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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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übernachten.
    Faith hatte sich fantastisch gehalten, aber sie war fix und fertig, und ich ebenfalls. Wenn Luther und ich allein gewesen wären, hätte ich die Fahrt über die pechschwarzen, unbekannten Straßen in die Badlands fortgesetzt. Aber die Versorgung von Faith hatte mich ausgelaugt, auch wenn ich mich nicht selbst darum kümmern musste. Die ganze Zeit über rechnete ich damit, dass sie aufwachte, wimmerte, weinte oder schrie. Die anhaltende Nackenverspannung, die sich daraus ergab, hatte sich inzwischen in ausgewachsene Schmerzen verwandelt, die mir von den Schultern aus direkt ins Hirn schossen.
    Im Westteil der Stadt fanden wir ein billiges, aber sauberes Motel, das mit kostenlosem W- LAN warb. Ich buchte ein Zimmer für uns alle, und als der Rezeptionist seinen Blick von mir zu Luther, zu Faith und wieder zurückwandern ließ, nahm sein Gesicht tatsächlich diesen schmutzigen Ausdruck an, auf den ich schon fast gewartet hatte.
    »Zweite Ehe«, flüsterte ich verschwörerisch.
    Man hätte meinen können, ich hätte ihm einen Schürhaken in den Allerwertesten gerammt. Ich konnte wohl von Glück sagen, dass er sich überhaupt dazu herabließ, uns ein Zimmer zu vermieten.
    »Ich organisiere uns was zum Essen, und du badest sie in der Zwischenzeit.« Luther schnappte sich den Zimmerschlüssel.
    »Was? Nein. Hey!« Das letzte Wort schrie ich, als er die Tür zu unserem Zimmer öffnete. »Warum kann ich nicht das Essen holen?«
    Luther verdrehte nur die Augen. Richtig. Keine nackten Babymädchen in der Nähe des Jungen.
    »Muss sie wirklich gebadet werden?«, fragte ich. »Es ist ja nicht so, dass sie den Tag mit Joggen oder Wrestling verbracht hätte.«
    »Das letzte Bad könnte schon eine Weile her sein. Sie müffelt ein bisschen.«
    »Okay.« Ich winkte ab. »Dann geh.«
    Fast schon an der Tür, hielt er inne und sah mich über die Schulter an. »Du weißt, dass du sie in der Wanne nicht allein lassen darfst?«
    »Sag bloß.«
    »Du darfst sie keine Sekunde loslassen. Das Wasser braucht nur zwei, drei Zentimeter tief zu sein. Nicht zu heiß. Aber selbst in zwei Zentimetern könnte sie ertrinken.«
    »Bist du sicher, dass du nicht doch  … ?«
    Er ging aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    »Sieht so aus.«
    Faith führte eine sehr wichtige Unterhaltung mit ihren Zehen. Ich nutzte diese Atempause, um die Wickeltasche eilig nach etwas zu durchsuchen, das nach Badeutensilien aussah. Schließlich gab ich auf, nahm Tasche und Baby und ging ins Badezimmer.
    Fünf Minuten später war ich so bereit, wie ich überhaupt sein konnte. Ich hatte etwa zweieinhalb Zentimeter Wasser in die Wanne eingelassen  – nicht zu heiß. Ich hatte die Wickeltasche ausgekippt und einen Waschlappen, ein Handtuch sowie Babyshampoo gefunden. Ich hatte es geschafft, Faith den Body und die Windel auszuziehen, ohne dass sie zu schreien anfing.
    Ich hob sie hoch und setzte sie ins Wasser. Faith machte große Augen und hielt den Atem an. Wenn sie jetzt schrie, würde dies das kürzeste Bad der Welt werden. Stattdessen gurgelte und strampelte sie, planschte, gurrte und  …
    Grrr.
    Knurrte?
    Ich beäugte den Waschlappen, mit dem ich über ihren rundlichen, glitschigen Körper strich. Kein Hund in Sicht. Auch nichts auf der Shampooflasche, außer dem unvermeidlichen engelsgesichtigen Kind, das den Kopf voller Seifenschaum hatte. Keine Anti-Rutsch-Aufkleber auf dem Boden der Wanne. Was in Teufels Namen war es dann?
    Vielleicht imitierte sie einfach Luther. Allerdings konnte ich mich nicht daran erinnern, dass er in ihrer Gegenwart geknurrt hätte. Aber er hätte es natürlich tun können, als ich nicht dabei gewesen war. Konnten so junge Babys schon Geräusche nachahmen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    »Kannst du Liz sagen?«, flötete ich, was Faith dazu brachte, mit dem Strampeln aufzuhören und mich mit großen Augen anzusehen. Ich konnte es ihr nicht verdenken.
    »Liz«, versuchte ich es erneut.
    Faith blinzelte. Vielleicht war Liz zu schwierig. Es musste einen Grund geben, warum Kinder zuerst Da-Da oder Ma-Ma sagten.
    »Luther? Sag Luther. Lu-lu-lu.«
    »Glurg«, machte Faith. Ich kam mir wie ein Idiot vor.
    Schnell wusch ich sie und trocknete sie ab. Ich legte ihr eine frische Windel an und fand einen Einteiler mit Füßchen, der sich von Kopf bis Fuß knöpfen ließ. Es war weich und gelb und sah in meinen Augen eher nach einem Schlafanzug aus.
    Faith fing wieder an, an meinem T-Shirt zu zerren, also

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