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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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aufwiegen, die Henry mit Ihnen und Ihrem Freund Roscoe verbrachte.«
    »Wollen Sie mir Henrys Freundschaft zum Vorwurf machen, Madam?« Er blieb abrupt stehen und hielt sie am Arm fest. »Anscheinend hat sich Ihr Mann in unserer Gesellschaft wohler gefühlt als bei Ihnen auf der Plantage. Man kann es ihm nicht verdenken, er war kein Farmer, und er hatte keine Lust, Ihnen und sich selbst noch länger etwas vorzumachen.«
    »Das ist nicht wahr, es lag ihm sehr viel an Legacy! Es ging uns gut, bevor er Sie traf, Mr. Reed. Sie und Ihr kreolischer Freund haben ihn zu einem schlechten Leben verführt. Sie haben ihn verleitet, sich durch immer neue Schulden in eine verzweifelte Lage zu bringen!«
    »Das ist lächerlich, Madam! Es hätte mich ein Schulterzucken gekostet, die Spielschulden Ihres armen Mannes zu begleichen. Nein, Sie haben ihn mit Ihren stummen Vorwürfen zur Verzweiflung getrieben. Um seinen Schuldgefühlen zu entfliehen, war ihm jede Ablenkung recht.«
    »Wieso verkehren Sie alles ins Gegenteil!« Sie entwand sich seinem Griff. »Henry hat so viel getan, um unsere Plantage zu retten …«
    »Nachdem er sie erst ruiniert hatte. Wie muss er sich wohl gefühlt haben, als er Ihr Vermögen durchgebracht hatte?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Das kann ich Ihnen sagen, Madam: Als ich Henry kennenlernte, war er erledigt. Er konnte Ihnen nicht mehr in die Augen sehen vor Scham, deshalb kam er nicht mehr nach Hause. Aber Sie haben ihn immer noch nicht in Ruhe gelassen, Sie mussten ihn zu allem Überfluss in diesen furchtbaren Krieg schicken.«
    »Ich habe ihn nicht geschickt!«
    »Er ging nur, um Sie nicht wieder zu enttäuschen, tun Sie nicht so, als wüssten Sie das nicht! Er war mein Freund, Madam, und er könnte noch leben …«
    »Aber er ist tot!«
    »Oh ja, er ist tot.« Reeds Stimme wurde kalt. »Erschossen von Ihrem Colonel, Ihrem trefflichen Verwalter. Ist es nicht so?«
    Antonia wurde blass. »Wovon sprechen Sie?« Sie wich zurück, tat einen Schritt auf den Rand der Uferböschung, dann einen zweiten und verlor das Gleichgewicht. Sie breitete die Arme aus, schwebte für einen Sekundenbruchteil schwerelos im Nichts, unter ihr das gurgelnde Strömen des Flusses, über ihr der hohe, vollkommen wolkenlose, fliederfarbene Abendhimmel. Dann wurden ihre Handgelenke gefasst, sie fühlte sich kraftvoll nach oben gezogen; anstatt rückwärts ins schwarze Wasser, fiel sie nach vorne, in Reeds Arme. Er fing sie auf und hielt sie, während ihr Herz wie rasend schlug.
    Gleich war auch Farell da und redete auf sie ein: »Antonia, schau mich an! Komm schon, es ist ja nichts passiert.«
    Zögernd öffnete sie die Augen, sah über Reeds Schulter in Farells besorgtes Gesicht, der nun erleichtert fragte: »Na, alles in Ordnung?«
    Sie nickte, alles war in Ordnung. Aber Reed hielt sie noch immer umfangen. Sie spürte, dass er den Atem anhielt. Was war mit ihm los? Was war das für eine merkwürdige Umarmung, und wieso sagte er nichts, kein aufmunterndes Wort, nichts? Erst als sie nachdrücklich von ihm wegstrebte, ließ er sie endlich los. Seine Arme glitten an ihr herab. Er trat zurück, aber er konnte den Blick nicht von ihr wenden.
    Farell indes hakte sie kameradschaftlich unter und führte sie ein Stück weg vom Wasser. »Du setzt dich jetzt hier auf die Böschung«, sagte er. »Ich hole unsere Pferde, und dann reiten wir langsam zurück.«
    Während Farell mit ihr sprach, starrte Reed sie unaufhörlichan. Es sah aus, als versuchte er, sich etwas einzuprägen, das er auf keinen Fall vergessen durfte. Noch immer hatte er kein Wort gesprochen.
    Wie geheißen, setzte Antonia sich an den Grashang. Sie fröstelte, schlang die Arme um die hochgezogenen Knie und hörte dem Gespräch der beiden Männer zu.
    »Ausgezeichnete Reaktion, Mr. Reed, Respekt!«, sagte Farell ungezwungen. »Warum ist sie nur über die Böschung getreten? Hat sie denn den Fluss nicht gesehen?«
    »Den Fluss? … Ja, Sie haben recht … das Ufer ist etwas uneben.« Reed wirkte unkonzentriert. »Wir hatten über ihren Mann gesprochen. Sie wissen vielleicht, dass Mr. Lorimer …«
    »Ja. Kein erfreuliches Thema, schätze ich.«
    »Nein, Mr. Farell, ganz und gar nicht. Henry Lorimer und ich waren befreundet.«
    »Verstehe.« Farell fand, nun sei der Höflichkeit Genüge getan. »Mr. Reed, wären Sie so freundlich, bei Mrs. Lorimer zu bleiben, bis ich die Pferde geholt habe?«
    »Natürlich, gehen Sie ruhig, Lieutenant.«
    Als er fort war, hob Reed sein

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