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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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überrascht, wie viele Genies sich in den geheiligten Hallen der Bildung aufhalten, Miss …“
    „Phoenix.“ Ich hielt ihm die Hand hin. „Elizabeth.“
    Unsere Finger berührten sich. Viel schnappte ich nicht auf. Er war wegen seines neuen Buches aufgeregt, genoss den Ferienkurs, hielt mich auf eine exotische – gähn – Weise für attraktiv. Wie viele Männer hatten mir das nicht schon alles gesagt?
    „Und Sie sind?“ Begierig blickte er an mir vorbei.
    Wenn ich nicht gerade sein Interesse an mir gespürt hätte, hätte ich gedacht, er stünde auf Saywer. Als seine Hand aus meiner glitt, wusste ich auch, warum. Saywer war Navajo. Whitelaw konnte es gar nicht abwarten, ihn allein zu erwischen und über sein Leben, seine Familie und seine Vergangenheit auszufragen. Das würde bestimmt eine interessante Unterhaltung werden. Schade nur, dass sie nie stattfinden konnte.
    Saywer und Luther stellten sich beide vor, höflich zwar, aber beide weigerten sich dennoch, ihm die Hand zu geben, indem sie die Arme vor der Brust verschränkten und Whitelaw fixierten. Fast rechnete ich damit, dass sie anfangen würden zu knurren.
    Whitelaw schien keineswegs beleidigt. Die Navajo standen nicht auf Körperkontakt, also war es bestimmt nicht das erste Mal, dass ihm nicht die Hand geschüttelt wurde.
    Er wandte sich wieder mir zu. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
    „Wir … ähm …“ Ich brach ab. Wie sollte ich ihm nur erklären, was wir von ihm wollten und warum wir glaubten, dass er es uns geben könnte.
    Im Raum wurde es ganz still. Saywer und Luther waren beileibe keine Hilfe. Beide schienen sogar eher eine spontane Abneigung gegen den Professor zu haben, keine Ahnung, warum.
    Während ich ins Stocken geriet, verzweifelt nach einem Aufhänger für mein Thema suchte, fiel mein Blick auf das Buch, in dem Whitelaw gelesen hatte und das, als er sich erhoben hatte, zugeschlagen war.
    Die Benandanti.
    Das war ein bisschen zu viel des Zufalls.
    „Sie interessieren sich für alte italienische Legenden?“ Ich deutete mit dem Kopf auf seinen Schreibtisch.
    „Unter anderem. Ich habe mich schon früher mit der Benandanti befasst, aber in letzter Zeit …“ Er breitete seine tintenverschmierten Hände aus. Mir kam es so vor, dass er seine Studien mit der gleichen paradiesischen Selbstvergessenheit betrieb, wie ein Kindergartenkind mit Fingerfarbe malte.
    „In letzter Zeit“, half ich ihm auf die Sprünge.
    „… habe ich einen merkwürdigen Drang verspürt, mehr über sie zu erfahren.“
    Merkwürdiger Drang. Soso.
    Der komische Zwang des einen war vielleicht des anderen übernatürlicher Anstoß. Hatte der gute Doktor womöglich doch übernatürliche Fähigkeiten? Hatte er gefühlt, dass Carla ihn beobachtete? Hatte er gespürt, was ihr Geheimnis war?
    „Was haben Sie herausgefunden?“
    „Faszinierendes Zeug. Haben Sie schon von ihnen gehört?“
    „Ich habe … gewisse Grundkenntnisse.“
    „Ausgezeichnet.“ Sein schleppender Südstaatenakzent wollte so gar nicht zu der kurzen, knappen Bemerkung passen. Colin Firth macht einen auf Atticus Finch. „Die Magie wird von der Mutter auf die Tochter weitergegeben. Eine Benandanti gebärt ausschließlich Mädchen. Wird sie in der Unterwelt getötet, bevor sie ein Kind zur Welt gebracht hat, ist ihre Kraft für immer verloren.“
    Die Geschichte kam mir bekannt vor. Genau aus diesem Grund hatte mir Ruthie ihre Macht gegeben, noch bevor ich dazu bereit war. Besser meine Gehirnwindungen kurzzuschließen und mich in ein kurzes, aber knackiges Koma zu versetzen, als die Kräfte für immer zu verlieren.
    „Eine Benandanti sah in der Regel wie ein hässliches altes Weib aus, was die Fortpflanzung etwas schwierig machte, es sei denn …“
    „Genug“, Saywers tiefe Stimme schnitt dem Professor mitten in seiner Erklärung das Wort ab.
    Verwirrt drehte ich mich zu ihm um, drauf und dran, Saywer den Mund zu verbieten, um den Mann ausreden zu lassen.
    Verdächtig ruhig stand Saywer da, in seinem Gesicht spiegelte sich lediglich das künstliche Licht, doch ich spürte seine Ungeduld und konnte sie nachvollziehen.
    Natürlich interessierte es mich sehr, was Whitelaw über die Legenden der Benandanti herausgefunden hatte, aber die Information war für mich nicht lebensnotwendig. Wir waren hierhergekommen, um andere, wesentlich wichtigere Hinweise zu erhalten, und hatten keine Zeit zu plaudern.
    Wer wusste denn, wann die Frau aus Rauch wieder auftauchen würde? Bestimmt genau in dem

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