Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)
dir Jimmy, wir treffen uns bei Saywer; wir werden schon eine Lösung finden.“
„Nein“, sagte sie. „Jimmy ist noch nicht so weit. Er muss erst einmal mit sich ins Reine kommen, bevor er sich der Sache wieder verschreibt.“
„Wenn er nicht wieder zurückkommt, gibt es diese Sache nicht mehr.“
„Du hast mir gesagt, ich solle alles versuchen“, murmelte sie.
„Und jetzt sage ich dir, bring ihn her.“
„Das tue ich nicht“, sagte Summer. „Kann ich nicht.“
„Ich bringe dich um“, raunte ich.
„Versuch es nur.“ Beunruhigt klang sie nicht gerade. Brauchte sie auch nicht. Um sie umzubringen, musste ich sie erst einmal finden.
„Ich tu, was ich kann – und auch so schnell, wie ich kann“, sagte sie. Und ich wusste, dass ich verloren hatte. Ich glaube allerdings, das hatte ich schon von Anfang an gewusst.
„Warte“, sagte ich verzweifelt, bevor sie auflegen konnte. „Du kennst doch ein paar Dämonenjäger und Jimmy auch.“
„Ja“, sagte sie misstrauisch.
„Setz dich mit ihnen in Verbindung. Ich brauche jemanden, der über Megan Murphy in Milwaukee wacht.“ Ich erzählte ihr von der Seherin, die vor meiner Tür umgekommen war, und dass ich mir Sorgen machte, anderen könnte das gleiche Schicksal blühen.
„Ich schicke jemanden dorthin“, versprach Summer. „Der kann dann auch gleich alle Nephilim ausschalten, die sich dort versteckt halten, und alle Seher warnen, die dort auftauchen.“
„Super. Wenn du sonst noch mit jemandem sprichst, dann sollen sie das allen weitersagen, die sie kennen, und so fort.“
„Eine übernatürliche Telefonkette“, sagte Summer.
„Genau. Vielleicht kann ich hier ein paar Dinge klären, die Lage stabilisieren, und wir könnten alle … eine Konferenzschaltung oder so etwas in die Wege leiten.“
Summer lachte prustend. „Klar. Das machen wir.“
„Glaubst du, Jimmy wird in einer Woche wieder ganz auf der Höhe sein?“
Am anderen Ende der Leitung ertönte ein bösartiges Knurren. Summer seufzte: „Ich würde mich nicht darauf verlassen.“
Ich versuchte erneut sie aufzuspüren, aber ich kam nicht weit, sah überhaupt nichts. Dann versuchte ich mit Ruthie Kontakt aufzunehmen, aber die Verbindung war sehr einseitig.
Sie besuchte mich nur, wenn Nephilim zugegen waren oder wenn sie mir etwas mitteilen wollte. Offenbar rechtfertigte das Jimmy-Problem keinen Besuch. Oder sie wusste nichts davon. Vielleicht blockierte Summer sie auch.
Ich sah auf die Uhr. Beinahe zwei Stunden lang hatte ich mit Summer, Jimmy und meiner Vision zugebracht. Wo, zum Teufel, steckte Saywer nur?
Ich hatte extra ein Zimmer im hinteren Teil des Hotels genommen, damit er ungesehen hineinschlüpfen konnte, falls er immer noch auf vier statt auf zwei Beinen unterwegs war. Zwar hatte Carla sehr optimistisch gewirkt, dass das, was sie vorhatte, auch funktionieren würde, aber ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, den Tag nicht vor dem Abend zu loben. Besonders dann nicht, wenn man es mit Wölfen zu tun hatte.
Draußen waren Stimmen zu hören. In Anbetracht der Tageszeit sollte ich wohl besser mal nachsehen. Und in Anbetracht der Wut, die darin mitschwang, sollte ich mich mit dem Nachsehen lieber beeilen.
Ich öffnete die Tür. Auf dem Parkplatz standen Saywer und seine Mutter.
Er trug nichts außer einem Paar kurzer Sporthosen. Zweifellos hatte Carla nicht gerade viel parat, was sie ihm hätte leihen können. Im grellen Schein der hohen Laternen glänzte Saywers Haut.
In einer anderen – weniger schrecklichen – Situation hätte ich jetzt wohl einen Moment lang innegehalten, um den Anblick zu bewundern. Denn ganz gleich, was ich von Saywer sonst hielt, er war doch ein wahrhaft schöner Mann. Es war eine Sünde, dass dieser Körper mit so vielen Tätowierungen verunziert war. Aber unter der Tinte war die Haut geschmeidig, die Muskeln tanzten und zitterten.
Jenseits des künstlichen Lichtstrahls war die Wolkendecke aufgewühlt, Wind zog auf und blies die Abfälle über den Parkplatz. Saywers langes, schwarzes Haar flatterte im Wind, genau wie das seiner Mutter.
„Wer hat das getan?“ Ihre Stimme war von einer trügerischen Ruhe und ihr Gesicht äußerst reglos. Hinter ihr schlug der Blitz ein, die Erde bebte, und das Gras fing Feuer.
„Hör auf damit“, befahl Saywer, seine Stimme klang ebenso ruhig. Eine kurze Handbewegung, und ein prasselnder Regen löschte das Feuer. Sobald die Flammen erstorben waren, hörte auch der Regen auf.
„Du erteilst mir
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