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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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und den langen Engländer. Walter hatte während des Kreuzzugs seinen Vater und seine Halbbrüder sterben sehen und würde zu Hause nicht mehr willkommen sein – der Bastard, der als Einziger überlebt hatte. Godefroy hatte sich für die Freundschaft und gegen seinen Orden entschieden. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was der eine verloren und der andere geopfert hatte. In seinem Schmerz darüber, dass seine Welt unterging, hatte Rogers nie auch nur einmal daran gedacht, dass die Welt seiner Freunde bereits untergegangen war.
    Der Saal im piano nobile erstreckte sich über das ganze Stockwerk. Es war offensichtlich, dass der Hausbesitzer, der Jude Daniel bin Daniel, hier seine geschäftlichen Besprechungen abhielt. Der Reichtum erschloss sich auf den zweiten Blick: die Fensterlaibungen waren mit Blumenmustern geschmückt, das mittlere Fenster war lediglich aufgemalt und täuschte den Blick auf ein mächtiges Gebäude vor, das Rogers für eine Fantasiedarstellung des Tempels von Jerusalem hielt. Die Deckenbalken waren über und über mit Schnitzereien versehen. Statt eines offenen Kamins erhob sich in einer Nische nahe der Fenster die gewölbte Kuppel eines Kachelofens über einem gemauerten Feuerkasten. Der Rauch zog über ein Loch in der Decke ab, in das ein Ring aus lehmverstrichenem Flechtwerk eingesetzt war. Der Ofen brauste vor Hitze und heizte den Saal auf, dass Rogers sein Mantel zu warm wurde. Sitzgelegenheiten waren direkt auf und neben dem Feuerkasten angebracht oder bestanden aus gemauerten Fensterbänken. Von den Wänden hingen bunte Stoffbahnen und bewegten sich in der Zirkulation der warmen Luft.
    Der Raum war leer bis auf einen großgewachsenen Mann in schlichten dunklen Gewändern, der zum Fenster hinausgesehen hatte und sich jetzt umdrehte. Rogers wusste nicht, was er erwartet hatte, aber sicher nicht dies: Ramons Trencavel starrte seine Familie an, dann verbarg er das Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen wie jemand, der nach langer, langer Fahrt endlich zu Hause angekommen ist.
    5.
PAPINBERC
     

     
    »Das ist es, worauf es am Ende hinausläuft«, sagte Ramons. »Gold und Macht und Blut.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Rogers. Er fühlte sich immer noch aus dem Gleichgewicht. Sein Vater war grau geworden in den beiden Jahren, in denen er ihn nicht gesehen hatte, und die Narbe, die über Stirn, Brauen und den größten Teil der linken Wange verlief, ließ ihn düster wirken. Ramons hatte den Kreuzzug so gut wie unverletzt überstanden; die Narbe stammte vom Messer eines Mannes, der ihn auf dem Schiff hatte bestehlen wollen, auf dem er Ägypten verlassen hatte. Ramons war schneller gewesen als der Dieb, aber nicht schnell genug. Was Rogers jedoch am meisten erschüttert hatte, war die Begrüßung gewesen. Nicht die Tränen seines Vaters – sondern die Umarmung, in die er ihn, Rogers, gezogen hatte und die sich so anfühlte, als habe es die stets etwas förmliche Steifheit, die immer zwischen ihnen geherrscht hatte, nie gegeben. Ramons hatte wenig gesprochen in den ersten Minuten ihres Wiedersehens. Er hatte Rogers sprechen lassen, und Rogers hatte ihm alle seine Erlebnisse erzählt und sich wieder gefühlt wie der kleine Junge, der seinem ruhig zuhörenden Vater schilderte, welche Fortschritte er bei seinen Waffenübungen gemacht hatte. Nur war Ramons nicht wie damals reglos dagesessen, sondern hatte die Hand auf Rogers Arm gelegt und ihn am Ende noch einmal zu sich herangezogen.
    »Weil du nicht die ganze Geschichte kennst. Nicht einmal deine Mutter kennt alle Einzelheiten des Geheimnisses.«
    Sariz stand auf.
    »Wohin willst du?«, fragte Ramons.
    Sariz neigte den Kopf. »Es gibt Dinge, die sollten nur von Vater zu Sohn weitergegeben werden.«
    Ramons verzog das Gesicht. »Und genau diese Dinge sind es, die Familien trennen und Völker ins Unglück stürzen. Ich habe mir geschworen, mich diesen Zwängen nicht länger zu unterwerfen. Bleib hier. Du und Adaliz … bleibt hier.«
    »Aber Ramons … nicht alles, was ein Vollkommener weiß, ist auch geeignet, um …«
    Rogers’ Vater hob die Hand. »Vollkommenheit!«, schnaubte er. »Sariz – indem wir uns der Vollkommenheit verschrieben haben, haben wir unseren Glauben zu der gleichen Farce werden lassen wie die Romchristen. Vollkommenheit gibt es nicht, außer in Gott. Ein Mensch kann nicht vollkommen sein, sonst wäre er wie Gott, und das wäre die größte Anmaßung von allen. Ich bin kein Vollkommener.«
    »Du wärest einer, wenn

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