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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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triumphiert hatte, vernichtete er seine Feinde, indem er ihren Besitz beschlagnahmte und seine Anhänger, unter ihnen Pompejus und Crassus, mit Villen und Land belohnte. So begann Crassus Aufstieg, beschleunigt von seinem offenbar grenzenlosen Hunger nach Besitztümern. Ich war in Rom einmal an einem brennenden Gebäude vorbeigekommen und hatte miterlebt, wie Crassus das angrenzende Mietshaus ersteigert hatte. Der Besitzer, verwirrt und verzweifelt und in dem Glauben, seinen Besitz jeden Moment an die Flammen EU verlieren, verkaufte es noch an Ort und Stelle - für ein Butterbrot, worauf der Millionär seine private Feuerwehr rief, um den Brand zu löschen. Derartige Geschichten über Crassus kursierten in Rom zu Hunderten.
    »Alles, was Crassus berührte, schien sich in Gold zu verwandeln«, erläuterte Fabius, »während sich sein Vetter Lucius so durchlavierte und versuchte, von seinem Grund und Boden zu leben wie alle altmodischen Patrizier. Er verlor und verlor, bis er bankrott war. Schließlich flehte er Crassus an, ihn zu retten, was Crassus auch tat. Er machte Lucius zu einer Art Faktotum, einem Vertreter, der sich um einige seiner Unternehmen rund um die Bucht von Neapolis kümmerte. In guten Jahren werden hier am Golf eine ganze Menge Geschäfte gemacht. Es gibt nicht nur Luxusvillen und Austernzuchten. Crassus besitzt Minen in Spanien sowie eine Flotte von Schiffen, die das Erz nach Puteoli bringen. In Puteoli hat er Schmieden, die das Erz zu Werkzeugen, Waffen oder Kunstwerken weiterverarbeiten. Er besitzt Schiffe, die Sklaven von Alexandria nach Puteoli transportieren. Er besitzt Ländereien und Weingüter in ganz Spanien, und er verfügt über die zur Bewirtschaftung nötigen Sklaven. Um all diese Kleinigkeiten kann Crassus sich nicht persönlich kümmern; seine Interessen reichen von Spanien bis Ägypten. Also hat er die Verantwortung für seine Unternehmen rund um den Golf an Lucius delegiert, der Crassus hiesige Investitionen und Geschäfte zwar schwerfällig aber alles in allem korrekt verwaltet hat.«
    »Wie dieses Haus beispielsweise?«
    »Genaugenommen gehören dieses Haus und die umliegenden Ländereien Crassus persönlich. Er braucht an sich keine Villen; er findet die Vorstellung, sich aufs Land oder ans Meer zurückzuziehen, um sich zu entspannen und Gedichte zu lesen, schlicht lächerlich. Trotzdem erwirbt er ständig neue Häuser, mittlerweile müssen es Dutzende sein. Und weil er schlecht in ganz Italien Villen leerstehen lassen kann, vermietet er sie an seine Familienmitglieder und Faktoten. So kann er auf Reisen nach Bedarf darin wohnen, als Gast und gleichzeitig mehr als ein Gast.«
    »Und die Haussklaven?«
    »Gehören ebenfalls Crassus.«
    »Und die Furie, die Triere im Hafen, die mich aus Ostia hergebracht hat?«
    »Gehört natürlich auch Crassus, selbst wenn Lucius für die Fahrten und die Mannschaft verantwortlich war.«
    »Die verlassenen Weinhänge und Felder, durch die wir auf dem Weg von Misenum hierher geritten sind?«
    »Besitz von Crassus. Genau wie zahlreiche andere Ländereien, Manufakturen, Gladiatoren-Schulen und Güter in der Gegend von hier bis nach Surrentum.«
    »Lucius Licinius als Hausherren zu bezeichnen, wäre also —«
    »Licinius hat die Befehle gegeben und in seinem Haus nach Gutdünken gehandelt, so viel ist sicher. Aber im Grunde war er nicht mehr als Crassus Geschöpf. Ein Diener in Wirklichkeit, wenn auch ein sehr privilegierter und verwöhnter.«
    »Ich verstehe. Gibt es eine Witwe?«
    »Ihr Name ist Gelina.«
    »Kinder?«
    »Die Ehe war unfruchtbar.«
    »Kein Erbe?«
    »Crassus als sein Vetter und Patron wird Licinius Schulden und Besitz erben.«
    »Und Gelina?«
    »Ist jetzt von Crassus abhängig.«
    »Wenn man dir so zuhört, Faustus Fabius, könnte man meinen, daß Crassus die ganze Welt gehört.«
    »Manchmal denke ich, so ist es auch. Oder so wird es irgendwann kommen«, sagte er und wölbte die Braue.
    FÜNF
    Lautes Klopfen am Portal unterbrach uns. Ein Sklave eilte, den Gast zu empfangen. Die schwere Tür flog auf, gedämpftes Sonnenlicht fiel in die dunkle Halle und beleuchtete eine untersetzte, breitschultrige Gestalt im wehenden roten Offiziersumhang. Marcus Mummius kam durch den kleinen Garten auf uns zumarschiert, zertrampelte ein Kräuterbeet und rammte mit dem Ellenbogen den zarten Faun.
    Vor der Leiche blieb er stehen und registrierte verärgert, daß wir die Wunde bloßgelegt hatten. »Dann hast du es also schon gesehen«, sagte er und

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