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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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tieffliegenden Flugzeugen zu kollidieren.
    In der Nähe von Chicago hatten wir eine Reifenpanne gehabt, und Thane war offenbar kein Fan von Ersatzreifen – oder er hatte ihn entsorgen müssen, um Platz für die Unmengen an Munition zu schaffen, die wir hinter der Rückwand fanden.
    Auch wenn Jimmy und ich wahnsinnig stark und ebenso schnell waren, konnten wir doch nicht zaubern. Wir konnten keinen neuen Reifen aus dem Nichts erschaffen, wie einige von diesen Menschen, die in Wirklichkeit gar keine Menschen waren. Der Reifenplatzer hatte uns jedenfalls eine Menge Zeit gekostet, und als wir endlich bei Murphy’s ankamen, hatte die Kneipe schon lange geschlossen.
    Das Murphy’s befand sich im Osten von Milwaukee und war ein Überbleibsel aus jener Zeit, als noch jedes Wohnviertel seine eigene Kneipe hatte. Dementsprechend war das Murphy’s von Wohnhäusern umgeben. Eines davon war Megans – ein aluverkleidetes zweistöckiges Haus, in dem sie mit ihren Kindern Anna, Aaron und Ben lebte. Ich war schon tausendmal in ihr Haus gekommen, aber nur ein einziges Mal bei Nacht. Das war jene Nacht, die ich so gern aus meinem Gedächtnis gestrichen hätte, die Nacht, in der Max gestorben war. Ich schluckte schwer, als diese Erinnerung wie ein böser Schatten in meinem Bewusstsein auftauchte.
    Damals hatte sie auf dem Treppenabsatz vor dem Haus gewartet. Sie wusste es schon – dabei war ich doch die Hellseherin. Aber ich schätze, als Max nicht pünktlich von der Arbeit kam und als dann die Nachrichten die Meldung brachten, dass es eine Schießerei in der Stadt gegeben hatte und ein Polizist dabei ums Leben gekommen war, da musste sie wirklich keine Hellseherin sein. Sie brauchte mir nicht erst ins Gesicht zu sehen oder zu warten, bis ich etwas sagte, um zu wissen, dass ihre Welt nie wieder so sein würde wie bisher.
    Ich stieg aus dem Auto und rannte den kurzen Weg zum Haus, Jimmy knapp hinter mir. Er war zwar noch nie zuvor hier gewesen, hatte weder Megan noch Max je kennengelernt, aber ich bin sicher, dass Ruthie ihm von ihnen erzählt hatte.
    Jimmy war in den letzten sieben Jahren so vollständig aus meinem Leben verschwunden gewesen, dass es sich immer noch wie ein Traum anfühlte, ihn auf einmal wieder darin mitspielen zu sehen. Ach Scheiße, mein ganzes verdammtes Leben fühlte sich zurzeit wie ein Traum an – allerdings nicht gerade wie ein besonders schöner.
    Auf den Verandastufen blieb ich stehen. Die Nacht war klar und warm, genau wie die Nacht, in der Max gestorben war. Aber der Mond wirkte irgendwie anders. Damals war nur eine schmale Sichel zu sehen gewesen, jetzt schien er fast voll.
    Ich sah Jimmy an. Bei Vollmond würde sich sein Dämon von den Fesseln befreien. Ich wusste noch nicht, wie wir damit umgehen sollten. Jimmy streckte die Hand nach der Klingel aus.
    „Nicht“, sagte ich leise. „Die Kinder.“
    Ich wollte ihnen keine Angst einjagen, und ein Klingeln an der Tür, mitten in der Nacht, würde das bestimmt tun. Verdammt, es würde sogar Megan Angst machen. Wenn sie überhaupt noch am Leben war.
    Ich griff nach dem Türknauf und wollte das Schloss aufbrechen. Es gab keine von Menschen angefertigte Tür auf dieser Welt, die mich hätte aufhalten können. Aber Jimmy hielt mich mit einem missbilligenden Zischen zurück und zog einen Satz Dietriche aus der Tasche. Halb Dämon, halb Pfadfinder. Was für eine Kombination!
    Er gab mir ein Zeichen, dass wir uns die Rückseite vornehmen sollten. Es wäre wohl nicht hilfreich, wenn jemand, der gerade seinen Hund ausführte, zusah, wie wir uns an der Tür von Max Murphys Haus zu schaffen machten. Die Fußstreifen der örtlichen Polizei kamen öfter durch diese Straße als durch jede andere. Bullen passten auf ihresgleichen auf, das galt besonders dann, wenn einer von ihnen bei der Arbeit draufgegangen war.
    Jimmy hantierte also mit dem Schloss an der Hintertür. Keine Alarmanlage – zu teuer. Kein Hund – keine Zeit. Aber immerhin hatte Megan in ein Bolzenschloss investiert, das zu umgehen ein wenig Zeit erforderte. Ich starrte in den Garten.
    Das Haus war für ein Stadthaus verhältnismäßig groß und hatte einen Garten mit vielen Büschen und ein paar ziemlich großen Bäumen. Auf dem Rasen lagen verstreut Spielzeuge herum. Die Kinder der Murphys waren fünf, sechs und acht Jahre alt und hatten insgesamt eine ganze Menge Zeug. Da ich aber überhaupt keine Ahnung von Kindern hatte, konnte ich nicht sagen, ob sie mehr oder weniger Spielzeug hatten, als

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