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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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sehr angenehmer Ort zu sein.
    Schließt Ihr Euch mir an? Da ist das Meer, der Hafen, also genug Lebensmittel, die wir kaufen können, wir könnten am Strand leben, im Mittelmeer schwimmen, ein leichtes Lüftchen weht Tag und Nacht. Na, braucht Ihr noch mehr Bilder?«
    »Also …«, antwortete Martin.
    »Nun?«
    »Also … Ich komme mit.«

    Es war bereits Mitte September geworden und die beiden Männer lagerten in den Dünen. Der Monat August war vergangen mit Schwimmen, Angeln, täglichem Schwertkampfüben, Beten, Nichtstun und Schlafen.
    Das Feuer verglomm wie jeden Abend. Es erschien ihnen sicherer, wenn niemand in der Nacht durch den Schein des Lichtes auf sie aufmerksam würde, auch wenn das morgendliche Feuermachen zeitaufwendig und mühsam war.
    Martin starrte in die verlöschende Glut. Sein Gesicht war heiß, er mochte sich nicht von der Stelle rühren und es war ihm, als versänke er in einen Halbschlaf.
    Vor seinen Augen erschien ein anderes Feuer, im Winter, im Wald, er sah sich, wie er die Pferde tränkte, wie er und der andere, der Abt, von dem er niemals geahnt hätte, dass er sein Vater war, das Brot schnitten, wie sie nach dem Mahl wieder aufsaßen und er hörte ganz deutlich seine Stimme: ›Dies hier ist Jerusalem‹.
    Waren das die Worte eines Teufels? Frieden? Martin strich sich verwirrt über die Schläfe.
    Damals hatte er sich über diese Worte gewundert. Wie konnte der Ausritt mit so einem jungen, unbedeutenden Knecht für einen Abt Jerusalem, das höchste Ziel der Christenheit, bedeuten? Jerusalem war schließlich die Stadt mit den goldenen Kuppeln im Heiligen Land, aber nicht ein schneebedeckter Wald, ein Baum auf einer Wiese.
    Jetzt aber, wie er doch noch einmal in der glimmenden Asche stocherte, wurde Martin bewusst, dass er damals Jerusalem weitaus näher war als jetzt, obwohl er sich mittlerweile nur etwa zehn Tagesritte von der Stadt entfernt aufhielt. Damals war er gerade 16 und fast noch ein Kind, jetzt war er ein schuldbeladener Mann. Wie so oft, klagte er sich an:
    Hätte er sich doch niemals mit Adalbero zum Würfelspiel verabredet. Hätte er niemals Theresa statt seiner in den Garten geschickt!
    Martin beobachtete, wie Anselm sich behaglich auf seine Decke legte und die Arme unter seinem Kopf verschränkte.
    »Welch ein Himmel! So etwas gibt es bei uns im Norden nicht. Ein Himmel zum Dichten und Träumen.«
    Martin blickte nach oben. Es war, als strömten die Sterne dicht auf einem Haufen zusammen und als strahlten und funkelten sie in Feuersglut wie glühende Kohlen.
    Wie die Augen seiner Mutter, dachte Martin. Die ihm nachts in Alpträumen erschienen, ihn anfunkelten und flehten, er möge sie aus der Hölle beten.
    Allmählich bewegten die Sterne sich auseinander, bildeten in Kranzform die Gestalt einer ummauerten Stadt, lange verharrten sie so, bis sie sich spalteten und an einer Seite des Kreises sich ein Zugang und Weg ins Innere öffnete. Dann aber zerteilten sie sich und entschwanden.
    »Ein Zeichen der Hoffnung?«, vermutete Anselm.
    »Ich weiß nicht, ob es für mich noch Hoffnung gibt, nicht einmal in der Grabeskirche in Jerusalem«, antwortete Martin. »Ich bete zu Gott, dass es anders sein möge.«
    Martin rechnete mit Widerspruch, doch stattdessen fragte Anselm:
    »Was macht Ihr, nachdem wir Jerusalem erobert und Ihr Euer Gelübde erfüllt habt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich werde auf meine Besitztümer Ostrevant und Valenciennes zurückkehren, meine Tochter Agnes mit Gozwin de Oisy von Cambrai verheiraten, sie wird nach dem frühen Tod meiner Frau von Nonnen erzogen, und ich werde schreiben.«
    »Über unsere Pilgerfahrt?«
    »Nein. Ich sammle seit Jahren Erzählungen um den Artushof. In Südfrankreich sind sie sehr verbreitet. Kennt Ihr welche?«
    Martin schüttelte den Kopf, was Anselm allerdings in der Dunkelheit kaum wahrnehmen konnte. »Ich kenne nur die Nibelungensage und die Heldentaten von Roland und natürlich all die Erzählungen aus dem Alten Testament.«
    Anselm richtete sich auf und sah zu Martin hinüber. »Mögt Ihr Geschichten? Ja? Ich frage aus einem ganz bestimmten Grund. Wollt Ihr mir behilflich sein, wollt Ihr nach unserer Rückkehr aus Jerusalem mein Sekretär sein?«
    Martin spürte einen Anflug von Hoffnung, so als könnte er eines Tages wieder ohne Verzweiflung leben.
    »Wenn Ihr meint. Ja, natürlich, ja, ich würde gerne Euer Sekretär sein. Ich weiß nur nicht so recht, worin meine Aufgabe besteht.«
    »Im Sammeln von Erzählungen, Ordnen,

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