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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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geworfen. Manchmal machte mich dieser Mann wahnsinnig.
    Der Saywer, der noch gestern Nacht mein Gesicht berührt, mein Haar geküsst und mich in den Armen gehalten hatte, war längst verschwunden. Und das war auch besser so.
    Ich hatte ihm zeigen wollen, dass Sex nicht bedeutungslos sein musste, vielleicht hatte ich das auch getan. Und möglicherweise war das auch der Grund dafür, dass er sich jetzt so verhielt. Keiner von uns konnte es sich leisten, eine Bindung einzugehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden wir beide dabei draufgehen.
    Ein Krieg war die Hölle, und im Fall von Armageddon war dieses Bild durchaus wörtlich zu nehmen.
    „Lass uns abhauen, bevor deine Mu–“ Seine Augen wurden zu Schlitzen. „Bevor sie hier anklopft.“
    Rasch schnappte ich mir die Tüte mit meinen neuen Sachen, liebäugelte mit dem blumenbedruckten Trägerhemd und den weißen Jeans-Shorts, verschwand dann im Badezimmer, wo ich meinen Duffelbag zurückgelassen hatte. Zehn Minuten später erschien ich angezogen und gekämmt mit gepackter Tasche.
    Saywer saß auf dem Bett, ebenfalls in Shorts, nur dass seine khakifarben waren. Oberhalb war er mit einem weißen Feinripp-Frauenschläger-Hemd bekleidet. An den Füßen trug er braune mexikanische Flechtsandalen, die zu dem weißen Modell an meinen Füßen passten. Ohne seine Tätowierungen hätte er glatt als Tourist durchgehen können.
    Ich prustete los. Nie und nimmer könnte Saywer mit einem Touristen verwechselt werden. Stattdessen erinnerte er eher an die New- Mexico-Variante eines Hell’s Angel , dem sein Rucksack abhanden gekommen war und der sich jetzt gezwungenermaßen bei Wal-Mart hatte einkleiden müssen. Was der Wahrheit verdächtig nahe kam, wenn man den Begriff Hell’s Angel wörtlich nahm.
    Wir nahmen uns jeder noch einen Kaffee für unterwegs mit, schmissen unsere Taschen auf den Rücksitz, und dann klemmte ich mich hinters Steuer. Saywer hatte die ganze Zeit über nicht gefragt, wohin die Reise denn gehen sollte. Bis ich vom Freeway abfuhr und in Carlas Straße einbog.
    „Halt, stopp …“ Er hob die Hand, hielt die Handfläche gegen die Windschutzscheibe, als könne er die Straße vor uns wegzaubern.
    Beunruhigt warf ich einen Blick aufs Pflaster, aber es war immer noch da.
    „Ruthie meinte, ich sollte noch mal mit Carla reden. Sie fragen, wie wir deine … die Frau aus Rauch töten können.“
    „Sie ist nicht meine …“, murmelte er, während ich rechts ranfuhr.
    Mir kam ein seltsamer Gedanke. Was, wenn Saywer nun gestern Abend, statt der versuchten Verführung seiner Mutter, Carlas Künsten erlegen war? Eigentlich wollte ich gar nichts davon wissen. Sollte ich wohl aber.
    „Saywer“, begann ich, doch er war schon ausgestiegen und den Gartenweg entlanggelaufen.
    Ich hechtete ihm hinterher. Klopfen tat er erst gar nicht, er versuchte die Klinke, und als diese sich nicht öffnen ließ, presste er wie zuvor die Handfläche dagegen und …
    Rums!
    Schlagartig sprang die Tür auf, und zwar so weit, dass sie mit Wucht gegen die Wand krachte. Dabei hatte Saywer gar nicht dagegengeschlagen; ich glaube, er hat die Tür nicht einmal berührt.
    „He!“, rief ich noch. Aber er marschierte einfach hinein.
    Zwar war Saywer schnell, aber dank Jimmy war ich noch schneller. Ich folgte ihm auf den Fersen und war überrascht, im Flur einer jungen dunkelhaarigen Frau zu begegnen.
    Ich sah Saywer an. Komisch. Er war kein bisschen überrascht.
    Das Mädchen war schmal und winzig, mit olivfarbener Haut und langem schwarzem Haar. Schön war sie nicht gerade, ihre Nase wirkte ein wenig unglücklich, die Augen zu klein und auch zu hell im Kontrast zu ihrer fahlen Gesichtshaut. Aber sie sprühte nur so von einer Energie, die mich an irgendjemanden erinnerte.
    „So schnell schon zurück?“, fragte sie.
    Die Stimme kannte ich.

 
    22
    F link drehte ich mich zu Saywer um, der mich mit seiner gelassenen Art mal wieder zur Raserei brachte.
    „Was hast du getan?“, fragte ich gebieterisch.
    Die Benandanti – die über Nacht oder vielleicht seit gestern Nacht plötzlich jung geworden war – brach in ihr herzliches Gelächter aus. „Es muss gezahlt werden, Elisabetta, sonst wirkt der Zauber nicht.“
    „Sie … Sie haben gesagt, Sie hätten für Glamour nichts übrig. Schönheit sei vergänglich.“
    „Nennst du das etwa Schönheit?“, fragte sie. „Ich nenne das Jugend. Das sind zwei sehr verschiedene Dinge. Jugend lohnt sich. Hier und da ein Zipperlein, mein Gedächtnis

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