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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Jerusalem erst am 1. November fortsetzen. Bis dahin kann jeder dahin ziehen, wohin er will. Ich jedenfalls habe keineswegs vor, hier an der Seuche zu krepieren.«
    »Habt Ihr schon gehört«, sagte Alice in sein Schweigen, »dass der Legat des Papstes erkrankt ist? Es soll noch geheim bleiben, aber Martin meint, Bischof Adhémar wird bald sterben. Martin pflegt ihn.«
    »Und ist selbst noch gesund?«
    Alice nickte.
    Bernhard bemerkte, wie sie kümmerlich in sich versank und dann auch noch an den Fingernägeln kaute.
    »Was ist?«, fragte er und nahm ihr den Finger aus dem Mund.
    »Martin hat einen Brief vom Abt an meinen Vater bei sich, den er vor mir verheimlicht«, antwortete sie und wurde rot, weil sie an den Geldbeutel dachte, den sie noch immer vor Bernhard verbarg, obwohl Bernhard ziemlich in Geldnot war.
    »Wenn wir jetzt fortgehen aus Antiochia, dann weiß ich nicht, ob ich Martin lebend wiedersehe. Auf jeden Fall will ich wissen, was in dem Brief steht«, sagte sie trotzig und merkte, wie wütend sie auf Martin war.
    »Aber ich befürchte, dass er sich weigert, ihn mir zu geben. Höchstwahrscheinlich hat er dem Abt schwören müssen, den Brief nur meinem Vater auszuhändigen. Als aber Martin bei unserem Heer in Pera ankam, war mein Vater schon tot.«
    Auch eine sehr unangenehme Erinnerung, wie Alice schuldbewusst dachte.
    »Ich denke, du als Tochter und einzige Überlebende deiner Familie hast ein Recht auf den Brief. Das wird Martin einsehen müssen. Schließlich war er früher einmal der Knecht deines Vaters. Ich werde Kaspar nach ihm schicken. Entweder soll er dem Jungen den Brief aushändigen oder Martin soll hierher kommen.«
    »Kann Kaspar lesen?«, fragte Alice ängstlich, von neuer Sorge erfüllt.

Der Brief des Abtes, Antiochia/Passau
    Dumpf und drückend waberte die Hitze an diesem 1. August durch die Straßen und über die Plätze der Stadt. In ein Tuch eingehüllte und verschnürte Leichen wurden auf Brettern zu den eilig ausgehobenen Gräbern getragen. Weinend und klagend folgten die Angehörigen dem Toten, der unter Psalmengesang möglichst schnell verscharrt wurde, denn an Brettern herrschte Mangel. Im Laufschritt eilten die Totengräber vom Friedhof zurück zu dem nächsten Verstorbenen. Doch dann, ehrfurchtsvoll traten sie zur Seite für einen Leichenzug, der sich in einer Prozession der Kathedrale des St. Peter zubewegte.
    Mönche, Priester und Äbte zogen, Psalmen singend und Kerzen in den Händen haltend, voran, gefolgt von den Fürsten und Edlen und manchem Armen, der sich noch in die Kirche hineindrängte und ein Almosen erhoffte.
    Martin stand während der Messfeier mit anderen Rittern etwas entfernt vom Altar.
    Er fühlte sich leer, wie betäubt, während um ihn herum Trauernde in Tränen ausbrachen. Besonders der sehr fromme Herzog Gottfried von Bouillon konnte sich nicht fassen, sodass die heilige Handlung immer wieder durch sein lautes Aufschluchzen unterbrochen wurde. Martin hatte keine Tränen, er fühlte sich fremd unter den Weinenden. Er empfand nur Bitterkeit, dass die irdische Hülle Bischof Adhémars unter Gebet und Psalmengesang genau an der Stelle ins Grab gesenkt werden sollte, wo die Heilige Lanze gefunden worden war. Trotz des Sieges über Kerbogha hatte Bischof Adhémar noch auf dem Krankenlager darauf beharrt, die Lanze sei nicht echt, Peter Bartholomäus sei ein Scharlatan und habe die Lanze heimlich vergraben, weswegen dieser jetzt das Gerücht verbreitete, der Bischof sei als Strafe in der Hölle, der Heilige Andreas habe ihm das anvertraut.
    Wie auch immer, noch musste Bischof Adhémar auf seiner Seelenreise begleitet werden. Das Grab wurde gesegnet, Psalmen wurden gesungen, und als das Benediktus erklang, fiel Bohemund vor dem Sarkophag auf die Knie. Sein lautes Wehklagen und Weinen übertönte sogar die Tränen Gottfrieds.
    Endlich kam der Augenblick, da das Gebet beendet war, das Geläut der Kirchenglocken verstummte, die Kerzen erloschen.
    Martin blieb allein am Grabe Bischof Adhémars zurück. Er hörte hinter sich, wie die Trauernden sich langsam, bisweilen laut aufschluchzend, zum Kirchenportal begaben. Er aber wollte beten. Er rief die Mutter Maria an, die Adhémar sehr verehrt hatte, doch dazwischen tauchte das Bild seiner eigenen Mutter auf, was ihn beunruhigte.
    Wie sehr Martin sich auch um Andacht bemühte, die Gebete brachten ihm keinen Trost, machten ihn nur noch bedrückter. Er fühlte sich elend. Fast fluchtartig verließ er das Gotteshaus, musste

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