Die Plantage: Roman (German Edition)
Jagdgewehr auf, das Farell am Ufer ins Gras gelegt hatte. Dann stand er dort, reglos, still, die Frau in seiner Nähe schien er vergessen zu haben.
Antonia verspürte Unwillen, noch mehr aber wunderte sie sich über sein seltsames Verhalten. Er schien auf einmal völlig verändert. Es hätte sie weniger überrascht, wenn ihn die Situation zu irgendwelchen Freiheiten veranlasst hätte; sein abweisendes Schweigen war ihr dagegen ein Rätsel.
Als Farell endlich mit den Pferden kam, verabschiedete Reed sich sehr formell. Antonia erwiderte sein Adieu lediglich mit einem Nicken. Dann stieg er den Damm hinauf und ging in der einsetzenden Dämmerung davon.
»Da sind Sie ja endlich!«, rief Shaughnessey. »Ich wollte schon nach Ihnen suchen lassen.« Die Jäger warteten am vereinbartenTreffpunkt. Inzwischen war es zu dunkel für die Pirsch. »Gentlemen, für heute ist die Jagd beendet. Also dann, reiten wir los.«
Reed gab dem Reitknecht das Gewehr in Verwahrung und schwang sich in den Sattel. Er hing seinen Gedanken nach, während er alleine am Schluss ritt. Sein überzüchteter Fuchshengst litt es nicht gerne, hinter anderen Pferden gehen zu müssen, und so wurde Reed unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als das Tier plötzlich ausbrach und vorpreschen wollte. Er brachte das Pferd energisch zur Räson und schloss zu dem vorausreitenden Hocksley auf, der den jüngeren Mann sogleich nach seinen Jagderfolgen befragte. Reed gestand freimütig, dass er nichts geschossen habe; er wisse nicht einmal, wie so ein Kormoran aussehe.
»Das würde Sie meiner Schwägerin sehr sympathisch machen«, meinte Hocksley. »Sie hasst es, wenn wir auf ihren Besitzungen jagen.«
»Ich fürchte, ich habe mir im Gegenteil Mrs. Lorimers Sympathien gründlich verscherzt.« Reed kam jetzt nicht umhin, über seine Begegnung mit Antonia zu sprechen: »Wie ich so dem Uferdamm folgte und nach den ominösen Kormoranen Ausschau hielt, traf ich bei der Schleuse Mrs. Lorimer in Begleitung eines jungen Soldaten. Um ein paar Worte zu wechseln, spazierte ich mit ihr am Wasser entlang, doch wie es der Zufall wollte, führte ich sie auf ein Stück unbefestigte Böschung. Es gelang mir gerade noch, sie vor dem Sturz in diesen grässlichen Fluss zu bewahren.«
»Was haben Sie getan, Reed, dass sie vor Ihnen ins kalte Wasser flüchten wollte?«
»Nichts von all dem, was Sie vielleicht denken. Es war ihre eigene Unachtsamkeit. Nun, ich wollte ihr wirklich nicht zu nahe treten, aber um sie aufzufangen, musste ich sie beherzt anfassen. Danach hat sie nicht mehr mit mir geredet. Anscheinend bin ich endgültig in Ungnade gefallen.«
Hocksley lachte ihn aus. »Kein Jagdglück, und auch noch dieses Missgeschick. Wirklich, Reed, das war heute nicht Ihr Tag!« Dann fragte er unvermittelt: »Sie sind ihr doch nicht ganz zufällig begegnet?«
»Wie meinen Sie?«
»Nun, es wäre doch möglich, dass Sie ein Auge auf meine Schwägerin geworfen haben, nicht wahr?«
Die Frage brachte Reed kurz aus der Fassung. »Es wäre vermessen«, antwortete er zögernd, »würde ich behaupten, Mrs. Lorimer hätte mich zu irgendeinem Zeitpunkt ermutigt. Aber ich gebe zu, dass ich in ihr mehr als nur die Witwe meines geschätzten Freundes sehe.«
»Das habe ich mir gedacht!« Hocksley wurde gleich persönlich. »Darf ich offen sein? Ich mache mir Sorgen, seit Antonia wieder da draußen auf ihrer Pflanzung lebt, alleine unter diesen Schwarzen. Sie ist viel zu vertrauensselig! Leider hört sie weder auf ihre Schwester noch auf mich; unterstellt uns, wir würden sie bevormunden. Dabei wollen wir nur ihr Bestes.« Nun heiterte sich seine Miene auf. »Aber Sie, Reed, Sie können ihr vielleicht nahebringen, dass sie Vernunft annimmt; ich meine, da Ihnen Antonias Wohlergehen offenbar am Herzen liegt. Wissen Sie, was ich kürzlich zu meiner Frau sagte? Diane, sagte ich, es würde mich sehr beruhigen, wenn der ehrenwerte Mr. Reed unsere Antonia ehelichen würde.«
Reed schwieg, was Hocksley als Zustimmung auffasste und einen noch vertraulicheren Ton anschlug. »Ein Mann in Ihrem Alter braucht Familie, Kinder, ein häusliches Leben. Was nützt Ihnen Ihr Reichtum, Ihr prächtiges Haus, wenn Sie immer allein sind? Machen Sie es wie ich, nehmen Sie sich eine Frau aus guter Familie. Zugegeben, Antonia ist eigensinnig, aber sie ist eine Bell. Ich sage Ihnen, heiraten Sie sie!«
Reed sah reserviert geradeaus. Nachdem sie eine Weile schweigend weitergeritten waren, erklärte er: »Verstehen Sie mich
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