Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
ist mein Vetter, der aus der Siedlung Eirc, von dem ich euch erzählt habe.«
Sie gingen wieder in die Gaststube, und fast gleichzeitig kam auch ein junger Mann hereingejagt, staubbedeckt und mit blutverschmierter Stirn. »Einen Schluck Wasser, bitte«, brachte er erschöpft hervor.
Jemand reichte ihm einen Becher Wasser, und er stürzte ihn in einem Zug hinter, so dass ihm fast die Luft wegblieb.
»Was ist los?«, fragte Coccán.
»Ich komme, um alle zu warnen«, sagte er aufgeregt. »Wirmüssen jeden Augenblick mit einem Angriff von Cronán rechnen.«
»Wieso das?« Fidelma war aus dem Hintergrund getreten.
Der junge Mann warf ihr einen überraschten Blick zu, fragte aber nicht weiter, wer sie sei, da er sie neben dem Schmied sah. »Ein Angriff von Liath Mór. Mein Stammeshäuptling hatte ein halb Dutzend von uns losgeschickt, wir sollten versuchen, heute früh mit Cronán zu sprechen, und eine Erklärung verlangen, weshalb er eine friedliche Ortschaft überfallen hätte …«
»Sie wissen von dem Überfall, ich habe ihnen davon erzählt«, unterbrach ihn Coccán.
»Wir waren noch gar nicht weit Richtung Süden geritten, als wir eine Reitergruppe auf uns zugaloppieren hörten. Ich riet meinen Männern, sich zu verbergen und die Bogen zu spannen. Und da sah ich auch schon, dass die Heranstürmenden in den Kapuzenumhängen von Cronáns Mordgesellen steckten. An sich wollte ich sie vorbeireiten lassen, aber dann erkannte ich in dem Anführer den Hurensohn Anfudán. Vor meinem inneren Auge hatte ich das Bild unseres brennenden Dorfs. Ich konnte nicht anders und schoss meinen Pfeil ab, der fuhr dem Schurken in die Kehle. Etliche seiner Kumpane zogen die Schwerter, aber meine Männer ließen die Pfeile auf sie prasseln. Zwei weitere von ihnen fielen, und der Rest suchte das Weite, den Hinterhalt hatten sie nicht erwartet. Drei Tote blieben also liegen, darunter Cronáns Neffe. Ich weine ihm keine Träne nach.«
»Bist du ganz sicher, dass Anfudán tot ist?«, vergewisserte sich Fidelma.
»Ganz sicher«, bestätigte der junge Mann grimmig. »Aberdamit haben wir ins Hornissennest gestochen. Wenn Cronán erfährt, was geschehen ist, lässt er seine Horden auf uns los. Deshalb reiten wir jetzt überallhin, um unsere Leute zu warnen. Sie müssen ihre Häuser und Siedlungen verlassen und in die Berge ziehen. Du weißt ja, wie Cronán mit unserem kleinen Ort umgegangen ist. Auch in vielen anderen Ortschaften hat er mit Feuer und Schwert gewütet. Er wird sich erbarmungslos und mit aller Brutalität rächen. Es gibt nur zweierlei – entweder zum Kampf rüsten oder fliehen und versuchen, mit dem Leben davonzukommen.«
K APITEL 16
Bald darauf ritten sie westwärts auf Durlus zu. »Mit jedem Schritt, den wir machen, wird die Sache verworrener«, sagte Eadulf zu Fidelma. »Eins kommt zum anderen. Wir glaubten, eine Abtei zu finden, und haben eine Festung entdeckt, auf der ein Machthaber herrscht, der bedenkenlos ganze Siedlungen vernichtet.«
»Mit ziemlicher Sicherheit sollten Anfudán und sein Trupp uns oder Torna nachjagen und einfangen. Nur, dass sie an die Männer der Uí Duach gerieten, hat das verhindert.«
»Wirst du einen Boten nach Cashel schicken, sobald wir in Durlus sind?«
»Das habe ich vor, Colgú muss erfahren, was sich hier zusammenbraut. Je früher er eine Kriegerschar entsenden kann, desto besser ist es um den Schutz der Uí Duach bestellt.«
»Die Sache mit den Uí Duach macht mir Sorgen.«
»Nur die?«, meinte Fidelma und verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen.
»Offenbar ist Cronán dabei, sein Heer der Arbeitssklaven mit Gewalt zu vergrößern. Aber warum? Wofür braucht er die vielen Leute?«
»Für den Bau von Dämmen und Straßen in solchem Ausmaß ist eine beträchtliche Zahl von Arbeitern nötig«, erwiderte Fidelma.
»Mich beschäftigt noch etwas anderes. Im Stamm der Osraige haben doch die meisten den Neuen Glauben angenommen, oder?«
»Natürlich.« Fidelma fragte sich, worauf er hinauswollte.
»Warum hat man den Bewohnern von Eirc abverlangt, einen Eid zu schwören, dem wahren Glauben die Treue zu halten und nicht einfach Cronán?«
Fidelma wollte schon etwas erwidern, stutzte aber, weil Eadulf das Wort wahr so betont hatte.
Ohne Zwischenfall gelangten sie ins Grenzgebiet der Éile, das schon vor dem Suir begann. Sie ließen ihre Pferde Schritt gehen, hielten auch hin und wieder an, um ihre Kräfte zu schonen, falls sie sie bei plötzlich auftauchender Gefahr zum Galopp
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