Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
du mit einem Baby herumläufst, das ganz offensichtlich nichts besitzt, was man nicht im nächsten Supermarkt kaufen kann, sieht es aus, als hättest du es entführt.«
Daran hatte ich nicht gedacht.
»Gut. Such halt irgendwas raus und zieh es ihr an.«
Megan griff in den Koffer und warf etwas Rosafarbenes – war eigentlich alles, was Anna jemals besessen hatte, rosa? – in meine Richtung. »Du musst dich daran gewöhnen, sie zu versorgen.«
Ich betrachtete das Stück, das wie ein modisches T-Shirt aussah. Es war unten mit Druckknöpfen versehen, hatte kurze Ärmel und Spitze am Kragen. Ich konnte kein Anzeichen von einem Tier entdecken.
Ich warf Luther den Body zu, doch er war noch immer damit beschäftigt, das Baby zu füttern. Der Body traf ihn im Gesicht.
»Was zum Teufel soll das?«, fragte er.
»Wortwahl«, sagte ich abwesend. »Zieh ihr das an, wenn sie fertig gegessen hat.«
»Nein.« Er stellte die Flasche auf dem Nachttisch ab und legte Faith aufs Bett. »Ich bin ein Mann, und sie ist das nicht.«
»Sie ist ein Baby.«
Ein Schatten glitt über sein Gesicht. »Das macht für viele Leute keinen Unterschied«, sagte er und verließ das Zimmer.
Luther war in seinen Pflegefamilien das Opfer noch abscheulicherer Erfahrungen geworden, als ich sie hatte machen müssen. Er hatte einen seiner Pflegeväter in Stücke gerissen und im ganzen Garten verteilt. Nach dem zu urteilen, was ich in Luthers Vergangenheit gesehen hatte, als ich ihn berührt hatte, war der Typ sogar noch glimpflich davongekommen.
»Die Welt ist so verdorben«, murmelte Megan.
»Du hast ja keine Ahnung.«
»Belassen wir es dabei«, sagte Megan. »Lass sie jetzt lieber aufstoßen, sonst fängt sie wieder an zu schreien.« Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, wirkte sie gleichzeitig amüsiert und verärgert. »Nimm sie auf den Arm, leg sie dir über die Schulter und klopf ihr auf den Rücken, bis sie ein Bäuerchen macht.«
Plötzlich weiteten sich Megans Augen, und sie ging mit zwei schnellen Schritten auf das Bett zu. Ich fuhr herum, doch Faith lag immer noch in der Mitte des Bettes, sie hatte sich nur vom Rücken auf den Bauch gedreht und sich dann auf die Hände gestützt, um uns sehen zu können.
»Sie ist okay«, sagte ich, ebenso zu meiner eigenen Beruhigung wie zu Megans.
»Ja«, sagte Megan langsam. »Bis auf … «
»Bis auf was?« Ich setzte mich aufs Bett und suchte nach einer Stecknadel, einer Heftklammer oder etwas anderem, das Megans Besorgnis erklärt hätte.
»Sie dürfte das nicht können.«
»Was können?« Soweit ich das mitbekommen hatte, konnte das Baby ganz wunderbar schreien und sabbern, aber sonst nicht allzu viel.
»Sich umdrehen, sich aufstützen und auf diese Weise den Kopf heben. Wie alt ist sie? Zwei, drei Monate?
»Ich habe keine Ahnung, wie alt sie ist.« Aber als Megan das jetzt erwähnte, fiel mir ein, dass Faiths Kopf heute Morgen noch überhaupt keinen Halt gehabt hatte. Ich hatte ihn stützen müssen, als ich sie auf dem Arm hielt. Offenbar entwickelten sich ihre Fähigkeiten mit Lichtgeschwindigkeit.
»Vielleicht ist sie auch einfach nur etwas klein für ihr Alter«, sagte Megan, doch sie klang nicht überzeugt.
Auch ich war es nicht. Faith war ein Fellläufer. Meiner Einschätzung nach könnte sie sogar nächste Woche schon ein Teenager sein … und wäre das nicht fabelhaft?
Aber vielleicht wäre es wirklich gar nicht so übel. Mit Teenagern konnte ich gut umgehen, mit ihrer negativen Einstellung und dem ganzen Drum und Dran. Ich hatte ja selbst eine ziemlich negative Einstellung.
»Lass sie ein Bäuerchen machen«, forderte mich Megan wieder auf. »Denk daran, das jedes Mal zu machen, wenn sie etwas gegessen hat, sonst wirst du es bereuen.«
Da ich schon so vieles bereute, tat ich einfach, was Megan sagte, und wurde mit einem Rülpser belohnt, auf den jeder NFL -Spieler stolz gewesen wäre.
Megan packte das Fläschchen und die Windeln in die Tasche. »Du wirst mich öfter anrufen, okay?«
»Klar.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Wirst du nicht.«
»Vielleicht.« Ich jonglierte das Baby und die Wickeltasche. Faith äußerte ihren Unmut, indem sie mir weißes Schmierzeug auf den Hals spuckte. »Ich bin nicht so gut in so was, Meg. Ich brauche Rat und Hilfe.«
»Erster Rat: Wisch dir das Zeug vom Hals.« Sie gab mir ein Tuch.
»Das hätte ich auch noch selbst herausgefunden.« Ich wischte die Spucke mit dem Tuch ab und reichte es ihr zurück.
Megan legte mir die Hand
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