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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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das sein? Ich drehte mich um und blickte zu Eco, der düster zurückschaute.
    »Worauf warten wir noch?« sagte Olympias. Nachdem sie einmal entschlossen war, drängte sie zum Aufbruch. Alexan dros hingegen schien Zweifel zu hegen. Ein Anflug von Skepsis huschte über sein Gesicht, bevor er seine Gesichtszüge zu einer Maske totaler Ergebenheit in den Willen der Götter straffte, um die ihn jeder Stoiker beneidet hätte.
    Wir winkten Iaia ein letztes Mal zu und machten uns auf den Weg.
    Aus dem Averner Wald kommend erreichten wir die windige Kuppe des Hügels, der den Lucrinus-See und Crassus Lager überblickte. Zahllose große Rauchwolken von den Feuerstellen und Ofen wehten über die Ebene; eine Menschenmenge muß schließlich verpflegt werden. Durch den Dunst sah ich die riesige Schüssel der Arena, gefüllt mit Zuschauern die gekommen waren, die Bestattungsspiele zu begaffen und sich lustvoll zu gruseln. Auf die Entfernung konnte man die Gesichter nicht erkennen, nur ein buntes Durcheinander von Farben, weil die Zuschauer ihre strahlendsten Gewänder angezogen hatten, um den Feiertag und das herrliche Wetter eines frischen Herbsttages zu genießen. Ich hörte Schwerter gegen Schilde scheppern, und das raunende Gemurmel der Menge steigerte sich zu brüllendem Jubel, den man noch in Puteoli auf der anderen Seite der Bucht hören mußte.
    »Offenbar kämpfen die Gladiatoren noch«, sagte ich und blinzelte, um auszumachen, was in der Arena vor sich ging.
    »Alexandros hat gute Augen«, sagte Olympias. »Was kannst du sehen?«
    »Ja, Gladiatoren«, sagte er, seine Augen gegen die Sonne abschirmend. »Die ersten Kämpfe müssen schon vorbei sein; ich kann Blutlachen im Sand sehen. Zur Zeit finden drei Kampfe gleichzeitig statt; drei Thraker gegen drei Gallier.«
    »Woran willst du das erkennen?« fragte Olympias.
    »An ihren Waffen. Die Gallier haben längliche, ovale Schilde und kurze Schwerter; außerdem tragen sie Halsringe und Helmbusche. Die Thraker kämpfen mit runden Schilden und langen, gebogenen Dolchen; sie tragen runde Helme ohne Visier.«
    »Spartacus ist ein Thraker«, sagte ich. »Crassus hat bestimmt Thraker ausgewählt, um dem Zorn der Masse ein passendes Objekt zu liefern. Wenn sie zu Boden gehen, dürfen sie von den Zuschauern keine Gnade erwarten.«
    »Ein Gallier ist am Boden!« sagte Alexandros.
    »Ja, ich sehe es«, erwiderte ich, in den Dunst blinzelnd.
    »Er hat sein Schwert weggeworfen und hebt den Zeigefinger, um um Gnade zu bitten. Er muß gut gekämpft haben; die Zuschauer gewähren sie ihm - seht ihr, wie sie ihre Taschentücher zücken?« Die Arena sah aus wie eine riesige Schüssel voller flatternder Tauben, als die Menge ihre weißen Taschentücher schwenkte. Der Thraker half dem Gallier auf die Füße und sie verließen gemeinsam den Ring.
    »Jetzt ist einer der Thraker zu Boden gegangen! Seht ihr, wie aus der Wunde an seinem Bein Blut in den Sand sickert! Er bohrt seinen Dolch in den Boden und hebt den Zeigefinger!« In der Arena erhob sich ein Chor von Pfiffen und Buhrufen, ein Geräusch so voller Haß und Blutdurst, daß mir die Nackenhaare zu Berge standen. Anstatt mit Taschentüchern zu wedeln, reckte die Menge ihre geballten Fäuste. Der besiegte Thraker lehnte sich auf seine Ellenbogen zurück und präsentierte seine nackte Brust. Der Gallier sank auf die Knie, packte sein kurzes Schwert mit beiden Händen und stieß es ins Herz des Thrakers.
    Olympias wandte den Blick ab. Eco beobachtete das Schauspiel mit düsterer Faszination. Alexandros trug noch immer die Miene ernster Entschlossenheit, mit der er in Cumae aufgebrochen war.
    Der siegreiche Gallier schritt mit erhobenem Schwert den Rand des Rings ab und nahm den Jubel der Menge entgegen, während die Leiche seines Gegners zum Ausgang geschleift wurde, eine Blutspur im Sand hinterlassend.
    Der verbliebene Thraker rannte plötzlich los, vor seinem Gegner die Flucht ergreifend. Die Menge lachte und johlte. Der Gallier setzte ihm nach, doch der Thraker war schneller. Offenbar weigerte er sich zu kämpfen. Auf den Rangen entstand ein Tumult, bis gut ein Dutzend Wärter den Ring betraten. Einige trugen Peitschen, andere schwenkten lange glühende Brenneisen, so heiß, daß ich die kleinen Rauchwölkchen erkennen konnte, die sie in der Luft hinterließen. Damit stachen sie den Thraker, seine Arme und Beine versengend, so daß jener vor Schmerz hüpfte und schrie. Mit Peitschen trieben sie ihn wieder in Richtung seines

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