Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
um das nötige Beweismaterial kümmern«, sagte sie entschieden. Und zu Tóla gewandt: »Wir werden dir leider noch ein paar Umstände machen. Es wäre schön, wenn die Pferde mit Futter versorgt werden und wenn auch wir etwas zu essen und zu trinken bekommen könnten, sobald wir hier fertig sind. Auch ein Leinentuch wäre hilfreich, als racholl , zum Einhüllen des Leichnams. Wir werden ihn zur Kapelle in Fraigh Dubh schaffen, wo es einen Friedhof gibt. Wir selbst müssen nach Laigin reiten, um die Identität des jungen Adligen festzustellen, aber so eine lange Reise übersteht der Leichnam nicht. Wir sollten ihn deshalb vorher bestatten.«
»Mit dem, was wir an Gastfreundschaft bieten können, stehen wir euch gern zu Diensten«, erklärte Tóla bereitwillig.
»Dann wollen wir dich nicht weiter von deiner Erntearbeit abhalten. Wir haben hier noch einiges zu erledigen.«
Der Bauer ging, und Fidelma erteilte den anderen ihre Anweisungen.
»Mach die Pferde an den Sträuchern dort fest, Enda. Und dann geh ein Stück am Ufer entlang Richtung Osten. Halte Ausschau nach möglichen Spuren von Pferden. Und du, Gormán, tust das Gleiche Richtung Westen.«
Die beiden Krieger machten sich auf den Weg.
Fidelma betrachtete den abgebrochenen Amtsstab, den sie immer noch in Händen hielt. Es war der obere Teil, der fehlte.
»Normalerweise befindet sich auf dem oberen Teil das Wahrzeichen des Trägers. Sieh zu, ob du dieses Teil irgendwobei dem Toten finden kannst, Eadulf. Vielleicht ist das Stück auch abgebrochen, als er stürzte. Ich schau noch mal im Fluss nach. Wenn es ins Wasser gefallen ist, würde das Gewicht des Goldbeschlags an der Spitze es nicht fortgeschwemmt haben. Mit Hilfe des oberen Teils des Amtsstabs bekämen wir vielleicht heraus, wer der Amtsträger war.«
Schweigend machten sich beide an ihre Aufgaben. Eadulf überprüfte nicht nur mit aller Gründlichkeit die Kleidung des Toten, sondern suchte auch die feuchte Erde der unmittelbaren Umgebung ab. Doch nirgends war das abgesplitterte obere Ende des Amtsstabs zu finden, und als er zu Fidelma hinüberblickte, kam sie kopfschüttelnd aus dem Wasser gewatet.
»Nichts«, seufzte sie. »Nicht die geringste Spur.«
Wenige Augenblicke später tauchte Gormán wieder an der Uferböschung auf.
»Ich bin bis zu der Stelle gegangen, wo der Fluss in den Suir fließt«, berichtete er. »Auf dem Weg gab es sowohl längere trockene und feste Strecken als auch morastige; auf Letzteren waren zwar Pferdespuren zu erkennen, aber die waren meist von Schafen und Kühen zertrampelt. Bis auf die Erkenntnis, dass Tiere, unter anderen auch Pferde, hier herumlaufen, hat die Erkundung nichts gebracht. Enda ist wohl noch nicht zurück?«
Wie auf Kommando sahen sie am Flussufer den Krieger entlangkommen, und sie begrüßten ihn erwartungsvoll.
»Und?«, fragte Fidelma.
»Nicht weit von hier macht der Fluss eine Biegung, und da ist das Ufer sehr feucht und schlüpfrig. Es gibt deutliche Anzeichen, dass an der Stelle zwei Pferde aus dem Wasser an Land gestiegen sind. Schwer zu sagen, wie alt die Hufabdrückesind. Dem weichen und nassen Untergrund nach zu urteilen, sind sie noch ziemlich frisch. Wären sie älter, hätten sie schon getrocknet sein müssen.«
»Gab es auch Fußspuren?«
»Nein. Abgestiegen ist niemand. Ich hab sonst nur noch Spuren von Kühen und Wölfen gesehen, nichts Auffälliges weiter. Die Pferdespuren gingen nach Osten. Ich habe sie verfolgt, so weit ich konnte, als der Untergrund aber wieder fest wurde, verloren sie sich. Sie führten zur Handelsstraße, auf der es in Richtung Norden nach Durlus Éile oder in Richtung Süden nach Cashel geht.«
Schweigend nahmen Fidelma und Eadulf die Auskunft in sich auf. Nach einer Weile sagte Fidelma: »Dann bleibt uns hier wenig zu tun. Eadulf und Enda, würdet ihr bitte alle wertvollen Sachen von der Kleidung des Toten entfernen und an euch nehmen – das Schwert, den Dolch und was sonst der Identifizierung des Leichnams dienlich sein könnte? Wir gehen inzwischen zum Haus des Bauern und schauen, ob sich so etwas wie ein Leichentuch auftreiben lässt. Dann nutzen wir Tólas Gastfreundschaft, lassen die Pferde versorgen und gönnen uns selbst ein wenig zu essen und zu trinken, ehe wir weiterziehen.«
Es war nach Mittag, als Fidelma und ihre Gefährten zur Weiterreise aufbrachen. Cainnear, Tólas Frau, hatte sie beköstigt, derweil sein Sohn Breac sich um die Pferde gekümmert hatte. Den Leichnam des unbekannten
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