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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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vergewissern, daß ihn niemand beobachtete, bevor er sich eine Handvoll des Inhalts herausfischte und in den Mund stopfte. Ich durchquerte, hin und her eilenden Sklaven ausweichend, den Raum und packte Meto am Kragen seiner Tunika.
    Er krächzte, drehte sich um und sah mich an. Sein mit einer Paste aus Honig, Hirse und gehackten Nüssen verschmierter Mund öffnete sich zu einem Schrei, der, als Meto mein Gesicht sah, rasch einem Grinsen wich, das ebenso abrupt in einen Schmerzensschrei überging, als ein Holzlöffel krachend auf seinen Kopf niedersauste.
    »Raus aus der Küche! Raus! Raus!« schrie ein alter Sklave, dessen vornehmeres Gewand und Gebaren ihn als den Chefkoch kenntlich machte. Er war offenbar im Begriff, auch mich zu schlagen, als er den eisernen Ring sah, den ich trug. »Verzeih mir, Bürger, mit Meto, der hier die ganze Zeit Süßigkeiten nascht, und den Sklaven all der anderen Gäste, die ständig hereingeschlichen kommen, um etwas Eßbares zu stibitzen, können wir kaum unsere Arbeit erledigen. Hast du nicht einen Auftrag, mit dem du diesen kleinen Plagegeist beschäftigen könntest?«
    »Genau deswegen bin ich gekommen«, sagte ich. Ich gab Meto einen Klaps auf das Hinterteil, als er von dem Stuhl hüpfte und, sich den Honig von den Fingern leckend, durch die überfüllte Küche huschte, wobei er Köche und ihre Gehilfen ins Stolpern brachte. Eco erwischte ihn an der Tür und hielt ihn für mich fest.
    »Meto!« rief ich, als ich sie eingeholt hatte und die Tür hinter uns schloß. »Du bist genau der Mann, den ich gesucht habe. Kannst du schwimmen, Meto?«
    Er blickte ernst zu mir auf, während er sich die Süßigkeiten aus den Mundwinkeln leckte, und schüttelte dann langsam den Kopf.
    »Nicht?«
    »Nein, Herr.«
    »Du kannst überhaupt nicht schwimmen?«
    »Keinen einzigen Zug«, versicherte er mir.
    Ich schüttelte entnervt den Kopf. »Du enttäuschst mich, Meto, obwohl du nichts dafür kannst. Ich hatte mir eingeredet, du müßtest der Nachwuchs eines Fauns und einer Flußnymphe sein.«
    Einen Moment lang sah er mich verwirrt an, bevor er laut über meine Dummheit lachte. »Aber ich weiß jemanden, der besser schwimmt als irgendwer sonst!« bot er seine Hilfe an.
    »Ja? Und wer sollte das sein?«
    »Komm mit mir, dann zeige ich ihn dir. Er ist zusammen mit den anderen in den Ställen!« Er begann den Flur hinunterzulaufen, bis Eco ihn eingeholt und den Kragen seiner Tunika gepackt hatte wie eine Leine. Wir folgten ihm in die Mitte des Hauses, durch das Atrium und weiter nach draußen in den Hof. Er befreite sich von Ecos Griff und rannte auf die Stalle zu. Als wir die offenen Tore erreichten, schlug uns die kühlere Luft von drinnen entgegen, gemischt mit den Gerüchen von Heu und Dung. Meto lief weiter.
    »Warte! Du hast gesagt, du führst uns zu den Ställen!« protestierte ich.
    »Nicht diese Ställe!« rief er mir über die Schulter zu. Er zeigte nach vorn und verschwand um die Ecke des Gebäudes. Ich dachte, er wollte ein Spiel mit uns spielen, bis auch ich die Ecke erreicht hatte und den langen flachen Holzanbau sah, der sich an die gemauerten Stallungen anschloß.
    »Nimmt diese Villa denn nie ein Ende?« murmelte ich Eco zu. Dann sah ich die Soldaten, die das Tor zum Anbau bewachten.
    Es waren sechs, die im Schneidersitz auf einem freien Fleck unter dem immergrünen Buschwerk hockten. Sie sahen uns nicht, bis ein schriller Pfeifton die Stille zerriß. Ich blickte nach oben und entdeckte einen siebten Wächter auf dem roten Ziegeldach des Anbaus, sein Speer ruhte in der Beuge seines Armes, und er hatte die Finger im Mund.
    Sofort waren die Würfel vergessen und die sechs mit gezückten Schwertern auf den Beinen. Ihr befehlshabender Anführer - oder zumindest der Soldat mit den meisten Abzeichen — trat mit erhobenem Schwert auf mich zu und musterte mich finster hinter seinem graumelierten Bart. »Wer bist du, und was willst du?« fragte er knurrig. Er ignorierte Meto, der sich an ihm vorbeidrückte und zur Tür des Anbaus lief. Ich nahm an, daß die Wachen ihn mittlerweile kannten; einer beugte sich sogar herab und strich ihm liebevoll durchs Haar.
    Ich streckte beide Hände ein wenig vom Körper ab, damit sie deutlich zu sehen waren. Eco sah mich nervös an und tat dasselbe. »Mein Name ist Gordianus. Ich bin ein Gast von Gelina und eurem General, Marcus Crassus. Dies ist mein Sohn, Eco.«
    Der Soldat kniff argwöhnisch die Augen zusammen und steckte sein Schwert dann weg. »In

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