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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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verkrüppelt, hinkten, hatten einen Buckel oder waren blind. Er aber hatte kein äußerliches Zeichen, nein, sein Kainszeichen war der Fluch:
    ›Wen du liebst, der stirbt!‹
    Er war schuld, dass Theresa auf der Stadtmauer von Antiochia der Kopf abgeschlagen worden war.
    Und nun Bischof Adhémar. Auch ihn hatte er verehrt.
    Martin erstarrte. Seine Liebe tötete!

    Weg hier, fort aus Antiochia! Nur wohin? Zurück nach Norden? Niemals.
    Da erinnerte ihn jeder Stein, jeder Grashalm an Theresa.
    Nach Edessa wie Alice? Sie konnte er am wenigsten ertragen. Und Bernhard schon gar nicht. Martin war sich vollkommen sicher, dass Alice ihr Versprechen nicht einhielt und ihrem Geliebten alles erzählte.
    Nach Süden. Nach Süden ins Heilige Land. Da vermochte er seine Schuld vor Gott zu bekennen.
    Da vermochte er am Heiligen Grab Jesus anzuflehen, den Fluch von ihm zu nehmen. Da vermochte er Theresa um Vergebung zu bitten.
    Martin packte eilig seine Habe und lief über den dunklen, beinahe menschenleeren Platz zu den Stallungen.
    Er legte eben Rab das Zaumzeug an, als er hinter sich einen Mann hörte:
    »Wohin noch so spät?«
    Martin drehte sich seitwärts nach ihm um.
    »Nach Jerusalem. Was geht es Euch an?«
    »Hört, hört. Da wollen wir alle hin. Aber allein und in diesem Aufzug?«
    Martin sah an sich hinunter.
    »Im Kettenhemd mit Schwert und dann noch zu Pferde durch ein Gebiet, in dem die Ungläubigen den Christen seit über 400 Jahren verboten haben, Waffen zu tragen und auf einem Pferd zu reiten. Nicht zu vergessen das rote Kreuz auf Eurer Kleidung. Ihr werdet auffallen wie ein Kamel auf Island.«
    Zufrieden über seinen Vergleich, grinste der Mann Martin an.
    »Ah, jetzt verstehe ich. Endlich mal was Erzählenswertes, was ich dem Erzbischof von Reims schreiben kann. Nicht nur immer Schlachten und Hungersnot und Krankheiten und jetzt die Seuche. Nein, ich werde ihm schreiben:
    Lebensmüder Jerusalempilger von Moslems niedergemacht und getötet.
    Oder noch besser, gefangen genommen und auf dem Sklavenmarkt von Jerusalem verkauft. Weiterer Verbleib unbekannt. Wie es übrigens wahrscheinlich Graf Balduin von Hennegau ergangen ist. Der allerdings unfreiwillig auf dem Sklavenmarkt von Damaskus gelandet sein dürfte, nachdem Bischof Adhémar ihn zusammen mit dem Bruder des französischen Königs zu Alexios geschickt hatte und sie von den Türken überfallen und übel zugerichtet worden sind. Des Königs Bruder ist die Flucht gelungen – dem Grafen nicht.«
    Bei diesen Worten drehte sich Martin nun ganz nach dem Unbekannten um und sah einen Mann, wohl Ende 30, mit schwarzen, lockigen Haaren, dunklen Augen und einem kleinen Bärtchen um das Kinn. Die Kleidung war unter einem Lederumhang verborgen.
    »Übrigens, ich kenne zwar Euch, Ihr mich wahrscheinlich nicht oder nur vom Sehen. Darf ich mich vorstellen: Anselm von Ribemont.«
    Er neigte andeutungsweise seinen Kopf.
    Martin deutete einen Gruß an. Natürlich kannte er den Mann, er galt als einer der Vornehmen, obwohl er keinen Grafentitel trug. Er hatte wie Martin am Kampf bei der Eisernen Brücke teilgenommen. Bei der Schlacht gegen Kerbogha war er mit Macht in die zurückweichenden Feinde gestoßen und hatte zusammen mit Herzog Gottfried und den Nordfranzosen die Hauptlast des Kampfes getragen.
    »Es ist etwas schwierig, mit Euch zu sprechen. Ihr seid zwar einer der Sekretäre des Legaten des Papstes gewesen und da ist Verschwiegenheit sicher eine Tugend, aber mir ist Euer Name entfallen und so wäre es durchaus höflich, wenn auch Ihr Euch mir vorstellen würdet.«
    Martin kam kurz und unwillig der Aufforderung nach.
    »So, nun, nachdem dies hier abgehandelt ist: Wohin geht Ihr, bis sich die Heere wieder versammeln und wir gemeinsam nach Jerusalem ziehen?
    Ich meinerseits habe nicht vor, an der Seuche zu sterben. Ich reite nach Latakia, das ist jedenfalls endlich wieder eine christliche Stadt, nachdem Seeräuber die Türken daraus vertrieben haben. Durchaus ansprechend erscheint es mir, dass sie ihrerseits wiederum von Engländern fortgejagt worden sind. Es herrscht wieder Recht. Mit Seeräubern nämlich, auch wenn sie christlich sind, habe ich nicht ganz so gerne etwas zu tun.«
    »Ja, ja«, reagierte Martin zerstreut. »Es reicht«, setzte er unwirsch hinzu.
    Anselm ließ sich von dem unfreundlichen Ton nicht stören.
    »Jedenfalls, nachdem auch die Engländer davongesegelt sind und unser Heerführer Robert von der Normandie die Stadt regiert, scheint mir dies ein

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