Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
vor Jahrhunderten über die gesamte Erdkugel ausgebreitet und jeden Erdteil bevölkert haben, haben sie doch kaum Kontakt zu Fremden, außer beim Handel. Heiratet ein Zigeuner eine Gaje, eine Nichtzigeunerin, wird das Paar verstoßen.“
    „Ziemlich feudale Gesellschaft.“
    „So sind sie eben.“
    „Sag mal, woher kennen sie sich so gut mit Dhampiren aus?“
    „Weil sie damit angefangen haben.“
    Ich sah zu Saywer hinüber; den Jagdsender hatte er mittlerweile abgeschaltet und blickte mich begierig an. Zweifellos konnte er mit seinen guten Ohren beide Seiten des Gesprächs verstehen.
    „Das ergibt doch gar keinen Sinn. Dhampire sind die Nachkommen der Nephilim und Menschen, wie alle Kreuzungen. Also heißt das, die Nephilim haben damit angefangen.“
    „Ja und nein.“ Sie holte tief Luft. „Zigeuner sind ein fahrendes Volk. Sie haben die ganze Welt bereist, und dabei haben sie viele Dinge gesehen.“
    „Nephilim-Dinge?“
    „Ja. Viele haben das zweite Gesicht.“
    „Und warum rekrutieren wir sie dann nicht?“
    „Mit den Gaje wollen sie nichts zu tun haben“, wiederholte sie. „Aber sie töten die Nephilim erfolgreich auf eigene Faust. In der Sprache der Roma, so nennen sie sich selbst, bedeutet Dhampir ‚Sohn eines Vampirs‘.“
    „Und wie haben die Zigeuner jetzt mit den Dhampiren angefangen?“
    „Ich hätte nicht anfangen sagen sollen; sie haben ihre Fähigkeiten erkannt, ihnen einen Namen gegeben und vor sehr langer Zeit schon angefangen, sie im Kampf gegen die Nephilim einzusetzen.“
    „Willst du damit sagen, dass Jimmys Mutter eine Roma war?“
    „Schon möglich, obwohl der Begriff Dhampir ja nur ein Kind von Nephilim und Mensch bedeutet. Dhampire erkennen Vampire und sind sehr geschickt darin, sie zu töten. In den Überlieferungen heißt es, sie hätten nur die guten Eigenschaften, die schlechten aber nicht.“
    „Sag das mal Jimmy“, murmelte ich.
    „Es sei denn, sie vermischen ihr Blut“, sprach sie weiter. „Dann werden sie mehr zu Vampiren als zu Menschen, und die Zigeuner bringen sie um. Im Gegensatz zur restlichen Welt glauben die Roma an das Übernatürliche.“
    „Und genau aus diesem Grund ist Jimmy zu ihnen unterwegs. Er wird die Reißzähne entblößen, ein wenig knurren, vielleicht jemanden beißen …“
    „Und sie werden ihm einen Pfahl ins Herz treiben“, stimmte Summer zu. „Zweimal.“
    Verflucht.
    „Halt ihn auf“, befahl ich ihr. „Halt ihn auf.“
    „Schon unterwegs“, sagte sie und war weg.
    Ich warf Saywer einen raschen Blick zu. „Bestimmt hast du alles gehört?“
    Er blinzelte einmal, was ich als Ja auffasste, dann dackelte er zur Tür und wartete, dass ich sie für ihn öffnete. Sofort sprang er in großen Sätzen zur ungemähten Wiese hinter dem Motel und verschwand im hohen, trockenen Gras.
    Ich sah mich um. Kurz vor Morgengrauen, noch war niemand auf dem Parkplatz, zum Glück. Ich hatte keine Lust, mir Erklärungen einfallen zu lassen, warum ich einen Wolf als Haustier hatte.
    Klar könnte ich auch einfach erzählen, er sei ein Hund, und hier in dieser Gegend – eher städtisch als ländlich – würde ich damit vielleicht auch durchkommen. Aber wenn ich in den ländlichen Gegenden von Wisconsin, Minnesota, Michigan und ganz bestimmt in Kanada wäre, würden mich die Leute nicht nur auslachen, sie würden Saywer wahrscheinlich sogar abknallen, bevor ich überhaupt eine Chance hätte, mein Märchen loszuwerden.
    In meinen Augen waren Wölfe wunderschön, oder zumindest sind sie das gewesen, bevor ich mich selbst in einen verwandelt habe. Jetzt hielt ich sie vor allem für praktisch.
    Wölfe können eine Geschwindigkeit von bis zu vierzig Meilen die Stunde erreichen und fünfundzwanzig Meilen am Tag zurücklegen. Sie sind bekannt dafür, dass sie ihre Beute erst einmal fünf Meilen weit verfolgen, bis sie sie treiben. Gute Kämpfer und noch bessere Killer sind sie – und in meinem neuen Leben hat es Momente gegeben, da hat nur ein Wolf helfen können.
    Für die Bewohner der nördlichen Ausläufer der Zivilisation waren Wölfe hingegen Schädlinge, und wenn sie Aussicht hatten ungestraft davonzukommen, knallten sie die Tiere einfach ab. In einigen Gegenden waren die Wölfe vom Aussterben bedroht, standen zum Teil unter Artenschutz, aber das sollte man mal einem Farmer erzählen, der gerade ein paar Schafe oder ein Kalb verloren hatte. Der würde den Wolf in die nächste Dimension pusten und die Überreste dann unentdeckt im Wald

Weitere Kostenlose Bücher