Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
plötzlich um seine Füße. Es war nicht länger als die Hälfte seines Zeigefingers. Es war eine winzige Spitzmaus, die nach Insekten suchte. Dann lenkte ihn ein leises Flattergeräusch ab. Ein Vogel mit langen, steifen Schwanzfedern, einem nach unten gekrümmten Schnabel und deutlicher weißer Zeichnung um die Augen landete am Fuß einer Eberesche. Verwundert schaute Eadulf zu, wie er den Baumstamm hochkletterte und dabei ein schrilles Tsi-tsi hören ließ. Mit scharfen Krallen hielt er sich am Stamm, arbeitetesich ruckweise in Spiralen aufwärts und stocherte in der Rinde nach seiner Beute: Käfer, Ohrwürmer, Asseln und Spinnen. Wie hieß der Vogel doch? War es ein meanglán ? Er versuchte, sich an den Namen in seiner Muttersprache zu erinnern. Baumläufer! Das war es, es beschrieb genau, wie sich der Vogel bei seiner Futtersuche verhielt.
    Unbewusst atmete Eadulf befriedigt auf, weil ihm die Bezeichnung eingefallen war. Für andere kaum wahrnehmbar, schreckte es Fidelma aus ihrer Meditation.
    »Wann lernst du es endlich, dich völlig zu entspannen?«
    »Habe ich doch gemacht«, wehrte sich Eadulf.
    »Bis hierher habe ich gespürt, wie dein Gehirn arbeitet. Der Sinn der dercad -Übungen besteht aber darin, den Kopf völlig zu entleeren, nicht, ihn noch mit Neuem zu füllen.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Es ist am Anfang schwierig, aber nicht unmöglich.«
    »Ich habe nur die unmittelbare Umgebung betrachtet.« Er war vergnatzt, hatte er doch gedacht, die Zeit sinnvoll verbracht zu haben.
    »Genau darum geht es, du hast dich von den Geräuschen und Erscheinungen der Welt um dich herum ablenken lassen. Dercad verlangt jedoch, sich völlig in sich selbst zu versenken und alles auszuschalten, was außerhalb deiner Person ist.«
    Beide schwiegen. Eadulf schloss die Augen und ließ seine Gedanken ziellos wandern. Seinem Empfinden nach stand noch keine Minute später Gormán vor ihm, doch musste er sich eingestehen, dass er eingeschlafen war. Noch im Dämmerzustand hörte er Fidelma fragen: »Ist es Zeit aufzubrechen?«
    »Wenn wir jetzt losreiten, erreichen wir Durlus, bevor es dunkel ist«, bestätigte der Krieger. »Auf der Straße ist bislang alles ruhig geblieben.«
    »Gut so.« Sie schaute zu Eadulf hinüber, der heftig blinzelte, um ganz wach zu werden. Kopfschüttelnd mahnte sie: »Meditieren solltest du, nicht schlafen.«
    Hastig sprang er auf und klopfte sich Blätter und Zweige von der Kleidung. Er wollte schon beteuern, er habe kein Auge zugetan, sah aber gleich ein, wie sinnlos das war. Das mit dem Meditieren würde er nie hinbekommen. Die Gefährten saßen schon auf, also band auch er die Zügel seines Rosses los.
    Gormán ritt wieder vornweg auf der Straße, die zu der um die Festung der Éile angelegten Ortschaft führte.
    Es war, wie Gormán es eingeschätzt hatte. Bei einbrechender Dunkelheit erreichten sie den Ort. Kleine flackernde Lichter sprangen von Haus zu Haus. Der Hauptplatz war gut beleuchtet, in seiner Mitte stand ein Kohlenbecken, um das sich einige Leute scharten. Oberhalb der Siedlung waren die Umrisse der Festung der Prinzessin der Éile zu erkennen. Der Weg dort hinauf war ebenfalls hell ausgeleuchtet. Noch standen die Tore offen, und Bewaffnete stolzierten davor hin und her.
    Gormán ritt mit seiner kleinen Schar quer über den Marktplatz und durch die Straßen zur Vorstadt im Süden, in der Gobáns Schmiede lag. In der Werkstatt wurde noch gearbeitet. Die Glut in der Esse leuchtete ihnen bereits von weitem entgegen, sie hörten auch das Kling-klang von Metall auf Metall. Am Eingang zur Schmiede angelangt, erblickten sie den Meister am Amboss.
    Lautstark rief ihm Gormán einen Gruß zu.
    Gobán drehte sich überrascht um und ließ den Hammersinken. »Da seid ihr wieder und hoffentlich alle heil und gesund. Habt ihr entdeckt, weswegen ihr unterwegs wart?«
    Fidelma stieg ab. »Zu einem Teil schon«, antwortete sie zurückhaltend. »Doch wir müssen dich noch einmal um deine Gastfreundschaft bitten, und vielleicht berichtest du uns auch, was es inzwischen Neues gegeben hat.«
    Der Schmied lachte zustimmend. »Für heute mache ich Schluss mit des Tages Arbeit. Ich bin dabei, für meinen Nachbarn eine Pflugschar zu schärfen, doch das hat Zeit bis morgen früh. Bringt eure Pferde rein. Die können auf der Koppel hinten grasen, da finden sie auch genug Wasser. Und was die Gastfreundschaft betrifft, Ale ist da, auch Brot und Fleisch, nur mit den Schlafgelegenheiten hapert’s. Ihr wisst ja,

Weitere Kostenlose Bücher