Die Pforten Des Hades
doch, laut Gesetz -«, setzte Olympias an.
»Gesetze ändern sich.« Fabius warf einen Olivenkern auf den kleinen Tisch vor sich. Der Kern hüpfte von einem kleinen silbernen Tablett auf die Erde, und sofort eilte ein Sklave herbei, um ihn aufzuheben. »Ja, ein Sklave kann seine Freiheit erkaufen, aber nur, wenn sein Herr es ihm erlaubt. Doch eben diese Erlaubnis, daß ein Sklave seinen eigenen Preis in Silber zusammensparen kann, ist eine juristische Fiktion, weil ein Sklave in Wahrheit gar nichts besitzen kann - alles, was sich möglicherweise in seinem Besitz befindet, gehört seinem Herrn. Selbst nach seiner Freilassung kann ein Freigelassener jederzeit wieder zum Sklaven erniedrigt werden, wenn er sich gegenüber seinem früheren Herrn unverschämt benimmt. Er ist politisch eingeschränkt, gesellschaftlich zurückgeblieben und durch den guten Geschmack auf immer daran gehindert, in eine angesehene Familie einzuheiraten. Ein Freigelassener mag ein Bürger werden, doch er kann nie wirklich ein Mensch sein.«
Gelina warf einen Blick über ihre Schulter auf den Sklaven, der den Olivenkern aufgehoben hatte und sich jetzt mit einem Tablett in die Küche zurückzog. »Hältst du es für klug, derartige Diskussionen zu führen, in Anbetracht...«
Crassus schnaubte und lehnte sich auf seinem Sofa zurück. »Also wirklich, Gelina, wenn ein Römer nicht einmal mehr in Anwesenheit seines Besitzes über das Wesen desselben reden darf, sind wir tief gesunken. Alles, was Fabius sagt, ist absolut richtig. Und was Dionysius und seine Idee angeht, daß es eine Art vager Kontinuität zwischen den Sklavenaufständen gibt, diese Vorstellung ist völlig absurd. Sklaven haben keine Verbindung zur Vergangenheit; wie sollten sie, wo sie nicht einmal die Namen ihrer Vorfahren kennen? Sie sind wie Pilze; sie sprießen aus einer Laune der Götter heraus massenhaft aus dem Boden. Was ist ihr Zweck? Als Werkzeuge von Männern zu dienen, die größer sind als sie selbst, damit diese Männer ihre größeren Ziele verwirklichen können. Sklaven sind die menschlichen Mittel, die uns von demselben göttlichen Willen gegeben wurden, der große Männer inspiriert und eine Republik wie die unsrige groß macht. Sklaven haben keine Vergangenheit, und die Vergangenheit kümmert sie nicht. Genauso wenig wie sie eine Vorstellung von der Zukunft haben; andernfalls wüßten Spartacus und seinesgleichen, daß sie zu einem Schicksal verurteilt sind, das weit schlimmer ist als jenes, dem sie zu entkommen glaubten, als sie sich gegen ihre Herren wandten.«
»Hört, hört!« sagte Mummius angetrunken und knallte seinen Becher auf den Tisch. Metrobius warf ihm einen vernichtenden Blick zu und setzte an, etwas zu sagen, besann sich jedoch eines Besseren.
»Der gemeine Sklave, der auf den Feldern arbeitet, lebt von einem Tag auf den anderen«, fuhr Crassus fort, »und ist sich kaum mehr bewußt als seiner unmittelbaren Bedürfnisse und der Notwendigkeit, die Wünsche seines Herrn zu erfüllen. Zufriedenheit oder doch wenigstens Resignation ist der natürliche Zustand des Sklavenstandes; wenn diese Männer sich erheben und Höhergestellte töten, ist dies in der Tat unnatürlich, sonst würde es ständig passieren, und die Sklaverei könnte nicht existieren, was bedeutet, unsere Zivilisation könnte nicht existieren. Der Aufstand des Spartacus ist genau wie der des Zauberers Eunus und einer Handvoll anderer eine Verirrung, eine Perversion, ein Riß im von den Schicksalsgottheiten gewebten Band des Kosmos.«
Dionysius beugte sich vor und sah Crassus mit übertriebener Bewunderung an. »Du bist fürwahr der Mann der Stunde, Marcus Crassus. Nicht nur ein Staatsmann und General, sondern auch ein Philosoph. Es mag Menschen geben, wie verdreht auch immer, die behaupten, Spartacus sei der Mann der Stunde, weil er unsere Hoffnungen und Ängste diktiert, doch ich glaube, daß Rom ihn bald vergessen haben wird über dem Glanz unseres Sieges. Recht und Ordnung werden so wiederhergestellt sein, als hätte es Spartacus nie gegeben.«
»Hört, hört!« sagte Mummius.
Dionysius lehnte sich zurück und lächelte schüchtern. »Ich frage mich, wo dieser erbärmliche Spartacus in diesem Augenblick ist?«
»Er hat sich in der Nähe von Thurii eingegraben«, sagte Mummius.
»Ja, aber was macht er, während wir uns unterhalten? Schlägt er sich den Bauch mit geraubtem Proviant voll und prahlt vor seinen Männern mit gestohlenen Triumphen? Oder hat er sich bereits ins Bett
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