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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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hatte sie gedrängt, ihn auf Hollow Park zu besuchen, aber nicht, weil er ihr etwas antun wollte: An dem Morgen nach dem Mord war er zu ihr gekommen, um ihr zu zeigen, was der Wahnsinn aus ihm gemacht hatte. Er musste sich der Folgen bewusst gewesen sein, die ihm bei seiner Auslieferung drohten. Dennoch legte er sein Schicksal in ihre Hand, wohl weil er ihre Ansichten über Menschlichkeit kannte und ihrer Empathie und ihrem moralischen Verantwortungsgefühl vertraute. Darum durfte sie ihn nicht preisgeben. Und obwohl sie wusste, dass hier ihre Schuld begann, war sie wie gebannt von dem Gefühl, das Richtige zu tun.
    »Ich wüsste nicht, wem meine Überlegungen in dieser Sacheweiterhelfen könnten«, bemerkte sie und stand auf. »Wie Sie sagten, wurde der Fall ja bereits aufgeklärt.«
    Ingham erhob sich ebenfalls und begleitete sie zum Wagen.
    Beim Abschied sagte sie: »Ihre Malariastudie hätte mich wirklich interessiert, Doktor. Wie geht es Ihrem Patienten, diesem jungen Aufseher?«
    »Er ist gestorben.«
    »Oh! Das tut mir leid.«
    »Ja, er war ein tapferer Mann, aber in den Sümpfen hatte er keine Chance, gesund zu werden. Das Wechselfieber ist der Fluch von Elverking!« Der Arzt dachte an den Sterbenden in seiner einsamen Kammer. »Wissen Sie, er phantasierte, als es zu Ende ging. Es ist erstaunlich, worin ein Mensch Trost finden kann. Zu ihm kam der Tod in Gestalt des Erlkönigs.«
    Die Abenddämmerung hob die Konturen der Landschaft schärfer hervor. Im Schwemmland um den Plains River glitzerten die Reisfelder wie ein Meer blaugrüner Rispen, die sich in weichen Wellen vor der Brise neigten. Hoch am Himmel zog ein Seeadler ohne Flügelschlag dahin. Der Wagen verließ die Flussniederungen und folgte der Straße nach Borroughton, vorbei an alten Kulturen und lichtgrünem Laub, Reichtum früherer Pflanzergenerationen.
    Sie hatten während der Heimfahrt schweigend ihren Gedanken nachgehangen. Als Noah den Wagen in die Auffahrt lenkte, sahen Joshua und Antonia gleichzeitig auf.
    »Wieder zu Hause, Joshua! Ich bin mal gerade acht Tage fort gewesen, doch es kommt mir so viel länger vor.«
    Der Landauer fuhr in das grüne Gewölbe der Allee, durch die doppelten Baumreihen schien die Abendsonne kaum noch hindurch. Antonia blickte voraus, wo am Ende der überwachsenen Zufahrt das Herrenhaus weiß aufleuchtete. Als sie in das Auffahrtsrondell einfuhren, kamen auch die anderen Gebäude in ihr Blickfeld, rechts unterhalb der großen Wiese der Wirtschaftshofmit den Stallungen und dem Kutscherhaus, ein Stück dahinter die Häuser der beiden Siedlungen, die Hausgärten und Geflügelpferche.
    »Es ist so ruhig«, sagte Joshua. »Wieso ist niemand zu sehen?«
    Der Wagen umfuhr das Rondell und hielt knirschend vor den Eingangsstufen. Die Pferde schnaubten, dann war es still. Noah raffte sich als Erster auf, sprang vom Kutschbock und lud Antonias Gepäck aus. Joshua stieg aus, fasste Antonia in alter Gewohnheit um die Taille und hob sie vom Wagen.
    »Nicht gerade, was man sich unter einem freudigen Empfang vorstellt«, meinte er.
    Antonia rief laut: »Charlene, wir sind zurück! Hallo, wo sind denn alle?«
    Endlich öffnete sich die Haustür, Charlene trat unter den Portikus. Stumm, in starrer Pose, wirkte sie gealtert. Tiefe Falten zeichneten Kummer in ihr Gesicht. Antonia setzte zu einer Frage an, als ihr auffiel, dass Charlene nur ihren Sohn ansah.
    Plötzlich wandte Joshua sich zum Kutscherhaus um. »Rovena?«
    Charlene schüttelte den Kopf. »Es heißt, eine weiße Frau wäre bei ihrer letzten Zusammenkunft getötet worden. Sie wollen ihr den Prozess machen …«
    »Rovena!« Joshua stürzte davon zum Kutscherhaus.
    »Um Gottes willen, Charlene!«, rief Antonia. »Was ist hier los?«
    »Bewaffnete Männer sind gekommen, sie hatten einen Haftbefehl, um Rovena abzuholen. Sie haben sie ins Gefängnis nach Charles Town gebracht.«
    »Joshua! Ich muss zu ihm!«
    »Nein, Miss Antonia. Sie können ihm nicht helfen.«
    »Aber Charlene …«
    »Er hat gewusst, wohin sie ging und wen sie traf. Schon lange hab ich befürchtet, dass so was passiert.«
    Antonia hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen gäbe nach. Was hatte sie getan, was hatte sie nur getan!
    »Rovena hat nichts mit der Sache zu tun«, entfuhr es ihr. »Die Mougadous haben die Frau nicht umgebracht!«
    »Können Sie das beweisen, Missy?«
    Antonia hielt Charlenes strengen Blick nicht aus, sie biss sich auf die Lippen und sah zu Boden, während Charlene wieder

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