Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
kam nie nah genug heran, um überhaupt irgendetwas zu sehen, jedenfalls nicht von diesem Buch Samyaza.
Einen Meter von der Tür entfernt prallte ich gegen eine Wand. Jedenfalls fühlte es sich so an, obwohl da in Wirklichkeit gar nichts war. Trotzdem prallte ich gegen ein hohes, breites, unbewegliches Objekt und taumelte mit den schlimmsten Kopfschmerzen zu Boden, die ich jemals gehabt hatte – seit ich mir mit meinem eigenen Gewehr das Hirn weggeblasen hatte.
Fragt lieber nicht.
Zum Glück verlor ich nicht das Bewusstsein. Ich schlug mit den Flügeln, bis ich aufrecht stand, dann taumelte ich auf wackeligen Klauen zur Seite.
Mait beugte sich aus dem leeren Fenster. »Ich habe die Macht des Schutzes. Ich kann um alles und jeden eine Wand erschaffen, die sich nicht durchbrechen lässt.«
Ich atmete mit einem verärgerten Schnaufen aus, und Feuer wirbelte aus meinem Schnabel, wälzte sich die unsichtbare Barriere hinauf und wieder hinunter und traf dann auf den Boden, wo sie sich in eine Wolke aus Staub und schwarzem Rauch auflöste.
»Du hast versagt.« Mait wandte sich ab und schickte mich fort, als wäre ich kein bisschen mächtiger als der letzte Nephilim, der es versucht hatte.
24
Z eit für Schadensbegrenzung. Ich musste mehr über Mait in Erfahrung bringen. Sonst würde ich hier im Sumpf stehen, bis ich so alt war wie er, ohne jemals herauszufinden, wie man diese unsichtbare Zaubermauer durchbrechen konnte.
Ich war nämlich davon überzeugt, dass sie durchbrochen werden konnte. Zu den vielen Dingen, die ich gelernt hatte, seit ich die neue Liz war, gehörte auch, dass alles einen Schwachpunkt hatte. Nichts und niemand war unzerstörbar. Dafür war Sawyer das beste Beispiel.
Über Jahrhunderte hatte er bis auf seine Tattoos keinen Kratzer abbekommen, und dann war ich zur Welt gekommen. Hatte er, als er mich zum ersten Mal sah, schon gewusst, dass ich sein Tod sein würde? Wenn ja, warum hatte er mich dann am Leben gelassen?
Als Phönix kehrte ich in die Stadt zurück. Auch wenn ich in New Orleans war, glaubte ich trotzdem nicht, dass ich es nackt von den Honey-Island-Sümpfen bis ins French Quarter schaffen würde, ohne das Aufsehen einer Menschenmenge oder zumindest das eines Bullen zu erregen.
Eine knappe halbe Stunde später landete ich auf dem Balkon, verwandelte mich und ging ins Zimmer. Das Zimmermädchen machte sich vor Schreck fast in die Hosen.
»Hilfe!«, schrie sie, als ich vom Balkon hereinspaziert kam.
»Hupps.« Mit einem schnellen Griff hob ich meine Kleider vom Boden auf.
»Ich habe angeklopft«, brachte sie hervor. »Sie haben nicht reagiert.«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
»Ich könnte meinen Job verlieren.«
»Nicht, wenn das hier unter uns bleibt, okay? Sie sind nicht ins Zimmer gekommen, als ich nackt war«, sagte ich.
Und auf dem Balkon ist kein Vogel von der Größe einer Frau gelandet, dachte ich.
Sie nickte eifrig, ihre Augen waren zu ruhig und ihr Verhalten zu normal, als dass sie etwas anderes gesehen haben könnte als mich, wie ich vom Balkon hereinkam.
»Ich würde nur gerne … « Ich schob mich in Richtung Badezimmer.
»Natürlich.« Langsam ging sie zur Tür. »Ich komme später wieder.«
Sobald sie draußen war, schob ich den Sicherheitsriegel vor die Tür und fuhr den Computer hoch. Als Erstes rief ich die nur für Mitglieder zugängliche, kennwortgeschützte, supergeheime Website der Föderation auf.
Die Mitglieder loggten sich ein und gaben sämtliche Informationen ein, die sie über die Nephilim und alle Arten von Kreuzungen, denen sie begegneten, bekommen konnten – ganz besonders darüber, wie man sie tötete. Leider war von der Föderation nur noch das Gerippe übrig geblieben. Und die meisten der verbliebenen Mitglieder taten alles, was in ihrer Macht stand, um gegen die Dämonenflut anzukämpfen, und wurden dennoch von ihr hinweggespült. Das hatte zur Folge, dass nicht allzu viele von ihnen die Zeit hatten, neue Informationen in die Datenbank einzupflegen.
Über Mait fand ich nicht sehr viel heraus, also musste ich es auf die altmodische Art versuchen: herumprobieren anhand der Google-Suche. Auch dabei hatte ich nicht wesentlich mehr Glück.
Ich rieb mir die Augen. Ich brauchte dringend eine Dusche, Kaffee und etwas zu essen, und zwar in dieser Reihenfolge. Dann würde ich ein bisschen herumtelefonieren.
Das heiße Wasser fühlte sich himmlisch auf meiner Haut an, die gestreckt und geschrumpft worden war, aus der ein
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