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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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nach Amerika! Lassen Sie mich auf der Tristar mitfahren, bitte!«
    »Scher dich zur Hölle!«, sagte Roscoe gelangweilt und stieß ihn vom Wagen.
    Gegen den Dielenschrank gelehnt, den Stiefel ungeputzt auf dem Schoß, träumte Néné vor sich hin, als die Tür aufflog und William hereinstürmte. Néné ließ den Stiefel fallen und stolperte beim Aufstehen über den Schemel.
    William fasste ihn bei den Schultern, er war so erleichtert, dass er den erschrockenen Jungen nur ein wenig schüttelte und ihm einschärfte: »Bleib künftig in meiner Nähe, Néné, damit du in der großen Stadt nicht verloren gehst.« Damit ließ er ihn los und zog sich mit der Post und den Zeitungen in den Salon zurück.
    Néné fiel ein Stein vom Herzen, dass es weder Vorhaltungen noch eine Bestrafung gab. Erst später am Abend fiel ihm auf, dass sein Herr ihn nicht beachtete und seit der Ermahnung bei seiner Rückkehr nicht mehr mit ihm gesprochen hatte. Traurig zog er sich in seine Kammer zurück. Er konnte nicht einschlafen, Williams Gleichgültigkeit machte ihm mehr zu schaffen als jedes Schelten. Er stand noch einmal auf und ging in den Salon.
    »Es tut mir leid, Sir.«
    »Schon gut«, sagte William. »Gibt’s noch etwas?«
    »Sir, ich möchte zurück nach Amerika.«
    »Ich weiß, Junge. Jetzt geh schlafen.«
    An diesem Abend überschlug William, was er seit der Ankunft in London für den täglichen Bedarf ausgegeben hatte. Wie nicht anders zu erwarten, würden seine Barmittel bald verbrauchtsein. Er verfügte über Cheques für drei, höchstens vier weitere Monate, danach musste er Geld verdienen. London war eine teure Stadt, bei seinem Lebensstil benötigte er regelmäßige Einkünfte in beträchtlicher Höhe.
    Er hatte noch nie in Erwägung gezogen, seinen Lebensunterhalt auf den Gütern der Familie zu verdienen. Die Verantwortung für den Grundbesitz war mit dem Erbe auf seinen älteren Bruder Thomas übergegangen, William als zweiter Sohn hatte die Wahl gehabt zwischen Klerus oder Militär. Als er nach dem College überlegte, ob er das bequeme Leben eines geistlichen Landjunkers führen oder lieber Soldat werden sollte, war ihm die Entscheidung nicht schwergefallen. Inzwischen hatte er sich manchmal gefragt, was aus dem Besitz der Spencers geworden war.
    Das Gutshaus in Eccleston stand seit dem Tod der Eltern leer. Thomas arbeitete als Anwalt in London, die Schwestern hatten eigene Familien gegründet. Er könnte also nach Lancashire zurückkehren, Thomas würde ihn sicher als Verwalter seiner Ländereien und Forste einsetzen. Aber würde er dort auch leben wollen? Er war vor Jahren fortgegangen, für die meisten Nachbarn und die Pächter des Anwesens war er ein Fremder. Dazu kam, dass die Vorstellung, Thomas nach so langer Zeit wieder gegenüberzutreten, ihn eigentümlich befangen machte. Nun, er brauchte sich ja nicht sofort entscheiden.
    Dagegen duldete die Frage seiner Demission keinen Aufschub. Nachdem Cornwallis für seine weitere militärische Karriere nicht garantieren wollte, hielt William es für ratsam, seinen Abschied von der Armee zu nehmen. Sollte Cornwallis ein Letztes für ihn tun und ihn einem der vielen Ministerien empfehlen: Die Royal Society oder die East India Company suchten für ihre Missionen immer Männer, die über militärische Erfahrung verfügten.
    Er nahm einen frischen Briefbogen und die Feder zur Hand und verfasste sein Gesuch an den General, er möge ihn vonseinen Pflichten entbinden und aus dem Dienst in der Armee seiner Majestät des Königs von England entlassen. Er siegelte das Schreiben und rief den Hausboten, damit er den Brief gleich am nächsten Tag zustellte.
    Am anderen Morgen fühlte William sich frei und voll jener Tatkraft, die jedem neuen Anfang innewohnt. Er beschloss, das radikale Schwarz seines Anzugs aufzulockern, und wählte eine Weste aus lichtblauem Seidenjacquard, die er zwei Tage zuvor in der Saville Row gekauft hatte. Das Muster des Westenstoffes zeigte Phoenix im Flammengefieder, ein Symbol für Wiedergeburt und Neubeginn, was ihm für seine Situation besonders passend erschien.
    Zunächst musste er eine Bank aufsuchen, um seine Cheques einzulösen. Anschließend wollte er Longuinius’ Bitte nachkommen und dessen Londoner Notar das Schreiben aushändigen, das er ihm kurz vor seiner Abreise übersandt hatte. Vorsorglich schickte er einen Boten zu dem Notariat Clarke & Clarke am Inner Temple, um seinen Besuch für den Nachmittag anzukündigen. Weil er wahrscheinlich den

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