Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
wie beengt meine Hütte ist, aber ich kann in der Schmiede schlafen …«
»Kommt nicht in Frage, dort schlafen Enda und ich«, schnitt ihm Gormán das Wort ab.
Gobán wies Enda an, die Glut in der Esse vorsichtig zusammenzuschieben und Funkenflug zu vermeiden. Es käme immer wieder vor, dass eine Schmiede in Brand geriet.
Während draußen die Pferde versorgt wurden, stellte der Schmied in der Hütte Ale auf dem Tisch bereit und legte Brot und Fleisch auf eine Holzplatte.
Sie setzten sich zum Mahl, und Fidelma ermunterte Gobán zum Sprechen. »Wir brennen darauf zu hören, was sich in den letzten Tagen hier ereignet hat.«
»Man hat die Leiche des Sohnes vom Fährmann dort gefunden, wo du gesagt hattest. Bischof Daig hat den Leichnam auf dem Fluss zum Vater des jungen Mannes geschafft.«
Fidelma neigte den Kopf und sagte ernst: »Einige, die ihm das Leben raubten, hat die gerechte Strafe schon ereilt.«
Der Schmied wusste nicht recht, wie das zu verstehen war, fragte aber nicht weiter nach. »Erzähl, was du über Liath Mór weißt«, bat sie Gobán.
»Die alte Abtei Liath Mór? Die soll wieder aufgebaut worden sein. Hast du sie gesehen, Lady?«
»Wir haben sie gesehen, ja. Was hast du noch gehört, außer dass sie wieder aufgebaut wurde?«
Gobán zuckte die Achseln. »Händler haben berichtet, sie sieht jetzt mehr wie eine Festung aus, nicht wie eine Abtei. Außerdem soll man dort sehr unfreundlich geworden sein. Vorbeiziehenden Reisenden wird das Gastrecht verwehrt.«
»Weißt du auch etwas über Cronán?«, fragte Eadulf.
Der Schmied wiegte den Kopf. »Cronán von Gleann an Ghuail war ein Kriegsherr, verwandt mit Tuaim Snámha, dem Stammesfürsten der Osraige. Cronán hat sich zum Abt ernannt und hat die Abtei bauen lassen. Der Bau ist jetzt fertig, soviel ich gehört habe.«
»Hast du sonst noch etwas über ihn erfahren?«
»Nur so viel, dass keiner von der Bruderschaft dort geblieben ist, als die Bauarbeiten begannen. Eine Geschichte über den wirklichen Abt macht sogar die Runde: Cuanchear soll von Cronán ermordet worden sein. Gerüchte sind das. Genaueres weiß niemand.«
»Was du erzählst, überrascht uns nicht«, sagte Fidelma bekümmert und blickte ihre Begleiter an. »Was ist aus den Klosterbrüdern geworden?«
»Die dürften alle nach Laigin entkommen sein. Wirklich, Lady, um den Ort sollte man jetzt einen Bogen machen.Zum Glück ist er so abgelegen inmitten von Mooren und Ödland, dass wir kaum etwas damit zu tun haben.«
Der Schmied ging nach draußen, um Wasser zu holen. Eadulf schaute nachdenklich in die durchgeglühten Holzscheite. »Ich gäbe was drum, wenn ich wüsste, welche Absicht Cronán verfolgt.«
»Welche Absicht? Ist doch ganz einfach.« Gormán räkelte sich auf seinem Sitz. Fidelma und Eadulf blickten ihn verwundert an. »Denkt doch mal wie ein Kriegsherr, der einen Beutezug unternehmen will. Ihr habt gesehen, dass sie dabei sind, befestigte Straßen quer durch die Moorlandschaft zu bauen. Zudem haben wir Zeugenberichte, was Cronán macht, um sich Arbeitskräfte zu verschaffen.«
»Recht hat er«, griff Eadulf den Gedanken auf und führte ihn weiter aus. »Da wird eine Straße nach Éile durch eine Gegend angelegt, wo niemand es vermuten würde. Mit Pferden könnte man rasch bislang unüberwindliche Moore durchqueren. Er plant Raubüberfalle im Gebiet der Éile. Am wichtigsten ist die Frage, wie lange braucht er noch, um auf den neuen Wegen einen Vorstoß zu wagen?«
»Nach dem, was wir gesehen haben, wird es nur wenige Tage dauern, bis es so weit ist«, schätzte Gormán.
Fidelma wollte sich damit nicht einverstanden erklären. »Wegen ein paar Raubüberfällen wird er doch nicht einen so gewaltigen Aufwand treiben.«
Gobán kam mit dem Wasser zurück, hörte ihre letzten Worte und blieb verstört stehen. »Seid ihr der Meinung, die Osraige sind drauf und dran, uns zu überfallen?«
»Vielleicht sind es nicht gerade die Osraige«, erwiderteFidelma grimmig. »Cronán lässt die festen Wege sowohl nach Ost wie nach West bauen, und für friedlichen Handel hat er sie gewiss nicht gedacht.«
»Aber gerade aus dem Westen hören wir von Überfällen durch Raubgesindel, sogar eine richtige Schlacht soll es gegeben haben.«
»Eine Schlacht?« Fidelma schreckte auf. »Von Überfällen im Westen haben wir erfahren, von einer Schlacht war keine Rede.«
»Jetzt sind aber Nachrichten von einer Schlacht im Umlauf«, beharrte Gobán. »Die Krieger des Königs sind auf eine
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