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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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länger als zwei Minuten mit ihm im selben Zimmer aus.«
    »Du kannst Metrobius nicht leiden?«
    »Ich habe meine Gründe.«
    »Aber du verdächtigst ihn nicht des Mordes?«
    Mummius schnaubte verächtlich. »Ich will dir etwas sagen, Gordianus. Ich habe in meinem Leben schon viele Männer getötet, immer im ehrenhaften Kampf, versteht sich, aber Töten ist Töten. Ich habe mit dem Schwert getötet, mit dem Knüppel und mit bloßen Händen. Ich weiß ein wenig darüber, was es braucht, das Leben eines anderen auszulöschen. Glaub mir, Metrobius ist nicht Manns genug, Lucius den Schädel einzuschlagen, selbst wenn er einen Grund gehabt hätte.«
    »Was ist mit Zeno oder Alexandras, den beiden Sklaven?«
    »Es scheint mir extrem unwahrscheinlich.«
    »Aber nicht unmöglich?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Wir wissen also«, sagte ich, »daß sich in der Mordnacht folgende Personen im Haus aufgehalten haben: Dionysius, der amtierende Universalgelehrte, dann der Geschäftsmann aus Puteoli, Sergius Orata, sowie der im Ruhestand lebende Schauspieler Metrobius. Iaia, die Malerin, und ihre Assistentin Olympias sind zwar oft hier gewesen, nicht jedoch in jener Nacht.«
    »Soweit ich weiß. Die Gäste haben alle allein in ihrem eigenen Bett geschlafen oder behaupten es zumindest. Niemand hat etwas gehört, was durchaus möglich ist, wenn man die Entfernung zwischen den einzelnen Gemächern betrachtet. Auch keiner der Sklaven will etwas gehört haben, was ebenfalls plausibel erscheint, weil sie in ihren eigenen Quartieren bei den Ställen übernachten.«
    »Aber ein Sklave hatte doch bestimmt Nachtdienst«, sagte ich.
    »Ja, aber auf dem Anwesen, nicht im Haus. Er soll regelmäßig einen Kontrollgang machen und ein Auge auf die Straße vor dem Haus haben sowie auf eine andere, die hinter dem Haus an der Küste entlang verläuft. Es ist schon vorgekommen, daß Piraten private Villen an der Küste überfallen haben, allerdings noch nie hier in Baiae, soweit ich weiß. Als die Sklaven geflohen sind, muß der Nachtwächter gerade auf der Rückseite des Hauses gewesen sein. Er hat nichts gesehen.«
    »Hast du irgendjemanden in Verdacht? Einen der Bewohner oder Gäste von Gelinas Haus, der Lucius eher umgebracht haben könnte als die beiden Sklaven?«
    Als Antwort zuckte er nur mit den Schultern und sah mich finster an.
    »Ich frage mich überhaupt, Mummius, warum du soviel von deiner persönlichen Zeit und Energie geopfert hast, um Gelina zu helfen, die Unschuld der Sklaven zu beweisen.«
    »Ich habe meine Gründe«, sagte er knapp, reckte sein Kinn und starrte stur geradeaus. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte allein zur Villa zurück.

ZWEITER TEIL
    Der Schlund des Hades
     
    SIEBEN
    Das Abendessen begann zur zwölften Stunde des Tages, direkt nach Sonnenuntergang, in einem bescheiden ausgestatteten Südwestzimmer des oberen Stockwerks. Durch die Fenster sah man im Osten Puteoli, weiter südlich den Vesuv liegen. Ein paar Sklaven eilten unauffällig durch den Raum und die angrenzenden Flure, entzündeten die Kohle auf bereitgestellten Rosten, um die Gäste gegen die leichte Kühle in der Luft zu schützen, sowie eine ganze Batterie von Lampen, die die vielfarbig gestalteten Wände hell erleuchteten. Die Luft war still und frei von jeglichem Vogelgesang oder sonstigen Geräuschen, die auf irgendeine Form von Leben hätten schließen lassen können; draußen hörte man wie ein fernes Seufzen nur das undeutliche Murmeln des Meeres. Durch das Südfenster sah ich über dem Vesuv einen einzelnen Stern am tiefblauen Nachthimmel leuchten. Eine Aura verhaltenen Luxus senkte sich über die Villa, jenes besondere Gefühl von Behaglichkeit und dem Privileg der Verschwendung, das den Häusern der Reichen bei Dämmerung eigen ist.
    Gelina hatte bereits auf einem Diwan Platz genommen und begrüßte ihre Gäste, die einzeln oder zu zweit eintrafen, alle in dunkles Blau oder Schwarz gekleidet. Insgesamt war für elf Personen gedeckt, eine ungerade Zahl für ein Gastmahl, aber Gelina löste das Problem, indem sie die Tische im Karree anordnete mit jeweils drei Sofas an drei Seiten sowie zweien an der vierten, eines für sich und eines, das für Crassus reserviert blieb. Auf den niedrigen Tischen standen bereits Becher mit honiggesüßtem Wein, helle und dunkle Oliven und eine pikante Vorspeise aus Seeigeln in Kreuzkümmelsauce.
    Die Malerin Iaia mit ihrer Assistentin und Schülerin Olympias saßen zusammen mit dem Universalgelehrten

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