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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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sie ernst. »Jake, es gibt ein paar wichtige Dinge, die du wissen solltest. Rovena kommt von einer Plantage auf Hispaniola, die nur zum Zwecke des Sklavenhandels betrieben wird. Der Caid von Beau Séjour, Raoul Mougadou, ist Rovenas Bruder und Nénés Vater. Er ist der oungan , der Kultleiter der Voodoo-Gemeinde von Port-au-Prince, ein mächtiger Voodoo-Priester.Von Saint-Domingue aus verbreiten die Sklaven den Kult überall hin, während Monsieur Raoul die Voodoo-Gläubigen auf die Distanz in seinem Bann hält. Jetzt hör gut zu, Jake: Beau Séjour gehört auf dem Papier einem Mr. Crossbow, aber der wirkliche Eigentümer ist mein Schwager Hocksley. Seine Aufseher führen die Plantage mit unbarmherziger Strenge, für die Schwarzen muss es die Hölle sein. Einmal haben sie sich gewehrt, worauf Hocksley entsetzliche Strafen verhängte. Was damals vorgefallen ist, weiß ich nicht, aber offenbar ist er zu weit gegangen. Seitdem fürchtet er die Mougadous und holt keine Sklaven mehr von Saint-Domingue nach Prospero Hill.«
    »Verstehe«, sagte Jake nachdenklich.
    »Und nun kommen wir ins Spiel«, fuhr sie fort. »Hocksley will Legacy seit Langem an sich bringen, er wartet nur darauf, dass ich verkaufe. Aus diesem Grund wird er es nicht zulassen, dass die Mougadous auf meiner Plantage zu Einfluss kommen. Als Néné nach Legacy kam, war mir dabei gar nicht wohl. Aber sein Clan hat ihn verstoßen, er zählt also nicht. Mit Rovena ist es anders, sie ist eine manbo , eine Voodoo-Priesterin, die ihre eigenen Anhänger hat. Hocksley würde es nicht dulden, dass sie auf meiner Plantage lebt, weder als Sklavin noch als Freigelassene oder Joshuas Frau. Jake, ich weiß, wozu er fähig ist. Ich darf ihn nicht provozieren.« Sie seufzte. »An Marshall kam er nicht vorbei. Aber jetzt …«
    Ein Schuss krachte und ließ Antonia jäh zusammenfahren. Zornig wandte sich Farell in die Richtung, in der er den Schützen vermutete: »Passen Sie auf, wohin Sie schießen, Mann! Hier sind Leute bei der Arbeit!«
    Er stand mit Antonia unterhalb des Dammes. Der Abhang war von Sträuchern dicht bewachsen, sodass die Sicht nach oben verdeckt war. Sie hörten Schritte auf dem Pfad über dem Damm, das Geräusch abgleitender Sohlen, dann trat unweit von ihnen ein Mann auf den Uferstreifen. Er war groß und schlank, zur schlichten Jagdkleidung trug er teure Reitstiefel,das Gewehr lag lässig in seiner Armbeuge. Der Dreispitz warf einen Schatten auf sein Gesicht, Antonia erkannte ihn erst, als er den Hut abnahm und näher trat. Als er sich verbeugte, fiel der Abendsonne roter Abglanz auf sein Haar.
    »Es tut mit leid, wenn ich Sie erschreckt habe, Mrs. Lorimer«, sagte Algernon Reed mit feinem Lächeln. »Hat man Sie über unsere Jagd nicht unterrichtet?«
    Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu fangen. Reeds unvermutetes Auftauchen erschien ihr wie ein Übergriff, wie immer verunsicherte er sie. Sein Lächeln nahm sie ihm besonders übel. »Selbstverständlich weiß ich von der Jagdgesellschaft«, antwortete sie kühl. »Mr. Shaughnesseys Jagdgäste sind auf Legacy willkommen. Doch ich war nicht darauf gefasst, ausgerechnet Sie zu treffen, Mr. Reed!«
    Wenn ihre brüsken Worte ihn verstimmt hatten, zeigte er es nicht. Er machte sich mit Farell bekannt und sagte: »Lieutenant, vielleicht könnten Sie für einen Augenblick mein Gewehr nehmen? Ich möchte der Lady meine Verehrung bezeigen.«
    Ohne Farells Antwort abzuwarten, gab er ihm das Gewehr, ergriff Antonias Hand und zog sie mit größter Selbstverständlichkeit an seine Seite. Sprachlos vor so viel Unverfrorenheit, ließ sie es zu, dass er sie mit sich fortführte, während er gelassen zu plaudern begann.
    »Was für ein Glück, dass ich Mr. Shaughnesseys Jagdeinladung gefolgt bin. So kann ich Ihnen endlich meine Aufwartung machen, Madam. Ich hoffe, Sie sehen es mir nach, dass ich Sie nicht schon früher besuchen kam. Doch ich hatte den Eindruck, unsere bisherigen Begegnungen erlaubten keinen so vertrauten Umgang.«
    »Unsere Begegnungen erlauben Ihnen mit mir überhaupt keinen Umgang!«, entgegnete sie scharf.
    Er lächelte, doch sein Ton wurde entschiedener. »Weswegen sind Sie mir böse? Wann immer wir uns begegnen, versucheich, Sie meiner Wertschätzung zu versichern. Habe ich es an Ehrerbietung fehlen lassen?«
    »Hören Sie, Sie verschwenden Ihre Komplimente, wenn Sie glauben, Sie könnten meine Zuneigung gewinnen. Sie haben mir meinen Mann weggenommen! Nichts kann die verlorenen Stunden

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