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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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doch dann blieb er wie vom Donner gerührt stehen und sah bestürzt nach oben. William wusste, wo er hinblickte, und sagte zu Ronnie: »Schnell, bringen Sie den Jungen raus!«
    Ronnie fragte nicht, er fasste Néné am Arm und zog ihn mit sich durch die betrunkenen und feiernden Menschen zurSaaltür. Er hoffte nur, dass William bei allem berechtigten Zorn nicht vergaß, in wessen Haus er sich befand, und sich zurückhielt, wenn er Roscoe zur Rede stellte. Roscoe wäre wohl klug genug, es coram publico nicht zum Skandal kommen zu lassen.
    Vom Kamin halb verdeckt, blickte William zum Altan. Dort stand Roscoe, schön wie ein gefallener Engel, und blickte hinunter in den Saal. William tat keinen Lidschlag, während er den Stock in die linke Hand wechselte und mit der rechten langsam in den Rock griff. Seine Hand schloss sich um den passgenau gearbeiteten Pistolengriff, er legte zwei Finger auf den Abzug und löste die Sicherung. Adrenalin strömte durch seinen Körper. War das der Moment, auf den er seit Monaten wartete? Nur einen Sekundenbruchteil überlegte er: Wollte er Roscoe zur Rechenschaft ziehen, weil er Néné entführt und misshandelt hatte? Als Nénés Herr hätte er das Recht, Roscoe deswegen vor den Richter zu bringen; aber mehr nicht. Was würde dann aus seiner Rache? Roscoe hatte ihn gedemütigt, ihn gefoltert. Hier und jetzt könnte William seinen Stolz und seine Selbstachtung wiedergewinnen, er musste nur aus dem Schatten treten, auf Roscoe anlegen und ihn erschießen.
    Damit war es entschieden. Er zog die Pistole und schritt ans Ende der langen Tafel. Dem Altan genau gegenüber wandte er sich um, spannte den Abzug und nahm Roscoe ins Visier.
    Die Wächter auf dem Altan hatten nach Roscoe geschickt; unter den Gästen des Gelages habe es Handgreiflichkeiten gegeben. Roscoe war also noch einmal zurückgekommen, aber er konnte keine Anzeichen von Streit oder gar Tätlichkeiten unter den Gästen feststellen. Die Paare vergnügten sich und waren vollauf mit sich beschäftigt; nur sein kleiner Sklave war verschwunden. Als er die Wächter darauf aufmerksam machte, sah er unten eine Bewegung wie ein dunkler Flügelschlag und wandte den Kopf zur Saalmitte. Ein schwarz gekleideter Mannblickte direkt zu ihm herauf. Er wollte sich schon wieder abwenden, als der Mann den Arm hob und mit einer Pistole auf ihn zielte.
    Roscoe nickte, als er William Spencer erkannte. Er hatte ihn erwartet, aber nicht mit einer offenen Konfrontation dieser Art gerechnet. Kaltblütig erwog er seine Alternativen. Er musste Spencer erledigen, das war klar. Aber er durfte nicht riskieren, dass die Burg als Schauplatz eines Duells ins öffentliche Interesse rückte; immerhin lagen in den Verliesen tonnenweise Armeewaffen und Munition. Was bedeutete, er musste Spencer erstmal auf andere Art loswerden. Aber wie? Der Zeitpunkt war ungünstig; er musste noch die Leute in der Kanzlei abfertigen, während am Fluss schon das Boot wartete, das ihn zu seinem Schiff bringen sollte. Nach Plan sollte er längst an Bord sein. Die Zeit drängte, vor der Zollinspektion am nächsten Morgen musste er die Tristar weit genug außerhalb des Zugriffs der Obrigkeit gebracht haben. Nein, Spencer sollte ihm nicht das Geschäft verderben. Am besten, seine Männer nahmen ihn so lange in Gewahrsam, bis das Schiff mit der kostbaren Fracht England verlassen hatte.
    Auch Roscoes Gedankengang dauerte nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde. Gelassen zog er eine Pistole aus dem Holster unter dem Admiralsrock hervor. Den beiden Wächtern bedeutete er mit einem Wink, den Mann in der Halle zu ergreifen, dann hob er die Waffe und nahm William seinerseits ins Visier.
    Die Leute in Williams nächster Umgebung hatten sich rasch in Sicherheit gebracht, die übrigen Gäste schienen kaum beunruhigt. Man wusste, der Gastgeber liebte abartige Vergnügen; bestimmt hatte Roscoe den dramatischen Auftritt inszeniert. Jedenfalls bewunderten alle die Flamboyance, mit der die beiden Gegner ihren Konflikt öffentlich machten, und warteten gespannt auf den Ausgang dieser Zurschaustellung bedingungsloser Entschlossenheit. Auch die anwesenden Offizieregaben sich nicht den Anschein, als wollten sie intervenieren. Sie interessierte lediglich, wer der düstere Mann war, der die Kühnheit besaß, Roscoe zu fordern; galt doch der Kreole gemeinhin als verwegener Duellant.
    Néné lief indessen apathisch neben Ronnie her. Seit dem Augenblick, da er Roscoe auf dem Altan erblickt hatte, hatte ihn

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