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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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Dort unten befand sich entweder eine Hütte oder ein Kohlenmeiler – und damit Menschen, die ihnen gewiss ihre Hilfe nicht versagen würden.
    „Schau nur, Anna, siehst du das auch?“ Aufgeregt deutete sie auf die Rauchfahne.
    Anna beschattete nun ebenfalls ihre Augen, schüttelte aber den Kopf. „Was seht Ihr denn, Herrin? Ich sehe nur Einöde und Geröll. Aber Ihr habt jüngere Augen als ich …“
    „Rauch! Ich kann Rauch erkennen, und das heißt …“
    „Ach, vielleicht hat der Blitz im Wald in einen Baum eingeschlagen“, meinte Anna niedergedrückt.
    „Nein, nein. Ich bin sicher, dort ist eine menschliche Behausung. Komm, lass uns so schnell wie möglich hinuntergehen.“
    „Ja, ja, so schnell wie möglich“, murmelte Anna trotz ihrer Erschöpfung und der stechenden Schmerzen in ihrem Unterleib mit einem letzten Anflug von Spott. Dennoch marschierte sie tapfer weiter und folgte ihrer Herrin, der die Aussicht, bald auf Menschen und Hilfe zu stoßen, Flügel verlieh, sodass sie kaum mehr Schritt mit ihr zu halten vermochte.
    Auf dem Pfad näherten sie sich nun einem flachen Stück Land, das zu ihrer Rechten steil abfiel, während zu ihrer Linken von einem Abhang kleine Rinnsale, wahrscheinlich Überbleibsel der gestrigen Regenfluten, über den Weg liefen und dann auf der anderen Seite talwärts plätscherten.
    Eine gute Gelegenheit, die Wasserschläuche aufzufüllen, dachte Leonor und hielt inne.
    In diesem Augenblick hub ein Grollen an, nicht unähnlich dem des gestrigen Gewitterdonners.
    Leonor dachte an ein Erdbeben – von dem Magister Thomas ihrem Bruder Robert in dessen Lehrstunden erzählt hatte, an denen sie des Öfteren, gutmütig geduldet von ihrem Vater, teilgenommen hatte. Denn schon immer war sie von Wissbegier erfüllt gewesen und hatte es bedauert, dass ihr als Mädchen so wenig Unterricht zuteilwurde.
    „Ein Erdbeben, Anna!“, rief sie entsetzt. „Was sollen wir nur tun?“
    Schon sahen sie Steinbrocken den steilen Hang hinab- und auf sie zustürzen. Das donnernde Geräusch wurde lauter und noch bedrohlicher, dann schwoll es zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an.
    Leonor spürte einen Schlag auf ihrem Rücken, ging in die Knie, dann ganz zu Boden und verlor das Bewusstsein.

13. KAPITEL
    A ngewidert schob Robyn den halb leeren Napf, in dem noch ein Teil der ranzigen Speckschwarte schwamm, zur Seite und grub die Zähne in das Brot.
    Halleluja, dem Herrn sei Dank, dass sein Gebiss fest und ohne Schaden war, sonst hätte er jetzt gewiss einen Zahn – oder gar mehrere Zähne – verloren! Rasch tunkte er den trockenen Kanten ins Bier, biss ein Stück von ihm ab und donnerte: „Joséphine, Joséphine, komm sofort her!“
    Umgehend erschien die Wirtin, die Augen verlegen zu Boden gerichtet.
    „Es tut mir leid, Chevalier, aber seit mein lieber Mann …“
    „Ja, ja, ich weiß. Gleich wirst du mir alles erzählen. Doch zuvor teile mir erst mit, was der Medicus festgestellt hat. Setz dich zu mir, und berichte.“
    Joséphine wischte sich die Hände an der schmutzigen Schürze ab, zupfte ihre Haube zurecht und hockte sich auf die Kante des Stuhles, der dem des Chevaliers gegenüberstand.
    „Also, was hat der Doktor gesagt?“
    „Docteur Eusebius hat einen starken Husten festgestellt sowie ein Fieber, dessen Namen ich vergessen habe.“ Sie räusperte sich und fuhr fort: „Fürderhin hat er die Rippen untersucht und angemerkt, dass diese noch längst nicht verheilt sind und Euer Knappe längere Zeit der Schonung bedarf.“
    Robyn fuhr sich über die Stirn, doch die Geste konnte sein Schuldgefühl nicht vertreiben. Er hatte dem Jungen zwar nichts anderes zugemutet, als er sich selbst in dieser Lage zugemutet hätte – aber das war eindeutig zu viel gewesen.
    „Und wie lange soll diese Schonfrist dauern?“, erkundigte er sich besorgt.
    „Nun, Chevalier, der Husten und das Fieber sollen, so sagt der Docteur, dank seines Sirups aus Huflattich, Efeu und anderen Heilpflanzen binnen einer Woche vertrieben sein. Indes bedürften die gebrochenen Rippen einer Schonung von mindestens einem Mond.
    Verdammt, so lange konnte er nicht in Avignon verweilen! Denn je nachdem wie die morgige Unterredung mit Monsignore Petrocelli verlief, musste er entweder unverzüglich nach Paris zurückkehren, um seinem König die Antwort Seiner Heiligkeit zu überbringen, oder aber nach Italien an den Hof des Herzogs Gian Galeazzo Visconti in Mailand weiterreiten.
    „Kann ich Jérôme deiner Obhut und Pflege

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