Die Pforten Des Hades
erklärte, als wir unsere Tuniken ablegten, Becken verschiedener Größe und Wassertemperatur beherbergten.
»Erbaut von dem berühmten Sergius Orata persönlich«, prahlte Mummius. »Hast du von ihm gehört?«
»Nein.«
»Er ist der berühmteste Puteoliter überhaupt, der Mann, der Baiae zu dem gemacht hat, was es heute ist. Er hat die Austernzucht am Lucrinus-See begonnen und damit sein erstes Vermögen gemacht. Dann erwies er sich als meisterhafter Baumeister für die Errichtung von Bädern und Fischteichen, so daß ihn die Besitzer der Villen um den ganzen Golf mit Aufträgen überhäuften. Als Crassus das Anwesen erwarb, verfügte es nur über ein bescheidenes Bad. Mit Crassus Erlaubnis, ganz zu schweigen von seinem Geld, stockte Lucius Licinius hier eine Etage auf und baute dort einen Flügel an. Das Bad ließ er komplett neu errichten, nach Plänen und unter der Aufsicht von Sergius Orata persönlich. Mir selbst ist eine kleine Grotte oder ein öffentliches Bad in der Stadt lieber - dieser Luxus ist im Grunde ziemlich lächerlich, findest du nicht? Imposant, aber exzessiv, wie die Philosophen sagen.«
Mummius hängte seine Schuhe auf einen der Haken in Form von zwei Zerberus - Köpfen, die an der Wand befestigt waren. Zwischen die geöffneten Kiefer eines dritten Kopfes hängte er seinen Gürtel, bevor er das schwere Panzerhemd über den Kopf streifte und begann, seine Lederriemen zu lösen. »Aber man kann nicht umhin, die Installation zu bewundern. Genau an dieser Stelle kommt heißes Wasser aus der Erde; deshalb hat der ehemalige Besitzer auch hier ein Bad errichten lassen - und wegen der Aussicht natürlich. Als Orata das Bad umgebaut hat, hat er die Rohre so konstruiert, daß einige der Becken siedend heiß sind, während andere zusätzlich mit Wasser von einer weiteren Quelle ein Stück den Hügel hinauf gespeist werden, so daß man sich vom heißesten in das kälteste Becken und wieder zurück bewegen kann. Im Winter werden einige Räume des Hauses mit Wasser aus der heißen Quelle in Rohren unter den Fußböden geheizt. Diese Umkleidekabine beispielsweise wird das ganze Jahr über warm gehalten.«
»Wirklich sehr beeindruckend«, stimmte ich ihm zu, bevor ich meine Untertunika über den Kopf zog. Ich wollte sie in eine der in die Wand eingelassenen Truhen legen, aber Mummius kam mir zuvor. Er rief einen alten, gebückten Sklaven, der sich diskret am anderen Ende des Raumes bereitgehalten hatte. »Hier, nimm das und laß es waschen«, sagte er auf meine und Ecos Sachen weisend, bevor er sich seine eigene Tunika über den Kopf zog. »Bring uns irgendwas Passendes für eine Audienz bei deiner Herrin.« Der Sklave hob die Kleidungsstücke auf, musterte uns sorgfältig und schlich davon.
Nackt sah Mummius ein wenig aus wie ein Bär, mit seinen breiten Schultern, den stämmigen Hüften und dem dichten, schwarzen Haar, das sich mit Ausnahme der vernarbten Stellen auf seinem ganzen Körper kräuselte. Ein langer Schnitt verlief über seine linke Brust wie eine Schneise durch einen Wald und faszinierte Eco besonders.
»Die Schlacht am Collinischen Tor«, erklärte Mummius und wies auf die Narbe. »Crassus* stolzester Augenblick, und meiner auch. Es war der Tag, an dem wir Rom für Sulla zurückerobert haben; und der Diktator hat uns das nie vergessen. Ich wurde an jenem Tag schon früh verwundet, aber zum Glück nur auf der linken Seite, so daß ich meinen Schwertarm weiter benutzen konnte.« Er führte uns, mit dem rechten Arm hantelnd und nach vorne stürzend, eine Pantomime der Kampfhandlungen vor, wobei auch das recht kräftige Schwert zwischen seinen Beinen hin und her baumelte. »In der Hitze des Gefechts habe ich meine Verwundung bis auf ein dumpfes Brennen kaum bemerkt. Erst spät am Abend, als ich Crassus-eine Nachricht überbringen sollte, bin ich ohnmächtig zusammengebrochen. Angeblich war ich weiß wie Marmor Und bin zwei Tage lang nicht aufgewacht. Aber das ist mehr als zehn Jahre her, damals war ich fast noch ein Junge - vermutlich kaum älter als du«, sagte er und knuffte Ecos Schulter.
Eco lächelte ihn schief an und musterte Mummius Körper auf der Suche nach weiteren Narben, an denen kein Mangel herrschte. Winzige Kerben übersäten seine Gliedmaßen und den ganzen Leib wie Abzeichen und waren, wo sie sein dichtes Körperhaar unterbrachen, leicht zu erkennen.
Er wickelte sich ein Handtuch um die Hüften, machte uns Zeichen, dasselbe zu tun, und führte uns dann aus dem Umkleideraum
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