Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
beschloss, dass der Prinz längst hier war – dass er nämlich selbst der Prinz war.
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Seine smaragdgrünen Augen waren beharrlich auf meine Brüste gerichtet. Ich verschränkte die Arme, und er grinste. »Komm her«, sagte er wieder.
Dieses Mal war ich vorbereitet und widerstand ihm. »Nein, danke.« Er mochte ja hübsch anzusehen sein, aber wenn ich ihm zu nahe kam, würde es mir leidtun.
»Ich möchte dich anfassen.«
»Und ich möchte nicht angefasst werden.«
Er hob sein Gesicht zum Himmel und atmete den anbrechenden Morgen ein. »Du duftest verführerisch; du bist so vieles. Stark und gefährlich, weich und glatt und rund. In dir wird es so warm sein.« Er ließ den Kopf in den Nacken fallen, seine Brustmuskeln spannten und wölbten sich. Die Ausbeulung in seinen Khakihosen sagte mir, dass er sich auch ohne mich prächtig amüsierte. »Erst werde ich meine Lust stillen, dann meinen Hunger.«
»Hunger«, wiederholte ich.
»Ich dürste nach Angst, Furcht, nach der Dunkelheit, die nur ich hervorbringen kann.«
»Du isst also Angst?«
»Hmmmm«, murmelte er. »Ich werde wahrscheinlich keinen Schlaf mehr finden, bis ich dich gehabt habe.«
Ich spannte die Muskeln an und bereitete mich darauf vor zu kämpfen. Ich hatte nicht vor, diesen Typ irgendetwas haben zu lassen. Doch er blieb, wo er war, und ich wunderte mich.
»Wenn du mich so unbedingt willst, warum … « Nachdenklich kaute ich auf meiner Lippe herum. »Warum bist du da angewachsen?«
Sein Kopf fuhr hoch, und seine Augen loderten vor Wut in einem dunklen Waldgrün. Ich lachte. »Kein Wunder, dass du nicht an der Spitze der Armee des Jüngsten Tages marschierst. Du kannst hier nicht weg.«
»Noch nicht«, sagte er.
»Was soll das heißen?«
Statt einer Antwort lächelte er nur.
»Wo sind deine Dämonen jetzt?« Ich sah zum Himmel.
»Nachts beschützen sie diesen Platz, am Tage tue ich das.«
»Wie lange bist du schon hier?«
Sein Blick wanderte wieder zu meinen Brüsten hinab. »Eine lange, lange Zeit.«
Na super.
»Würdest du das Buch Samyaza gerne sehen?«, fragte er.
»Klar.«
Aber wieder einmal konnte es so einfach nicht sein.
»Du brauchst mich nur zu vögeln.«
Und das war es auch nicht.
Auf keinen Fall würde ich wegen des Buches mit diesem Kerl schlafen. Er war ein Nephilim. Ich kannte doch die Gefahr. Ich konnte das Böse in ihm ebenso aufnehmen wie seine Stärken – worin die auch immer liegen mochten. Nach allem, was ich wusste, war es sogar gut möglich, dass ich hier bis in alle Ewigkeit zusammen mit ihm in der Falle säße.
»Wie wäre es, wenn wir es auf meine Art tun?«, fragte ich.
»Wir können es tun, wie immer du willst.« Seine Stimme klang heiser vor Vorfreude.
Ich ließ die Finger nach oben schnellen und hoffte, ihn damit beim ersten Versuch bewusstlos zu schlagen. So viel Glück hatte ich jedoch nicht.
Er murmelte ein paar Worte, die nicht nach Französisch klangen – vielleicht war es Latein oder Griechisch. Und etwas, das sich ziemlich deutlich wie die Faust eines Riesen anfühlte, schlug mir vor die Brust, sodass ich ein paar Meter zurückgeschleudert wurde und mit einem dumpfen Schlag auf meinem Hintern landete.
»Möchtest du es noch mal versuchen?«, fragte Mait.
»Was genau bist du eigentlich?«, fragte ich, als ich wieder einigermaßen sprechen konnte. Ich kam mühsam auf die Füße, blieb jedoch, wo ich war. Je weiter entfernt, umso besser.
»Gott der Dämonen der Nacht, Beschützer des Buches.«
»Du hast meine eigene Kraft gegen mich gewendet.«
»Nicht ich. Der Zauber war es.«
Ich zog die Brauen zusammen. »Aus dem Buch?«
Er zuckte die Schultern. »Was soll ich denn sonst tun, während ich darauf warte, dass der nächste Nephilim auftaucht?«
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es zum Plan gehörte, dass er das Buch las und die Zaubersprüche darin ausprobierte. Andererseits: Ich hätte es auch getan.
»Was kannst du noch alles?«
Er lächelte und ging hinein.
Ich verwandelte mich in einen Phönix und folgte ihm. In dieser Gestalt könnte ich durch den Türbogen fliegen, ihm das Buch aus den Fingern reißen – oder wo es sonst sein mochte – und dann abhauen. Wenn er irgendetwas versuchen sollte, würde ich Feuer auf ihn schleudern. Wenn er es daraufhin zurückschleuderte, würde es mir nichts ausmachen – schließlich war ich ein Feuervogel und brannte nicht.
Ich bekam keine Chance zu sehen, was er vorhatte. Ich
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