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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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nicht falsch, Mr. Hocksley. Ich habe eine hohe Meinungvon Mrs. Lorimer und kenne keine Frau, die mich mehr bezaubern könnte. Nur bezweifle ich, dass sie mir in irgendeiner Weise gewogen wäre.«
    Hocksley neigte sich im Sattel herüber. »Wir wissen doch, Reed, oft sagen Frauen Nein, dabei meinen sie eigentlich Ja! Denken Sie darüber nach. Und vergessen Sie nicht, Sie können auf meine Unterstützung zählen.«
    Reed sah ihn zweifelnd an, dennoch nickte er.
    Antonia hatte sich abends zeitig zurückgezogen. Es ging ihr gut, das harmlose Missgeschick am Fluss war vergessen, aber die Begegnung mit Reed ging ihr nicht aus dem Sinn. Nachdenklich lag sie an das Kopfende ihres Himmelbettes gelehnt, während Charlene leise summend die Bettvorhänge zuzog und ihr aus alter Gewohnheit prüfend den Handrücken an die Stirn hielt. Als sie gehen wollte, fragte Antonia: »Kannst du dir vorstellen, Charlene, dass dich jemand im Arm hält, aber du hast das Gefühl, dass er dich eigentlich von sich stoßen möchte?«
    »Sie meinen aus Ärger oder Zorn?«
    »Nein, anders: Er hält dich fest, als wollte er dich umarmen, aber er kann es nicht. Jedenfalls nicht so, wie ein Mann es normalerweise tut. Er hält dich fest, aber du spürst nichts, ich meine … nichts! Er ist kalt, sein Körper reagiert nicht auf die Berührung. Dabei sieht er dich an, als wärst du seine größte Liebe und zugleich sein größter Feind … Wie soll ich es beschreiben? Er weiß, er tut etwas, das er nicht tun sollte, verstehst du: Er darf dich nicht umarmen, niemals, unter keinen Umständen!«
    Sie ließ sich in ihre Kissen sinken, zog die Decke hoch zum Kinn.
    Charlene sah sie ernst an. »Geht es Ihnen wirklich gut, Miss Antonia?«
    »Natürlich, es ist ja nichts passiert.«
    »Dann schlafen Sie gut, Missy.«
    Die Tür fiel leise ins Schloss. Antonia dachte an Reeds seltsamenBlick, als er sie berührt hatte. Sofort überlief sie ein Schauer, nein, sie wollte nicht mehr an Algernon Reed denken. Wäre nur William jetzt bei ihr! Er fehlte ihr so sehr. Sie fragte sich, ob er je zu ihr zurückkehren würde.
    Es war zu spät, um zum Ashley River zu reiten, obwohl er es vorgezogen hätte, die Nacht auf Hollow Park zu verbringen. Shaughnesseys Gastfreundschaft in allen Ehren, aber das laute Haus voller Kinder und schwatzhafter Diener ging Reed nach kurzer Zeit auf die Nerven. Höflich ließ er das Dinner über sich ergehen. Da er wie immer kaum Appetit hatte, zog er sich vorzeitig in den Salon zurück.
    Der abgelegene Raum mit den altmodischen Möbeln wurde selten benutzt. Weil alle Jagdgäste noch bei Tisch saßen, hatte Reed ihn für sich allein. Er warf sich in einen Sessel, legte die Füße hoch und entzündete eine von Shaughnesseys Zigarren. Der Tagesritt hatte ihn nicht besonders erschöpft, aber vom Wein und dem späten Essen war er müde geworden. Er ließ die Zigarre in der Aschenschale verglühen und wäre fast in seinem Sessel eingeschlafen. Doch seine Gedanken fanden keine Ruhe.
    Er hatte Antonia Lorimer wiedergesehen! Wie bei ihren vorigen Begegnungen hatte sie unverhohlen gezeigt, dass sie ihn ablehnte. Zuerst, bei jenem Dinner auf Prospero Hill, hatte es ihn noch nicht gestört. Aber als er sie dann in Borroughton traf, reizte ihre selbstgerechte Haltung ihn, sie zu demütigen. Das war dumm von ihm gewesen, und er wäre ihr beinahe hinterhergeritten, um sich für seine Worte zu entschuldigen. Seither ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Heute am Plains River wollte er sich nicht wieder abweisen lassen. Vielleicht wäre er besser seiner Wege gegangen, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, in ihrer Nähe zu bleiben. Dadurch hatte sich alles verändert.
    Er stand auf, goss sich einen Brandy ein, trat ans Fenster. Hinter den schwarzspiegelnden Scheiben lag dunkle Nacht,doch er kannte die Aussicht von hier bei Tage: So weit das Auge reichte, dehnte sich unter dem Horizont die Auenlandschaft der großen Flüsse. Von Anfang an war er von dem Landstrich wie verzaubert gewesen. Der Gegensatz zu seiner gewohnten städtischen Umgebung hätte nicht größer sein können, trotzdem wusste er, dass er nirgendwo anders mehr leben wollte. Als er dann erfuhr, dass Hollow Park zum Verkauf stand, bot er einen Kaufpreis, den der damalige Eigentümer nicht ablehnen konnte, und bezog noch im selben Monat das Herrenhaus am Ashley River. Später kaufte er weiteres Land in der Umgebung, Pachthöfe und Plantagen, aber auch Wälder, Brachwiesen, Sümpfe, brackiges

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