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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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»Warum hätte Markus uns die Geschichte unseres Vorfahren erzählen sollen, wenn er nicht auf unserer Seite stünde?«
    Daran hatte Teresa nicht gedacht. »Wie sonst sind die Reiter auf unsere Spur gekommen?«
    »Teresa, du weißt nicht einmal, ob es dieselben sind, die im Donautal und im Schwarzwald auftauchten. Es ist richtig, dass uns jemand zu verfolgen scheint, aber seit dem Abend in Überlingen habe ich nichts mehr davon bemerkt.«
    Teresa bekreuzigte sich.
    »Wolle Gott, dass wir auf unserem Weg verschont bleiben vom Übel«, sagte sie.
    Markus verabschiedete sich von dem Paar und trat zu ihnen.
    »Ein nettes Völkchen sind sie, die Eidgenossen«, sagte er und schaute Teresa an.
    Sie sah, wie Froben den Mund verzog. Hatte er Markus doch im Verdacht? Teresa fröstelte in der Abendbrise, strich ihre kurzen Haare glatt und folgte den beiden in die Gaststube. Der Raum war niedrig und mit dunklem Holz getäfelt; in einer Ecke stand ein Kachelofen, der behagliche Wärme verbreitete. Ein Dunst nach abgestandenem Bier und Käsesuppe schlug ihnen entgegen. An den Tischen saßen junge und ältere Männer, alle in der derben Kleidung von Bauern. Ein paar geschminkte Frauen mit tiefem Dekolleté waren ebenfalls anwesend. Froben bahnte sich einen Weg durch die engen Tischreihen. Sie ließen sich an einem Tisch beim Fenster nieder. Froben winkte dem Wirt, einem untersetzten, rotgesichtigen Mann mit Schürze und Filzkappe.
    »Brot, Speck und Käse für uns müde Pilger und zwei Krüge Bier. Für mich einen Krug Wasser.«
    Hätte er sie nicht fragen können, was sie essen und trinken wollten? Aber so war ihr Vater eben. Und doch war es genau das, was Teresa jetzt brauchen konnte. Ihr Gesäß tat immer noch weh, die Wärme im Raum und der Lärm lullten sie ein. Sie aß mit Behagen den Speck, der nach Räucherholz schmeckte. Ein Mann am Nebentisch schaute immer wieder zu ihr herüber. Sie vermied es, ihn ebenfalls anzusehen.
    »He, Alter, ist das deine Tochter und ihr Ehemann?«, ertönte dieStimme des Nachbarn. Teresa wandte ihren Blick in seine Richtung. Er war ein einfach gekleideter Bursche, mit schief stehenden Augen und grobknochigen Händen. Froben, der sich angesprochen fühlte, sagte: »Wir sind Pilger, mein Guter, aber ich wüsste nicht, was Euch das angeht.«
    »Man muss arg aufpassen heutzutage«, mischte sich der Nachbar des Mannes ein. »Jeder sollte auf jeden achten und vor allem auf sich selbst und seine Lieben. Ist es nicht so, Hans?«
    Der andere Mann nickte.
    Die Frau, die an ihrem Tisch saß und den Nachbarn umschlungen hielt, senkte den Kopf, stierte mit glasigen Augen zu ihnen herüber und rief schrill: »Was machen die Fremden in unserem Dorf? Fremde haben uns schon immer Übles gebracht!« Sie bekam einen Schluckauf.
    »Wir wollen keine Fremden hier haben!«, kam es von einem der anderen Tische. Alle schauten zu ihnen herüber. Einige begannen mit ihren Krügen auf die Tische zu klopfen. Der Wirt trat zu Froben, beugte sich zu ihm herunter und sagte leise, aber so, dass Teresa es verstehen konnte: »Die Menschen hier haben Angst, müsst Ihr wissen. Heute Abend sind zwei Reiter ins Dorf gekommen. Sie sind im ›Kreuz‹ abgestiegen, auf der anderen Seite des Fleckens.«
    Teresas Herz begann schneller zu klopfen. Sie schaute Markus an, aber der schien genauso überrascht zu sein wie sie selbst.
    »Haben sie graue Kapuzenmäntel an? Oder helle Mäntel mit einem orangeroten Kreuz darauf?«, fragte sie hastig.
    »Kapuzenmäntel auf jeden Fall, aber ich habe sie nur flüchtig gesehen. Nach ihrer Ankunft seien sie sofort in ihr Zimmer hinaufgegangen. Ihre Pferde, große, starke Rappen, ließen sie in den Stall bringen. Von ihnen ging eine Kälte aus, wie man es hier noch nie erlebt hat, so sagte man mir.«
    »Hoffentlich sind es nicht unsere Verfolger aus Überlingen«, meinte Markus.
    »Unsere Dorfbewohner sind sehr abergläubisch«, meinte der Wirt. »Sie glauben, dass ein Unheil über sie kommen wird nachdem Besuch dieser Reiter, ein Hagelgewitter, eine Viehseuche oder Ähnliches.«
    Das Murren und Klopfen war inzwischen zu einem ohrenbetäubenden Lärm angeschwollen.
    »Ruhe jetzt!«, rief der Wirt donnernd. »Oder wollt ihr die Toten auf dem Friedhof erwecken?« Sofort trat Stille ein. Der Wirt begann ein Lied anzustimmen.

    »Unser Leben gleicht der Reise
    Eines Wandrers in der Nacht;
    Jeder hat in seinem Gleise
    Etwas, das ihm Kummer macht.

    Aber unerwartet schwindet
    Vor uns Nacht und Dunkelheit
    Und

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