Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
die Grenzen des Irdischen hinausgeht. Doch für diesen letzten Schritt wird er mehr Unterstützung brauchen.«
»Unterstützung«, wiederholte ich. »In Form von noch mehr Traumsex?«
»Kann nicht schaden.«
O doch, das konnte es. Jedes Mal, wenn ich nachts davon träumte, Sawyer zu berühren, und am nächsten Morgen allein aufwachte, tat es weh. Verdammt weh.
»Wenn ich das tue«, also es mit ihm tue, »wird Sawyer schließlich zurückkommen?«
»Du wirst dabei Hilfe brauchen.«
»Deshalb bin ich ja hier.«
»Mehr als ich dir geben kann.«
»Aber … «
»Sawyer steckt zwischen den Welten fest«, sagte er wieder. »Wenn er zu dir kommen könnte, hätte er es bereits getan.« Sani deutete auf den verblassenden Kreis in der Erde.
»Wer kann mir helfen?«
Der Kojote gähnte ausgiebig. »Zuerst ist eine Bezahlung fällig.«
Ich sah ihn scharf an. »Welcher Art?« In meiner Welt wurden Zahlungen selten in einer Währung eingefordert, die mir gefiel.
»Sawyer hat dir diesen Fetisch aus einem Grund hinterlassen, mein Kind.«
»O ja, richtig!« Ich griff in meine Tasche und zog den Türkiskojoten heraus. »Ähm, hier.« Ich legte das Symbol auf meine Handfläche und streckte die Hand aus. Als Sani näher kam, musste ich mich zwingen, sie nicht zurückzuziehen.
Doch er sog den Stein nur durch die Schnauze ein und hinterließ eine Spur Schnodder auf meiner Hand. Ich sah ohnehin so furchtbar aus, dass es kaum noch etwas ausmachte. Eine Sekunde später war der Himmel mit silbernem Licht erfüllt, und dann stand ein Mann vor mir.
Er war vielleicht achtzehn oder zwanzig Jahre alt und hatte tiefschwarzes Haar, das lang genug war, um die Rundung seines nackten Hinterns zu streifen. Seine Haut war über und über bronzefarben, seine Muskeln von den Jahren, in denen er auf vier Pfoten unter den Bäumen herumgerannt war, lang und schlank. Sein Gesicht war faltenlos, unter den breiten Wangen lagen kräftige Knochen, und seine Augen waren ebenso schwarz wie seine Haare.
»Warum nennt man dich den Alten?«, fragte ich.
»Weil ich es bin.« Ich hob eine Braue. »Fellläufer altern nicht.«
»Sawyer war früher ein Kind.« Jedenfalls hatte er das behauptet. Ich war nicht ganz sicher, ob ich das glauben sollte.
»Aber er war jahrhundertelang ein junger Mann. Wir werden zwar wie Menschen geboren, doch unsere Entwicklung ist magisch. Es liegt in unserem Blut.«
Wenn ich an Faith dachte, schien er recht zu haben. »Und dann?«
»Wir hören auf zu altern, wenn wir unsere Magie erhalten.«
Mord machte uns also nicht nur zu Zauberern, sondern brachte uns auch die ewige Jugend. Ich konnte schon verstehen, warum das für manche nach einem verdammt guten Deal klang. Für manche vielleicht, aber nicht für mich. Leider hatte ich in diesem Punkt keine Wahl gehabt.
»Wirst du den Berg nun verlassen?«, fragte ich, besorgt, dass ich womöglich gerade eben einen richtig miesen Typen wieder auf die Welt losgelassen hatte – auch wenn ich in diesem Fall ebenfalls keine Wahl gehabt hatte.
Sani starrte auf den Türkiswolf zwischen seinen Fingern, dann lächelte er und hob sein Gesicht zur Sonne empor. Er jaulte, ganz wie ein Kojote, und Sekunden später tauchte im Schatten der Bäume ein graues Weibchen auf. Ihre rehbraunen Augen waren auf Sani gerichtet, doch sie wirkte keineswegs ängstlich.
Er trat zu einem großen, flachen Felsen hinüber, grub ein Loch und legte den Türkis hinein. Dann füllte er das Loch wieder auf. Er fuhr mit der Hand über die aufgewühlte Erde und murmelte einige Worte in Navajo. Die Erde glättete sich, und wie im Frühling spross Gras heraus. Ich wusste so vieles nicht über das, was ich war.
»Nein«, sagte Sani.
Ich brauchte einen Augenblick, bis mir meine Frage wieder einfiel. »Du bleibst?«
Er sah zu dem Kojoten unter den Bäumen hinüber, und sein Blick wurde weicher. »Vorerst.«
Die Worte solange sie lebt blieben ungesagt. Ich schluckte, plötzlich war mein Hals wie zugeschnürt. Liebe tat weh.
Sani beugte sich vor und legte seine Hand auf das frische Gras. Seine Umrisse begannen zu schimmern, und mit einem Lichtblitz wurde er wieder zum Kojoten. Seine Gefährtin kam aus dem Wald angetrabt und sprang ihm auf den Rücken, dann legte sie sich hin und präsentierte ihm ihren Bauch in vollendeter Unterwerfungshaltung. Sie hatte sich offenbar nie darum geschert, dass er anders war, kein richtiger Kojote. Wahre Liebe kümmerte sich nicht um so etwas.
Sie liefen davon. »Hey!« Ich stieß
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