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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Zweifels gesät.«
    »Meinst du, Gordianus?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Außerdem ist es eine rein hypothetische Frage. Eine derartige Anschuldigung hätte ich nie erhoben.«
    »Und du hattest es auch zu keinem Zeitpunkt vor?«
    Ich nippte an dem Falerner. »Es scheint mir sinnlos, über diese Frage zu grübeln, da es sich anders ereignet hat und der wahre Mörder identifiziert wurde - gerade noch rechtzeitig, um einen grauenhaften Justizirrtum zu vermeiden, wie ich hinzufügen könnte, obwohl ich weiß, daß du das für eine Nebensächlichkeit hältst.«
    Crassus gab ein kehliges Geräusch von sich, einem Knurren nicht unähnlich. Es war ihm nicht leichtgefallen, das Gemetzel wieder abzusagen, nachdem er die Neugier und die Blutdurst der Massen einmal geweckt hatte. Selbst nach der Enthüllung von Faustus Fabius Schuld wäre er vielleicht mit dem Massaker fortgefahren, wenn nicht Gelina interveniert hätte. Die sanfte, milde Gelina hatte dem blutigen Schauspiel Einhalt geboten. Mit der Wahrheit gerüstet, hatte sie sich vor unseren Augen verwandelt. Mit entschlossenem Kinn und Augen, hart und glänzend wie Glas, hatte sie verlangt, daß Crassus diese Farce beendete. Mummius, ebenfalls empört, war ihr polternd zur Seite gesprungen. Von zwei Seiten bedrängt, hatte Crassus schließlich nachgegeben. Er hatte seinen Wachen befohlen, ihn und Faustus Fabius zur Villa zu eskortieren, Mummius kurz entschlossen mit der Beendigung der Spiele beauftragt und dann überstürzt und unzeremoniell den Rückzug angetreten.
    »Bist du bis zum Ende der Spiele geblieben?« fragte Crassus.
    »Nein. Ich bin kurz nach dir gegangen.« Warum sollte ich mir die Mühe machen, ihm zu erklären, daß Apollonius und ich Eco zur Villa getragen hatten, um das Leben des Jungen fürchtend? Crassus hatte Ecos Zusammenbruch kaum mitbekommen und erinnerte sich wahrscheinlich nicht einmal mehr daran.
    »Mummius hat mir berichtet, daß alles glattgelaufen ist, aber er lügt natürlich. Heute Abend bin ich garantiert der Spott des ganzen Golfs.«
    »Das wage ich ernsthaft zu bezweifeln, Marcus Crassus. Du bist der Typ Mann, über den die Leute nie zu lachen wagen würden, nicht einmal hinter deinem Rücken.«
    »Trotzdem, die Sklaven einfach so zusammenzutreiben und ohne jede Erklärung unfeierlich wieder aus dem Ring zu führen, wie sie gekommen waren - selbst von draußen konnte ich das enttäuschte und ratlose Raunen noch vernehmen. Als Höhepunkt der Veranstaltung hat Mummius eiligst sämtliche überlebende Gladiatoren versammelt und gezwungen, noch einmal zu simultanen Kämpfen anzutreten; nicht eben eine originelle Idee, was? Stell dir diese Farce vor; eine Handvoll erschöpfter, teilweise sogar verwundeter Gladiatoren drischt aufeinander ein wie ein Haufen tolpatschiger Laien. Als ich Mummius deswegen eingehender befragt habe, hat er zugegeben, daß sich die unteren Ränge schnell geleert haben. Die Kenner wissen eben ein gutes von einem schlechten Spektakel zu unterscheiden; und nach meinem Aufbruch sahen auch die Status-Streber keinen Grund mehr zu bleiben, weil ich nicht mehr zugegen war, um ihr Lächeln zu erwidern.«
    Wir saßen eine Weile schweigend und tranken von unserem Wein.
    »Wo befindet sich Faustus Fabius jetzt?« fragte ich.
    »Nach wie vor hier in der Villa. Nur daß ich heute Nacht Wachen vor seinem Zimmer postiert habe und ihm alle Waffen, Gifte und sonstige Mixturen habe abnehmen lassen, damit er sich nichts antut, bevor ich entschieden habe, was ich mit ihm machen soll.«
    »Wirst du Anklage gegen ihn erheben? Wird es zu einem Prozeß in Rom kommen?«
    Wieder setzte Crassus die Miene des enttäuschten Tutors auf. »Was? Ich soll wegen der Ermordung einer Null wie Lucius einen derartigen Aufstand veranstalten? Die Fabier verstimmen, einen unsagbaren Skandal enthüllen, in den zu allem Überfluß auch noch mein Vetter verwickelt war, und mich damit selbst in eine peinliche Lage bringen - immerhin haben sie mein Schiff und meine Bestände benutzt, um ihre Pläne zu verwirklichen -, und all das am Vorabend einer schweren Krise, in der ich mich bereithalte, den Oberbefehl gegen Spartacus zu übernehmen, und demnächst meine Kampagne für die Wahlen zum Konsul im nächsten Jahr starten will? Nein, Gordianus, es wird keine öffentliche Anklage geben, und es wird auch keinen Prozeß geben.«
    »Dann wird Faustus Fabius also ungestraft davonkommen?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Im Krieg kann ein Mensch auf vielerlei Arten ums

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