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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Menschen.“
    „Ich bin aber ein Mensch.“
    Summer schnaubte verächtlich. „Ganz bestimmt.“
    „Was zum Teufel soll das denn bitte heißen?“ Sie hatte mir einmal gesagt, dass ich eines Tages meiner Mutter begegnen … und mir das ganz und gar nicht behagen würde.
    „Reg dich wieder ab. Ich wollte dich doch nur …“ Ihre Stimme verlor sich.
    „Mich hochnehmen?“
    „Ja. Manchmal legst du es einfach darauf an.“
    Tat ich eigentlich dauernd.
    „Meine Eltern“, begann ich.
    „Sind uns unbekannt. Bislang jedenfalls. Darüber machen wir uns ein andermal Sorgen. Hast du nicht auch so schon alle Hände voll zu tun?“
    „Ja.“ Ich lehnte mich in die Polster zurück und blickte auf die vorbeiziehende Straße hinaus.
    Seit ich erfahren hatte, dass die Welt von Dämonen in Menschengestalt bevölkert war, fragte ich mich, was sich wohl hinter dem menschlichen Antlitz meiner Eltern verborgen haben mochte. Niemand schien es zu wissen. Oder sie sagten es mir einfach nicht, aber bei meinen Gaben musste wenigstens einer – oder vielleicht auch beide – besondere Fähigkeiten gehabt haben.
    „Ich verstehe immer noch nicht, warum Saywer seine Mutter heraufbeschworen hat“, sagte Summer ein paar Minuten später nachdenklich.
    „Wenn man bedenkt, dass er jährlich eine Ich-bring-meine-Mutter-um-Jagd veranstaltet, scheinen sie sich nicht gerade nahezustehen.“
    „Er ist nie darüber hinweggekommen, dass sie seinen Vater ermordet hat.“
    „Ja, in dieser Hinsicht ist er schon eigen.“
    Summer warf mir einen aufgebrachten Blick zu. „Worauf ich hinauswill, ist, warum sie herbeizaubern? Sie ist aus Fleisch und Blut, kein Geist.“
    „Schon immer? Ich meine Fleisch und Blut? Eine Naye’i ist ein böser Geist.“
    „Seit Jahrhunderten schon bezeichnet man die Naye’i als böse Geister, aber nicht im Sinne von Geist als körperloses Wesen. Sondern …“ Summer nahm eine Hand vom Lenkrad und streckte ihre leere Handfläche aus. „Im Geist böse.“
    „Das bringt uns zurück zu der Frage, warum er sie heraufbeschworen hat.“
    Wohl oder übel würde ich ihn wohl fragen müssen.
    Wir fuhren die ganze Nacht hindurch. Offenbar brauchten Feen keinen Schlaf. Aber ich. Noch vor St. Louis war ich eingepennt.
    Das Ozarkplateau im Morgengrauen ist ein wunderschöner Anblick. Die Berge sind noch in dichten Nebel gehüllt, dadurch werden die Wipfel von den Sonnenstrahlen in allen Farben von Karminrot bis Gold erleuchtet.
    Bei diesem Anblick wollte ich die Welt gleich aufs Neue retten. Wer würde nicht losstürmen und Halbdämonen verprügeln wollen, nachdem er solch einen Sonnenaufgang erlebt hatte?
    Außer, dass wir hergekommen waren, um Jimmy aufzutreiben, die Namen der übrigen Seher in Erfahrung zu bringen und alles Nötige zu veranlassen, damit er wieder arbeiten konnte. Ich war mir nicht sicher, ob ich dem gewachsen war. Als Psychologe habe ich noch nie getaugt. Und Jimmy gehörte gehörig der Kopf gewaschen oder ganz weggesperrt, in eine gut gepolsterte Zelle.
    Oder er musste mal in den Arm genommen werden. Ich konnte mich nicht so recht entscheiden.
    Wir kamen erst am Nachmittag in Barnaby’s Gap an, viel später als geplant. Trotz Summers Feenheit verfuhren wir uns, irrten umher, kehrten dann auf gleichem Wege wieder um und verloren Zeit.
    Die Stadt war alt, wahrscheinlich schon lange vor dem Bürgerkrieg entstanden. Früher war das Ozarkplateau eine Hochburg des Bergbaus. Aber wie bei den meisten Erzabbaugebieten versiegten auch hier irgendwann die Minen. Die Städte, die wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, um die Bedürfnisse der Bergarbeiter zu stillen, waren entweder verlassen oder hatten eine neue Einnahmequelle gefunden.
    Die Mehrzahl der Ortschaften hatte kürzlich versucht, auf den Tourismuszug mit aufzuspringen, den der Erfolg von Branson ausgelöst hatte. Barnaby’s Gap zählte nicht dazu. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Warum sollte man sich den fantastischen Ausblick mit einem Schwarm von Eigentumswohnungen – Swimmingpools, Tennisplätzen, Fitnessräumen, inklusive Wellnesseinrichtungen – verunstalten lassen? Warum die Hauptverkehrsstraße in eine Shoppingmeile mit Geschäften für Kerzen, Festdekorationen, Antiquitäten, Kunsthandwerk und Süßigkeiten verwandeln?
    Zweifellos würde das Städtchen auch überleben, ohne dem Massentourismus anheimzufallen, denn am Ortseingang stand ein imposantes Sägewerk. Ich war mir sicher, dass die meisten Einwohner dort arbeiteten, während ein

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