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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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gehalten, die auf meinem Schiff war, und ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist.«
    3.
PAPINBERC
     

     
    Nach dem Desaster im Hospiz hatte Schwester Elsbeth darauf gewartet, dass etwas passieren würde. Doch der Zorn des Bischofs hatte sich weder zum Christfest noch zum Dreikönigstag über ihr entladen – und dann war ihr und Äbtissin Lucardis klargeworden, warum Heinrich von Bilvirncheim zögerte. Weder Mitleid noch Nachsicht noch väterliche Gnade waren der Grund. Der Bischof konnte ganz einfach die neue Situation noch nicht überblicken.
    Kaiser Federico war tot. Was zuerst nur ein Gerücht gewesen war, hatte sich nach und nach verdichtet. Angeblich hatten die Ministerialen Federicos in den ersten Tagen nach seinem Tod noch einige Dokumente mit seinem Namenszug unterzeichnet, in der Hoffnung, das Bekanntwerden der Nachricht verzögern zu können; doch letztlich war das Gewicht der Neuigkeit zu groß gewesen. Der Kaiser war tot.
    Elsbeth hatte eine ungefähre Vorstellung, was diese Botschaft für die einfachen Menschen in den Städten, Dörfern und Pächterhöfen bedeutete; sie wusste es, weil die Klosterkirche selten zuvor mit so vielen Trostsuchenden gefüllt gewesen und weil das Hospiz seit Wochen überbelegt war – vor allem der Trakt für die geistig und seelisch Erkrankten. Noch nie in ihrem Leben hatte Elsbeth so viele Menschen gesehen, die vor Angst buchstäblich wahnsinnig waren.
    Der Kaiser war tot. Der Kaiser war derjenige, der die Heerscharen des Guten in den letzten Kampf gegen das Tier aus der Offenbarung führen würde, wenn das Ende aller Tage herangerückt war. Der Kaiser würde die Armee der Finsternis besiegen, und er würde den Thron freimachen für die Wiederkunft Jesu Christi. Der Kaiser …
    … nur, dass es nach dem Tod Federicos keinen neuen Kaiser gab.
    Geißlerprozessionen zogen durchs Land und verkündeten das Nahen von Armageddon. Wer ihnen glaubte, musste überzeugt sein, dass seine Seele und die all der anderen Christen verloren waren, weil niemand die Kräfte des Guten befehligen würde, wenn der letzte Kampf anbrach. Die Welt würde untergehen, das Tier würde triumphieren, und statt ewigem Frieden würden alle ewige Hoffnungslosigkeit verspüren.
    Elsbeth glaubte nicht daran, dass die Welt bald untergehen würde. Kein Angehöriger des Ordens von Cîteaux glaubte es. Die alteingesessenen Orden versanken in Korruption. Die neuen Orden, wie die Nachfolger des Francesco de’Ascesi, wurden entweder von den Mächtigen der Welt benutzt, oder, wie die Dominikaner, machten sich selbst zu Instrumenten der päpstlichen Machtgelüste. Nur die Zisterzienser folgten beharrlich ihrem Weg. Mochten alle anderen überzeugt sein, dass die Welt bald eine Wildnis sein würde – die Zisterzienser gingen hinaus und rangen der Wildnis neue Orte der Besinnung und der Zuwendung zu Gott ab.
    Mittlerweile war Elsbeth darüber aufgeklärt worden, was es mit Albert Sneydenwint und dem Mann auf sich hatte, der auf ihn losgegangen war. Es hatte sich herausgestellt, dass das ganze Kloster darüber Bescheid gewusst hatte – außer Elsbeth. Sie hatte mit einiger Erbitterung zur Kenntnis genommen, dass es nicht immer vertane Zeit war, dem Klatsch zu lauschen.
    Der Verrückte hieß Meister Bertold. Er war einer der Baumeister der Stadt gewesen. Er hatte dem Rat die Idee unterbreitet, die Hochwasserschutzmaßnahmen, die seit Jahren darauf hinausliefen, das Bett der Regnitz unterhalb des Dombergs zu vertiefen und gleichzeitig zu verbreitern, zu einem unerhörten Bauvorhaben zu nutzen. Der Aushub sollte benutzt werden, um mitten im Fluss eine künstliche Insel aufzuschütten. Die Stadt würde auf diese Weise Boden gewinnen, der der Rechtslage zufolge nicht dem Bistum gehörte. Was immer man darauf bauen würde – zum Beispiel ein neues Rathaus –, würde unangefochten Eigentum der Stadt und von Steuern und Abgaben befreit sein. Leider hatte es eine mächtige Fraktion im Magistrat gegeben, die mit dem Bistum gewinnbringende Geschäfte machte und kein Interesse daran hatte, dass dem Bischof Einkommen verloren ging. Sie wurde von Albert Sneydenwint angeführt. Meister Bertolds Pläne wurden als Ausgeburt eines kranken Hirns diffamiert, als Blasphemie bezeichnet und mit dem Turmbau zu Babel verglichen. Der Baumeister verlor seine Glaubwürdigkeit, sein Vermögen und am Ende seinen Verstand. In der Tat war er einer der Ersten gewesen, die im Verrücktentrakt des Hospizes untergebracht worden waren, kaum

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