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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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weil ein Gastwirt nach dem Gesetz für seine Gäste verantwortlich ist«, fiel ihm Fidelma ins Wort, die befürchtete, er würde in seinem Eifer ihren königlichen Rang preisgeben.
    Fedach Glas riss erschreckt die Augen auf. »Eine dálaigh ?«
    »Ist Bruder Ailgesach hier?«, fragte sie laut.
    Wieder schaute Fedach in die hinterste Ecke des Raums, wo kaum etwas zu erkennen war.
    In der Düsternis bewegte sich eine Gestalt, erhob sich mühsam. Sie kam ein paar Schritte näher und stützte sich dabei mit einer Hand auf einen Tisch.
    »Bruder Ailgesach bin ich«, sagte die Gestalt in psalmodierendem Tonfall.
    Sie näherte sich ihnen noch ein paar Schritte, und sie sahen einen recht rundlichen, gedrungenen Mann vor sich, der eine abgetragene braune Mönchskutte trug. Um seinen Hals hing an einem Lederband ein Holzkreuz. Holz und Leder ließen darauf schließen, dass der Mönch nicht gerade begüterter Herkunft war. Sein Kopf ähnelte dem eines Kleinkinds, er war rundlich weich mit geröteten Wangen. Ob er kahlköpfig war, weil ihm die Haare ausgegangen waren, oder ob er seine Tonsur so eigenwillig trug, war schwer zu entscheiden. Die dicklichen roten Lippen machten sein Gesicht ein wenig hässlich. Die kleinen Augen hatten etwas Stechendes, wirkten wie schwarze, von Fleischwülsten umgebene Dornen.
    »Tritt näher, Bruder Ailgesach«, forderte ihn Fidelma auf, »wir möchten uns mit dir über das gottgefällige Werk unterhalten, das du verrichtest.«
    Der rundliche Mönch trat an ihren Tisch. Er schien in seinem Gedächtnis nach einer Erinnerung zu suchen.
    »Ich bin …« begann Fidelma.
    Aber der Mönch wies plötzlich mit ausgestrecktem Finger anklagend auf sie. »Ich kenne dich! Dich kenn ich …«
    Unsicher stolperte er auf sie zu, hielt den Finger immer noch ausgestreckt, wie um seine Anklage zu bekräftigen. »Du bist die Hure Babylon!« Die Stimme klang krächzend, er atmete keuchend. »Dich kenne ich! Du Hure Babylon, du Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden.«*
    * Offenbarung des Johannes, 17,5.

K APITEL 5
    Betroffen schwiegen alle. Die Frau am Kessel ließ erschreckt ihre Holzkelle fallen. Enda fluchte leise und sprang auf. Mit drohender Gebärde machte er einen Schritt auf den rundlichen Mönch zu. Doch noch ehe er bei ihm war, schwankte der Mann, torkelte zur Seite und stürzte zu Boden. Sofort kniete sich Enda neben ihn und drehte ihn auf den Rücken. Auch die anderen hielt es nicht an ihrem Platz. Ungläubig starrten sie auf die hingestreckte Gestalt. Enda richtete sich auf und verzog angewidert das Gesicht.
    »Der ist total betrunken, Lady.«
    Fidelma schaute Fedach Glas durchdringend an. Der verstand die schweigend gestellte Frage und zuckte die Achseln. »Bruder Ailgesach hat nun mal eine Schwäche für corma «, murmelte er.
    »Und er hat wohl auch eine Schwäche dafür, Leute zu beleidigen … die Schwester des Königs zu beleidigen«, empörte sich Enda.
    Fidelma runzelte missbilligend die Stirn, doch es war zu spät. Es war ihr nicht recht, hier mehr zu sein als eine Anwältin. Der Gastwirt wich zurück, und auch der Frau am Kessel verschlug es den Atem.
    »Verzeih, edle Dame. Ich wusste nicht, wer du bist, du hättest dich zu erkennen geben sollen. Bitte …«, begann der Wirt.
    Fidelma winkte ungeduldig ab. »Trunkenheit in dem Maße« – und dabei wies sie auf den bewusstlosen Mönch –, »muss man bei einem Mann, der Gott dienen will, tadeln.«
    Man sah dem Wirt an, wie unwohl er sich fühlte. »BruderAilgesach ist bereits seit heute Mittag hier. Er hat einen Krug corma nach dem anderen verlangt und sich in den Winkel dort verzogen. Ich hatte schon ganz vergessen, dass er da ist, und wurde erst wieder an ihn erinnert, als du nach ihm gefragt hast.« Nach kurzem Zögern setzte er hinzu: »Gibt es einen besonderen Grund, dass du ihn sprechen möchtest?«
    »Wir wollten ihn bitten, den Gottesdienst bei einer Beerdigung abzuhalten.«
    Fedach Glas war überrascht. »Eine Beerdigung, Lady? Wer ist der Tote? Ich habe nicht gehört, dass jemand aus der Nachbarschaft gestorben ist.«
    »Ein Leichnam wurde in der Gegend hier gefunden. Wir haben ihn in die Kapelle gebracht. Saer, der Zimmermann, hat uns gesagt, dass Bruder Ailgesach in der Kapelle die Messe liest. Wir sind nur hergekommen, ihn aufzufordern, die Vorkehrungen zu treffen.«
    »Aber der Bruder in deinem Gefolge« – er blickte zu Eadulf –, »könnte doch gewiss auch die erforderlichen Handlungen vornehmen.«
    »Wenn sich kein

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