Gerüst eines seltsam massiven Zelts. »Er würde die Baustelle überschwemmen«, sagte er.
    Godefroy nickte. »Wir haben hier den schönsten Stein, den man sich denken kann, direkt vor der Nase, und können ihn nicht abbauen.«
    »Wozu hast du uns dann das verdammte Gesträuch roden lassen?«
    Godefroy schaute verlegen. »Weil ich gehofft habe, dass mir beizeiten etwas einfallen würde. Ist es aber nicht.«
    Rogers seufzte. Er sah nach oben. Zu seiner Überraschung blickte jemand zu ihnen herunter. Es war Schwester Elsbeth. Ihr Gesicht war

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