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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Gegners.
    Olympias packte Alexandros nackten Arm, ihre Nägel  in seine Haut grabend. »Es war ein Fehler!« zischte sie. »Diese Leute sind wahnsinnig, alle miteinander. Es gibt nichts, was wir tun können!«
    Alexandros schwankte. Er starrte mit zusammengebissenen Zähnen auf das widerwärtige Spektakel und packte seine Zügel so fest, daß seine Arme zu zittern begannen.
    In der Arena hatte der Thraker endlich wieder begonnen zu kämpfen, mit einem schrillen, irren Schrei, der das Gemurmel der Menge übertönte, stürzte er auf den Gallier zu, der überrascht den Rückzug antrat, über seine eigenen Füße stolperte und auf seinem Hintern landete. Er konnte sich gerade noch mit seinem Schild schützen, doch der Thraker war gnadenlos. Er schlug wieder und wieder mit seinem Schild gegen den seines Gegners und stach wahllos auf ihn ein. Der Gallier war verwundet; er warf sein Schwert fort und hob, verzweifelt um Gnade bittend, den Zeigefinger.
    Taschentücher und Fäuste gingen hoch, gleichzeitig erhob sich ein donnerndes Gebrüll. Schließlich überwogen die Fäuste, und die Menge begann stampfend zu johlen: »Töte ihn! Töte ihn! Töte ihn!«
    Stattdessen warf der Thraker seinen Dolch und seinen Schild ebenfalls fort. Wieder bedrängten die Wärter ihn mit ihren Peitschen und Eisen, schlugen und stachen von allen Seiten auf ihn ein, ihn zu einem gräßlichen, spastischen Tanz nötigend. Schließlich hob der Thraker seinen Dolch auf. Sie trieben ihn zurück zu dem Gallier, der bereits von oben bis unten mit dem Blut aus den Wunden an seinen Armen bedeckt war. Er rollte sich auf den Bauch und preßte die Hände gegen sein Visier, um sich innerlich gegen den Stoß zu wappnen. Der Thraker fiel auf die Knie und stieß seinen Dolch wieder und wieder in den Rücken des Galliers, begleitet vom rhythmischen Gesang der Menge: »Töte ihn! Töte ihn! Töte ihn!«
    Der Thraker stand auf und hielt seinen blutigen Dolch in die Höhe. Er begann eine seltsame Parodie eines Siegesmarsches, hob komisch die Knie und rollte seinen Kopf hin und her, die Menge verhöhnend. Ein gewaltiger Chor aus Zischen und Pfiffen, Buhrufen und rauhem Gelächter schallte aus der Arena; innerhalb ihrer Mauern mußte der Lärm ohrenbetäubend sein. Wieder verfolgten die Wärter den Thraker mit ihren Peitschen und Eisen, doch er schien den Schmerz gar nicht mehr zu spüren und ließ sich nur widerwillig aus dem Ring und dem Blickfeld der Zuschauer treiben.
    »Mußt du noch mehr sehen, Alexandros?« flüsterte Olympias heiser. »Diese Leute werden dich in Stücke reißen, bevor du auch nur ein einziges Wort hervorbringen kannst! Crassus bietet ihnen genau das, was sie sehen wollen - es gibt nichts, was sie aufhalten könnte, nichts, was Gordianus oder sonst jemand tun könnte, um sie zu bremsen. Komm mit mir zurück nach Cumae!«
    Ich sah die Furcht in seinen Augen und verfluchte meine eigene Eitelkeit. Warum sollte ich ihn vor Crassus schleifen, wenn das nur zu einem weiteren sinnlosen Tod führen würde? Was für ein Narr war ich, anzunehmen, ein Beweis seiner eigenen Schuld könnte Crassus demütigen, die bloße Wahrheit ihn davon abhalten, der Masse die blutige Unterhaltung zu bieten, nach der sie verlangte? Ich war kurz davor, Alexandros und Olympias zurück in ihre Meereshöhle zu schicken, als unten in der Arena Trompeten schmetterten.
    Ein Tor unterhalb der Tribünen ging auf, und die Sklaven trotteten in die Arena. Jeder von ihnen hatte eine Art Stock in der Hand.
    »Was ist das?« fragte ich blinzelnd. »Was tragen sie in den Händen?«
    »Kleine Schwerter«, flüsterte Alexandros. »Kurze Holzschwerter, wie sie die Gladiatoren zum Üben benutzen. Trainingsschwerter. Spielzeugwaffen.«
    Die Menge wurde ruhig. Man hörte keine Buhrufe und kein Gezische mehr. Sie beobachteten das Schauspiel mit stiller Neugier. Wahrscheinlich fragten sie sich, warum ihnen ein derart erbärmlicher Haufen vorgeführt wurde, gespannt, was für ein Spektakel Crassus für sie vorbereitet hatte.
    Vor der Ostseite der Arena, wo die Menge sie noch nicht sehen konnte, hatte sich ein Kontingent Soldaten versammelt, unter ihnen Trompeter und Standarten träger. Ihre Rüstungen glänzten in der Sonne. Sie begannen sich nach Rang aufzustellen und bereiteten ihren Aufmarsch in der Arena vor. Plötzlich begriff ich, und blankes Entsetzen erfaßte mich.
    »Der kleine Meto«, flüsterte ich. »Der kleine Meto, nur mit einem Holzschwert bewaffnet, um sich zu

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