Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
Vom Netzwerk:
bildete Hollow Park den größten zusammenhängenden Grundbesitz weit und breit. Von Old Town Landing, dem Ort der ersten Siedlung, reichten die Anbauflächen in einer gewaltigen Ausdehnung beiderseits des Ashley River viele Meilen flussaufwärts.
    Auf den Feldern arbeitete ein Heer von Sklaven. Wenn Antonia und Noah vorbeiritten, verstummten die Wechselgesänge, die Leute hielten inne und sahen ihnen ohne Gruß nach. Antonia musste an Charlenes Worte denken und fühlte durch die vielen Augenpaare den Blick der Antillaise auf sich gerichtet.
    Endlich mündete der Weg auf die Straße von Dorchester nach Bee’s Ferry. Sie ließen sich zum Westufer des Ashley River übersetzen, folgten der Zufahrtstraße von Hollow Park und kamen auf eine Allee, die nach einer Viertelmeile vor dem Herrenhaus endete.
    Antonia wurde bereits erwartet. Der Stallknecht hatte kaum ihre Zügel genommen, als Reed aus dem Säulenumgang des Hauses trat und die Freitreppe herunterlief, um sie zu begrüßen.
    »Ich freue mich so, dass Sie gekommen sind, Madam«, sagte er und war ihr beim Absitzen behilflich. »Fast fürchtete ich, Sie könnten es sich noch einmal anders überlegen.«
    »Wo denken Sie hin, Mr. Reed, Sie haben mir doch eine Geschichte versprochen!«
    An seinem Arm stieg sie zwischen den Säulen zum Eingang hinauf. Er führte sie in die zentrale Halle, ein quadratischer, luftig hoher Raum, von dessen Grundriss schlanke Säulen über zwei Stockwerke zur stuckverzierten Decke emporstrebten. Über drei Absätze führte der Treppenaufgang zu einer umlaufendenGalerie und den Zimmern der oberen Etage. Ein Lichtauge in der Decke erhellte den Luftraum über der Halle.
    Reed geleitete Antonia durch doppelte Flügeltüren in den Salon. Während er über die Geschichte des Hauses sprach, sah sie sich um. Links vom Salon lag die Bibliothek, daneben Reeds Arbeitszimmer. Rechts vom Salon ging man in das Speisezimmer.
    »Das Haus wurde nach Originalplänen Palladios gebaut, es ist das detailgenaue Gegenstück einer klassischen Villa in Italien«, erzählte Reed, während er sie durch die Räume begleitete. »Haben Sie bemerkt, wie die monumentale Wirkung der äußeren Kolonnaden bei der inneren Säulenhalle in eine elegante, private Dimension umgesetzt wurde? Ich bewundere diese Architektur, weil sie dem künstlerischen Anspruch nach Harmonie entspricht und zugleich das natürliche Bedürfnis nach Licht, Luft und freiem Raum erfüllt. Palladios Prinzipien sind wie für unser Klima gemacht. Ihr Haus auf Legacy wurde nach denselben Vorgaben gebaut.«
    »Ein ehrenvoller Vergleich, doch gemessen an Ihrem Anwesen, wohne ich eher in einem Puppenhaus!«, meinte sie, als sie zum Speisezimmer gingen. Sie war beeindruckt und hätte ihre Begeisterung gern deutlicher gezeigt. Aber es gab etwas in diesem Haus, das sie irritierte, sie wusste nur noch nicht, was.
    »Sie sehen blass aus, Madam«, bemerkte er, als sie am Tisch Platz genommen hatten. »Ich mache mir schon Vorwürfe. Wenigstens bis zur Fähre hätte ich Ihnen meinen Wagen entgegenschicken sollen.«
    »Aber nein! Es war ein schöner Ritt hierher. Wahrscheinlich bin ich nur ein wenig aus der Übung.« Sie versuchte, unbekümmert zu erscheinen, war aber wirklich froh, sich endlich ausruhen zu können. Ein schwarzer Diener brachte Wein, danach servierte er in einer feinen Speisenfolge Schildkrötensuppe mit geröstetem Weißbrot, Salate, traditionelles englisches Roastbeef und gratiniertes Gemüse. Reed unterhielt sie aufseine intelligent-amüsante Art. Er nahm selber nur wenig zu sich, beobachtete sie aber genau und verlangte nachdrücklich, dass sie vernünftig essen solle. Als der Kaffee serviert war, bat sie: »Jetzt die Geschichte! Sie haben es mir versprochen.«
    »Ja, richtig, Richard Morrell.« Er setzte sich bequem zurück und begann zu erzählen.
    »Vor etwa hundert Jahren, zehn Jahre nach der Gründung Charles Towns im großen Bogen des Ashley River, ließ sich hier ein wohlhabender Händler aus der Karibik nieder. Er nannte sich Richard Morrell, angeblich hatte er als Freibeuter ein Vermögen gemacht. Morrell erkannte schnell, dass der Platz der Siedlung ungünstig gewählt war, denn die von Moskitos verseuchten Sümpfe machten den Kolonisten das Leben zur Hölle. Deshalb erwarb er von Lord Ashley Cooper, einem der englischen Lord Proprietors, zwölf Meilen flussaufwärts ein Stück Land und baute das erste Haus auf Hollow Park. In den nächsten Jahren erwarb er weiteres Land. Von einer Reise

Weitere Kostenlose Bücher