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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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einem Raum, wenn auch nicht im selben Bett, denn ich fürchtete, ihn in der Nacht zu zerdrücken, wie es so oft geschieht. Es war Weihnachten, da wurde ein großes Fest veranstaltet. Gäste waren geladen, einige Ritter mit ihren Damen waren eigens aus Antiochia nach Edessa gekommen, um hier in aller Pracht und Herrlichkeit zu feiern. Ich selber war wunderschön gekleidet, Bernhard hatte mir kostbare Bänder für mein Haar geschenkt. Doch ich war unruhig. Die Musikanten spielten zum Tanz auf, Bernhard war bester Laune und sogar Balduin und die Prinzessin schienen sich zu verstehen. Ich aber wollte einfach nur weg, zu unserem Sohn. Irgendwann habe ich mich davongeschlichen. Am Ende des Ganges, an dem Hannos Kammer lag, sah ich Kaspar, wie er davonlief oder genauer, sich davonschlich. Er drehte sich noch nach mir um, machte aber den Eindruck, als wollte er nicht gesehen und erkannt werden. Hastig öffnete ich die Tür, fand unseren Sohn schlafend, nein, nicht schlafend, er atmete nicht mehr. Neben seiner Wiege lag auf einem Hocker ein großes Kissen. Lag das auch schon da, als ich zum Fest ging? Hatte Kaspar unseren Sohn erstickt? Schreckliche Angst, furchtbare Angst. Das Blut stieg mir zum Halse. Ich neigte mein Ohr an seinen Mund, nichts. Er atmete nicht.
    Da fiel mir ein, entschuldige, was Theresa mich gelehrt hatte. Ich begann, das Herzchen zu massieren und zu pumpen und den Mund zu beatmen. Und Gott war mit mir. Unser Kind fing wieder an zu atmen und wurde wieder lebendig. Leise trat auch Bernhard in den Raum, er hatte mich vermisst, und ich gab ihm das Kind und er hielt Hanno im Arm, das war so noch nie vorgekommen.
    In diesem Augenblick dachte und hoffte ich, es gehe auch Bernhard nicht allein darum, einen Sohn zu haben aus dynastischen Gründen, sondern weil unser Hanno ein Mensch ist, ein kleiner Mensch noch, der leben und groß werden möchte.
    Jedenfalls von diesem Tag an hatte ich Angst um mein Kind, war ständig bei ihm, habe die Speisen, den Brei für ihn immer selber zubereitet. Ich hatte Sorge, man wolle ihn vergiften. Ich nahm auch eine Kinderfrau für die seltenen Augenblicke, wo ich nicht auf Hanno aufpassen konnte.«
    »Warum sollte man ihm das antun, vergiften?«, fragte Martin.
    Alice zuckte die Schultern.
    »Ich habe Kaspar hart ins Verhör genommen, aber das nützt natürlich nichts. Ich traue ihm überhaupt nicht. In mir ist so eine Bangigkeit, die ich nicht loswerde. Aber sieh mal, Hanno steht jetzt richtig. Er hält sich nur noch an seinem Tuch fest, das er in der Hand hält.«
    Martin beobachtete Mutter und Kind. Auch Theresa war schwanger gewesen …
    »Wie ist es denn dir in der Zwischenzeit ergangen?«, fragte Alice, während sie sich wieder zu ihm unter den Baum setzte.
    »Ich war bei verschiedenen Belagerungen dabei. Letztens im April ist wieder Streit um die Heilige Lanze entstanden.«
    »Ich hörte davon, Peter Bartholomäus ist den Feuertod gestorben.«
    »Ganz so war es nicht. Peter Bartholomäus behauptete, der Heilige Andreas sei ihm erschienen und habe einen Sturmangriff auf die Burg Akkâr befohlen.
    Die Nordfranzosen sahen darin nur eine List Raimonds, sie zum Angriff zu zwingen, und behaupteten, Peter Bartholomäus habe gar keine Visionen und die Heilige Lanze sei auch nicht echt, Bischof Adhémar habe nie an sie geglaubt.
    Darauf wurde Peter Bartholomäus so wütend, dass er selber die Feuerprobe als Beweis seiner himmlischen Eingebungen gefordert hat.
    Das war am 8. April. In einem engen Durchgang wurden zwei Holzstöße errichtet, die von den Bischöfen gesegnet und angezündet wurden. Es war schon dunkel, wir standen alle um das Feuer. Ich habe gedacht, welch ein Wahnsinn. Die Holzscheite waren so dicht beieinander aufgestellt, dass niemand, ohne Schaden zu nehmen, dazwischen durchlaufen konnte. Am Anfang wurde noch gewettet. Als Peter Bartholomäus erschien, nur in einem weißen, leichten Überhemd, den Heiligen Speer in der Hand, war es totenstill. So als glaube er wirklich an seine Visionen, sprang er durch die Flammen. Aber sein Hemd fing an zu brennen. Er wäre in das Feuer zurückgefallen, wenn nicht Raimund Pilet ihn herausgezogen und aufgefangen hätte. Aber er war nicht mehr zu retten. Zwölf Tage nach der Feuerprobe ist er unter Qualen an seinen Verbrennungen gestorben.«
    »Grauslich«, sagte Alice. »Aber eigentlich ist es nichts von dir, was du mir erzählt hast.«
    Martin überlegte, was er wohl erzählen könnte und wollte.
    In diesem Moment erklangen die

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