Die Pforten der Ewigkeit
zwei, drei Mannslängen über ihnen. Unwillkürlich winkte er.
Sie winkte zurück. »Ist alles in Ordnung?«, rief sie.
Godefroy öffnete den Mund. Rogers kam ihm zuvor. »Ja«, sagte er. »Wir werden demnächst mit dem Abbau der Steine beginnen.« Er ignorierte den überraschten Seitenblick Godefroys.
»Gut.« Ihr Blick irrte hinüber zur Baustelle. Rogers folgte ihm, als er sah, wie sich ihre Haltung unwillkürlich versteifte. Jenseits der Wiese, auf der Straße, die vom Wald herabkam, standen drei graue Gestalten. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie schon da standen.
Godefroy erblickte sie auch; er kniff die Augen zusammen. »Mönche«, murmelte er. »Zisterzienser wie unsere Freundin hier, dem Habit nach.«
Als Rogers wieder zu Elsbeth hinaufsah, starrte sie immer noch zu den Mönchen hinüber. »Besuch für Euch?«, rief er.
Sie riss sich los und musterte ihn. Schließlich zuckte sie mit den Achseln. »Wann, glaubst du, könnt ihr mit dem Steinbrechen beginnen?«
»In ein, zwei Tagen«, sagte Rogers.
Sie nickte. Dann lächelte sie. Wie immer konnte Rogers nicht anders, als zurückzulächeln.
»Ich glaube, ich habe euch noch gar nicht richtig für euren Einsatz gedankt.«
»Kaum der Rede wert!«, rief Godefroy hinauf. »Rogers hat sich die meiste Zeit gedrückt.«
Elsbeth lachte. »Du bist ein toter Mann«, murmelte Rogers und warf Godefroy einen Seitenblick zu. Doch Godefroy achtete nicht auf ihn. Er hatte bereits zweimal mit dem Seil geruckt, und Walter hatte auf das Signal reagiert und ihn weiter hinuntergelassen. Godefroy ruckte erneut. Walter bremste. Godefroy musterte die Wasseroberfläche.
»Was ist los?«, fragte Rogers, als er auf Godefroys Höhe gekommen war. Unwillkürlich suchten seine Blicke wieder nach Schwester Elsbeth. Sie kniete am Rand des Abbruchs und beobachtete sie neugierig.
»Fällt dir was an diesem kleinen Baumstamm auf?«, fragte Godefroy.
Obwohl sie so viel Treibholz wie möglich aus dem See gefischt hatten, war seine Oberfläche noch immer voller Reste von ihrer Rodungsaktion. Direkt unter ihnen dümpelte ein krummes Baumstämmchen. Ein Ende lag direkt an der Felswand an, das andere bewegte sich sanft im schwachen Wellengang des Sees. Doch der Baum wiegte sich nicht mit den Wellen, sondern wie ein Pendel, dessen eines Ende an den Felsen festgemacht war.
»Er steckt fest«, sagte Godefroy. »Hier muss eine Vertiefung im Fels sein; direkt unter der Wasseroberfläche. Wenn wir das Wasser nicht so versaut hätten mit den ganzen Blättern und Nadeln, würde man es wahrscheinlich sehen können.«
»Eine Vertiefung?«
»Ja – oder die Felsen bilden hier einen Überhang. Keine Ahnung.« Er ruckte und sank noch weiter dem Wasser entgegen.
»Wozu ist das wichtig?«, fragte Rogers mit einem weiteren Blick zu Elsbeth.
Godefroy zuckte mit den Schultern. »Ich seh mir das mal an.«
Er ließ sich von Walter bis zum Oberkörper ins Wasser senken. Rogers betrachtete ihn zweifelnd. Godefroy teilte mit weit ausholenden Armbewegungen das Wasser, bis das meiste Treibgut aus seiner unmittelbaren Nähe vertrieben war. Er ruckte ein weiteres Mal am Seil und wäre im Wasser versunken, wenn er sich nicht an einer Bruchkante im Fels festgehalten hätte.
Von oben drang Walters Stimme herunter.
»Was sagt er?«, rief Rogers hinauf. Schwester Elsbeth verschwand vom Rand des Steinbruchs. Godefroy holte tief Luft und ließ sich unter die Wasseroberfläche sinken. Elsbeth kam zurück.
»Soweit ich es verstanden habe, ist Meister Godefroys Seil fast ausgegeben.«
Rogers nickte. Er ruckte selbst und ließ sich so weit hinabsenken, dass er Godefroy an dessen Seil herausziehen konnte, falls der kleine Johanniter zu lange unter Wasser blieb. Godefroy tauchte wieder auf. Er wirkte überrascht und erregt.
»Das ist kein Überhang, sondern eine Art Höhle«, prustete er. »Bestimmt eineinhalb, zwei Mannslängen hoch. Wahrscheinlich haben die Steinbrecher damals eine natürliche Aushöhlung weiter vertieft und als Bauhütte verwendet. Am Boden der Höhle … hmmm …«
Er tauchte ohne ein weiteres Wort wieder ab.
»Godefroy …«, begann Rogers. Der kleine Johanniter tauchte sofort wieder auf und ruckte an seinem Seil, zwinkerte Rogers zu und versank erneut.
Rogers blickte nach oben. »Godefroys Seil ist jetzt ganz ausgegeben«, rief Elsbeth herunter. Rogers grinste. Die Schwester lernte schnell, und sie wusste, worauf es ankam.
Als Godefroy zum zweiten Mal auftauchte, Treibgut im Haar
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