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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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verteidigen...«
    Alexandros und meine Blicke begegneten sich. »Wir kommen zu spät«, sagte ich. »Wenn wir dem Pfad bis zur Straße und der Straße weiter ins Tal folgen -« Ich schüttelte den Kopf. »Es wird zu lange dauern.«
    Er biß sich auf die Lippe. »Also auf direktem Wege den Hang hinunter?«
    »Er ist viel zu steil«, protestierte Olympias. »Die Pferde werden straucheln und sich den Hals brechen!« Aber Alexandros und ich galoppierten bereits talwärts, dicht gefolgt von Eco.
    Ich klammerte mich an den Hals meines Pferdes wie an das nackte Leben. Nachdem wir die Kuppe des Hügels überquert hatten, versteifte mein Roß die Vorderbeine von den Schultern bis zu den Hufen und rutschte, mit den Hinterhufen den Boden aufwühlend, den Hügel hinab. Das Tier schüttelte den Kopf und wieherte wie ein Krieger, der seine Götter anruft, ihm Kraft für die Schlacht zu geben.
    Unser Abstieg entwurzelte Sträucher und trat Lawinen aus Kieseln und Sand los. Plötzlich tauchte direkt vor mir ein halb vergrabener Felsen auf. Einen Moment lang glaubte ich, in dem verwitterten Stein die Gesichtszüge Plutos zu erkennen; wir würden auf den Fels prallen und zerschmettert werden. Er kam näher und näher, und dann machte das Pferd einen riesigen Satz und sprang über den Felsen hinweg.
    Es landete mit einem Ruck, der mir fast den Hals gebrochen hätte. Danach blieb dem Tier keine andere Wahl, als den Abhang des Hügels in gestrecktem Galopp hinunterzupreschen. Ich ließ mich nach vorn fallen, umklammerte seinen Hals und grub meine Fersen in seine Flanken. Der Himmel war ein einziges Stürmen, die Erde eine einzige Staubwolke, die ganze Welt eine durchs Universum taumelnde Kugel. Ich hatte jedes Gefühl für Gleichgewicht verloren. Ich schloß die Augen und umklammerte mein Pferd, so fest ich konnte, während der Geruch von aufgewühlter Erde, Pferdeschweiß und blinder Panik mir in die Nase stieg.
    Plötzlich wurde der  freie Fall durch eine langgezogene Kurve gebremst. Die Erde wurde nach und nach wieder ebener. Mit dem Schwung des steilen Abstiegs  galoppierten wir dahin, doch nicht mehr völlig unkontrolliert. Die Welt rückte sich wieder zurecht; Himmel war wieder Himmel und Erde wieder Erde. Ich blinzelte in den Wind und gewann langsam die Kontrolle über meine Sinne und das dahin jagende Pferd zurück. Ich erwartete fast, daß es mich aus Wut und Mißtrauen abwerfen würde, doch es schien beinahe froh, den Zug meiner festen Hand an seinen Zügeln zu spüren. Es schüttelte erneut den Kopf und wieherte laut, fast so, als ob es lachen würde. Dann gehorchte es und verfiel, Schweißtropfen aus seiner Mähne schüttelnd, in einen langsameren Trab.
    Alexandras ritt weit vor mir. Ich sah mich um. Eco war direkt hinter mir. Gemeinsam hielten wir auf die Arena zu.
    Wir preschten zwischen den Zelten hindurch, wo Soldaten in Zivil würfelnd im Kreis saßen oder mit nacktem Oberkörper Trigon spielten, ihren freien Tag genießend. Sie stoben vor uns auseinander und drohten wütend mit den Fäusten. Wir galoppierten vorbei an den Spießen und Rosten mit ihren weißen Rauchwölkchen und wirbelten Staub in ihr Feuer, von den Flüchen der Köche verfolgt.
    Vor der Arena wartete Alexandras mit verwirrter und unsicherer Miene auf mich. Ich wies in nördliche Richtung, wo ein roter Baldachin und Wimpel Crassus Loge verzierten. Wir preschten los. Eco war zurückgefallen. Ich machte ihm ein Zeichen, uns zu folgen.
    Das Gelände am Rand der Arena war bis auf einige wenige Zuschauer, die die Ränge verlassen hatten, um sich ein wenig abzukühlen, menschenleer. Tore führten zu Treppen, über die man direkt auf die Tribünen gelangte, doch ich bedeutete Alexandras weiterzureiten, bis wir den Aufgang zu Crassus Loge gefunden hatten.
    Am nördlichsten Ende des Runds kamen wir an eine Treppe, die weniger breit als die anderen und mit roten Wimpeln beflaggt war, auf denen Crassus goldenes Siegel prangte. Alexandras zügelte sein Pferd und sah mich fragend an. Ich nickte, und er sprang ab. Ich ritt noch ein paar Schritte weiter und spähte, so gut ich konnte, in die Arena; vor der Osttribüne nahmen die Soldaten noch immer Aufstellung, sie hatten den Ring nach wie vor nicht betreten.
    Ich ritt zu Alexandros zurück. Aus den Augenwinkeln nahm ich über uns eine Bewegung wahr. Ich blickte auf, sah jedoch nur ein Gesicht, das rasch wieder verschwunden war.
    Ich stieg ab und sank fast auf die Knie. Bei dem aberwitzigen Abstieg und dem wilden

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