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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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schon keine mehr, seit  …
    Ich seufzte. Jimmy und ich waren nie richtig Kind gewesen.
    Ruthie hatte sich einen Sport daraus gemacht, uns mit lebhaften Schilderungen so einzuschüchtern, dass wir taten, was sie wollte. Sie hatte kaum jemals die Hand gegen uns erhoben, und wenn doch, dann hatten wir es auch verdient. Die Wahrheit war: Jedes Kind, das auch nur ein paar Minuten mit Ruthie Kane verbracht hatte, hätte alles getan, worum sie einen bat, und zwar nur, weil sie es war, die darum bat.
    Zum Beispiel Jimmy: Ruthie hatte ihm aufgetragen, mir das Herz zu brechen, und er hatte es so eilig, ihr zu gehorchen, dass ich nur noch eine Staubwolke von ihm sah, als er aus meinem Leben verschwand. Ich musste darüber hinwegkommen.
    Endlich.
    »Ich brauche keine Hilfe«, sagte ich.
    »Das sieht Ruthie aber anders.«
    »Ruthie kann mich mal am  … «
    »Ah-ah-ah«, Jimmy warf mir einen Blick über die Schulter zu und sah dann schnell wieder aus dem Fenster in den immer diesiger werdenden Tag. »Sie weiß alles, und sie sieht auch alles.«
    »Nicht ganz«, murmelte ich. In ihrer neuen Form schien Ruthie recht wenig zu wissen und gerade genug zu sehen, um mir auf den Wecker zu gehen. »Ruthie hat dich geschickt, um mir zu helfen.« Ich versteifte mich, als hätte mich jemand in den Arsch gekniffen. »Was ist mit Summer? Du hast sie doch nicht einfach allein  … «
    »Nein«, unterbrach mich Jimmy.
    »Sag mir bitte, dass du sie nicht mitgebracht hast.«
    »Definitiv nicht.«
    »Du solltest auf sie aufpassen.« Ich stand auf und fing an, hin und her zu laufen. »Wir können ihr nicht trauen.«
    »Dir auch nicht«, sagte er.
    Ich ballte die Fäuste. Nur zu gerne wollte ich ihm eine reinhauen, andererseits wollte ich das fast immer. »Aber du musst sie daran hindern  … «
    »Was glaubst du, was sie vorhat, Lizzy?« Jimmy fuhr herum, seine Hände ebenfalls zu Fäusten geballt. »Sie hat ihre Seele für mich verkauft. Glaubst du etwa, sie würde dieses Opfer einfach so wegwerfen, nur dadurch, dass sie uns verrät?«
    »Ich glaube, sie würde alles tun, um dich zu retten«, sagte ich ruhig.
    Er seufzte. »Das glaube ich auch.«
    Hatte ich erwähnt, dass Summer ein kleines bisschen besessen war?
    »Ich habe sie in ein Zimmer gesperrt und die Ausgänge mit Eberesche verriegelt«, fuhr er fort.
    Eberesche ließ die Magie von Feen unwirksam werden. In Verbindung mit kaltem Stahl konnte dieses Holz sie sogar töten. In letzter Zeit hatte ich beides immer in meinem Seesack. Man wusste ja nie, wann man es brauchen konnte.
    »Sie war bestimmt nicht gerade begeistert davon«, murmelte ich.
    »Begeistert trifft es nicht ganz, nein.«
    Ich hatte gesehen, was hinter Summers hübschem Gesicht lag, und es hatte mir Angst gemacht. Ich fragte mich, ob Jimmy es diesmal wohl auch zu Gesicht bekommen hatte, und wenn ja, ob er dann endlich zuließe, dass ich sie umbrachte, so, wie ich es wollte.
    »Luther war auch nicht besonders froh darüber«, fuhr Sanducci fort. »Er dachte, er könnte auf sie aufpassen.«
    Ich schnaubte. Jimmys Blick senkte sich auf meine Brüste, die in Bewegung geraten waren. »Möchtest du dir vielleicht etwas anziehen?«, fragte er.
    »Wenn es dich stört.«
    Jimmy ballte die Fäuste fester. Nicht mehr lange, und zwischen seinen Fingern würde Blut hervorquellen.
    Ich fand saubere Unterwäsche, die Jeans von gestern und eins meiner neuen T-Shirts. Den BH ließ ich lieber gleich in der Tasche. Es war so verdammt heiß.
    Als ich angezogen war, wandte ich mich zu Jimmy, dabei fiel mein Blick auf sein T-Shirt. Ich schüttelte den Kopf. Rote Buchstaben vor grauem Hintergrund enthüllten: ALLES , WAS ICH FÜRS LEBEN BRAUCHE , HABE ICH VON STEPHEN KING GELERNT .
    Eines Tages würde das vielleicht sogar lustig sein.
    »Lass uns im Gehen weiterreden«, sagte ich. »Wenn ich nicht bald einen Kaffee bekomme, springe ich dir womöglich doch noch an die Halsschlagader.«
    Jimmy deutete mit dem Kopf auf die Tür. Sein dunkles Haar fiel ihm über ein Auge, und er strich es ungeduldig zurück, bevor er mir in den Flur folgte.
    »Luther ist der Meinung, er sei jetzt ein großer Junge«, sagte ich auf dem Weg ins Erdgeschoss.
    »Groß genug ist er ja vielleicht. Er ist bloß noch nicht gemein genug.«
    »Du hast ihn nie als Löwen erlebt. Trotzdem  … « Ich zuckte die Schultern. »Er ist auch dann nicht gerade eine menschenfressende Bestie.«
    »Das wird er schon noch werden. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Ich verstand, was Jimmy

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